Es war ungemütlich am Freitagvormittag vor den Toren des Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld. Bei schmuddeligem nasskalten Wetter versammelten sich rund 60 Teilnehmende zur kurzfristig anberaumten Demo gegen erste Atommülltransporte.
Der vereinte Protest wurde organisiert und unterstützt von BA-BI (Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz – Bürgerinitiative gegen Atomanlagen), dem Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB), dem Bund Naturschutz Schweinfurt, People for Future, der Bürgeraktion Müll und Umwelt, dem Kreisverband Schweinfurt von Bündnis 90/Die Grünen und dem Grünen-Landtagspolitiker Paul Knoblach.
Knoblach begann seine Rede zynisch. "Nicht die vier Container, die man hierher gebracht hat, sind gefährlich, wir sind es", sagte er mit Anspielung auf die erhaltene Desinformation. Alle Versuche, den ersten Liefertermin des Atommülltransportes nach Grafenrheinfeld vom AKW-Betreiber Preussen-Elektra zu erfahren, scheiterten. Knoblach denkt, dass dies "gezielt" passiert sei.
Knoblach: "schamloses und schäbiges Verhalten"
Am 16. Februar wurden Teile des Atommülls aus dem zurückgebauten AKW Würgassen ins Zwischenlager nach Grafenrheinfeld gebracht. Knoblach wirft dem Unternehmen ein "schamloses und schäbiges Verhalten" gegenüber den hiesigen Bürgern und "Mülltourismus" vor. Man müsse weniger moderat als bisher, sondern künftig klarer auftreten, legte der Landtagsabgeordnete seinen Mitstreitenden ans Herz. Schon seine Vorrednerin Babs Günther von SWAB befürchtete, dass das Grafenrheinfelder Zwischenlager zum Langzeitlager wird.
Die Gruppen, die zum Protest aufriefen, verfassten gemeinsam einen Flyer mit Forderungen. Sie fordern keine Einlagerung von zusätzlichem Atommüll von anderen Standorten in Grafenrheinfeld. Atommüll dürfe grundsätzlich nicht aus der atomrechtlichen Kontrolle entlassen werden. Sie fordern "runde Tische" als Beteiligungsform für Kommunen, Bürgerinitiativen usw.
Weiter werden verlässliche und transparente Informationen der Öffentlichkeit über alle Prozesse beim AKW-Rückbau und bei der Atomüll-Lagerung verlangt. Genauso eine "Minimierung des Strahlenrisikos" sowie eine "drastische Reduzierung der genehmigten Emissionswerte beim AKW-Rückbau und er Atommüll-Lagerung".
Eine "Neubewertung des gesamten Lagerkonzepts für radioaktiven Müll" sei nötig, heißt es weiter. So lange gelte: "Stopp aller Atommülltransporte nach Grafenrheinfeld, bis die Prüfung des BMUV zum Zentralen Bereitstellungslager in Würgassen abgeschlossen ist."
Gemeinsam wurde sich noch auf den bevorstehenden "Anti-Atom-Frühling 2023" mit mehreren Veranstaltungen, unter anderem auch einer Fukushima-Mahnwache in Schweinfurt am 11. März auf dem Georg-Wichtermann-Platz, eingeschworen. Und in Grafenrheinfeld möchte man dem nächsten Transport früher auf die Spur kommen, hofft Knoblach, der noch pathetisch nachlegte: "Am besten, wir würden nicht davon erfahren, es würde nie mehr einer kommen."