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SCHWEINFURT
Den Führer bespuckt
Stadterweiterung der Zwischenkriegszeit: das Umfeld der 1927 eingeweihten Kilianskirche wurde innerhalb weniger Jahre bebaut. Im Hintergrund die Niederwerrner Straße.
Foto: Stadtarchiv Schweinfurt | Stadterweiterung der Zwischenkriegszeit: das Umfeld der 1927 eingeweihten Kilianskirche wurde innerhalb weniger Jahre bebaut. Im Hintergrund die Niederwerrner Straße.
Lukas Will
Lukas Will
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:41 Uhr

In der Reihe „Kleine Stadtgeschichte“ des Regensburger Verlags Pustet ist eine Schweinfurter Ausgabe erschienen. Wir stellen die Kapitel in einer Serie vor. Folge 7: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Naziherrschaft.

Der Erste Weltkrieg war nach anfänglicher Euphorie für Schweinfurt eine leidvolle Zeit. 731 Bürger waren bis Kriegsende im November 1918 an der Front gefallen. Schon vor der Kapitulation formte sich in Schweinfurt Widerstand gegen den Krieg. Die Arbeiter in der Stadt sagten sich von der SPD los und traten in Parteien ein, die weiter links standen. Die Wut auf die Regierung fand bald jedoch ein anderes Ziel: Wie alle Menschen im Reich sahen die Schweinfurter den Friedensvertrag von Versailles als Demütigung. Die große Revolution blieb nach einigen Unruhen dann doch aus.

Wenig aussichtsreich war die wirtschaftliche Lage in der Weimarer Republik (1918 – 1933). Arbeitnehmer streikten massiv, Arbeitgeber reagierten auf Konjunkturschwankungen mit sofortigen Kündigungen. Hinzu kam, dass die Exporte durch den Versailler Vertrag beschränkt wurden und die Inflation von 1923 das Kapital von Arbeitern und Unternehmen vernichtete. Die Schweinfurter Wälzlager bekamen außerdem immer mehr Konkurrenz, sodass das schwedische Unternehmen SKF im Jahr 1929 die Wälzlagerabteilung von Fichtel & Sachs sowie Fries & Höpflinger komplett aufkaufte.

Übrig blieb Georg Schäfers Kugelfischer mit 9,5 Prozent inländischen Marktanteil, wohingegen SKF, beziehungsweise dessen deutscher Ableger VKF, über 80 Prozent vereinnahmte.

In der Nachkriegszeit wuchs die Stadt geschwind. Oberndorf wurde 1919 mit seinen 4000 Einwohnern, dem Central-Bahnhof und vielen Fabriken eingemeindet. Trotz stark schwankender Arbeitslosenzahlen vergrößerte sich Schweinfurt bis 1931 auf 40 000 Einwohner. Viele fanden in der neuen Gartenstadt ein Zuhause. Dem Bevölkerungszuwachs entsprechend baute die Stadt in dieser Zeit auch die Infrastruktur aus. Es entstanden neue Schulen, Krankenhäuser, Kirchen und Gemeindezentren sowie das Ernst-Sachs-Bad (heute die Kunsthalle). Auch gründeten sich weitere Vereine wie der Evangelische Frauenbund, die DJK und der Hockey-Club.

Zwar schlossen sich zur Verteidigung der Demokratie Sozialdemokraten, Liberale und Vertreter bürgerlicher Parteien 1924 zum Bündnis „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ zusammen, doch hielt das den aufkeimenden Nationalsozialismus nicht auf. So marschierten am zweiten Adventssonntag 1928 etwa zwei Dutzend Braunhemden mit dem Banner „Deutsche kauft nicht bei Juden“ durch die Stadt.

Eine Woche später trat Adolf Hitler im Saalbau vor 1200 Zuhörern auf. Es gab jedoch auch Gegenwind: Als Hitler 1932 vor bereits 12 000 Menschen sprach, wurde sein Wagen am Obertor von Demonstranten gestoppt, der „Führer“ bespuckt und geschlagen. Die Täter wurden nicht gefasst.

 
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