
Ob er es gefühlt oder geahnt hat? Es wird sich nicht mehr klären lassen. Noch am 3. September saßen wir spontan in der Probierstube des Weinguts Kram in Altmannsdorf beieinander. Dr. Erich Meidel, seine Tochter Heike als seine Fahrerin und ich. Er hatte mich gefragt, ob wir nicht doch noch schnell von Neuhof, wo wir wegen der von ihm initiierten Verleihung der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ durch den Landesbund für Vogelschutz an die Familie Pfister waren, einen Abstecher nach Altmannsdorf machen könnten.
Zuvor wollte er unbedingt, dass ich noch ein Bild von ihm mit seinem geliebten Zabelstein im Hintergrund mache, zu dessen Füßen er einst aufgewachsen war. Ich habe auf die anbrechende Dämmerung und das diesige Wetter an diesem Tag verwiesen, aber er meinte nur, ich werde da schon was hinbringen. Es dürfte das letzte Bild gewesen sein, das von Erich Meidel gemacht worden ist. Zweieinhalb Wochen später hat am Donnerstagmorgen gegen 2 Uhr sein Herz nach über 90 Jahren zu schlagen aufgehört. Völlig überraschend ist Erich Meidel in dieser Nacht an den Folgen eines abendlichen Sturzes zuhause in Schweinfurt gestorben.
Erich Meidel war tief geprägt vom Steigerwald, der Jugend, die er hier in dem von seinem Vater geleiteten Forstamt in Hundelshausen mit seinen Brüdern verbrachte, und der Geschichte dieses Landstrichs. Und dennoch war er immer aufgeschlossen für alles Neue und für die Menschen, denen er stets mit großem Respekt und seiner feinen Art begegnete, egal wer auch immer da vor ihm stand oder saß.
Geboren am 9. Februar 1928 in Würzburg, wuchs Erich Meidel in Hundelshausen auf, wo sein Vater von 1933 bis 1960 das Forstamt leitete. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er am Ende noch als Flakhelfer eingesetzt war, machte er 1947 sein Abitur in Schweinfurt, um sich fortan der Juristerei zu widmen. 1957 legte er das zweite juristische Staatsexamen ab. 1960 erlangte er als Jurist die Doktorwürde der Universität Würzburg.
Es folgte ab 1958 die Zeit als Rechtsanwalt in der gemeinsamen Wirtschaftskanzlei Dr. Ludwig Sailer, Dr. Erich Meidel & Dr. Hermann Morell in Schweinfurt. Einen besonderen Namen machte sich Erich Meidel schließlich, indem er von 1967 bis 1991 als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt die IHK-Geschäftsstelle Schweinfurt leitete. Hier widmete er sich besonders der Zonenrandhilfe, der Regionalplanung und der Verbesserung der Verkehrsanbindung des Raumes Schweinfurt. Sein hohes Ansehen in dieser Funktion führte zur Übertragung zahlreicher ehrenamtlicher Aufgaben in unterschiedlichsten Gremien in der Region.
Intensiv trat Erich Meidel aus Ehrfurcht und Liebe zur Kreatur und zur Natur schon immer für eine naturnahe Erhaltung des Waldes und eine artgerechte Erhaltung des Wildes ein. In zahlreichen Publikationen hat er sich mit der frühen Jagdgeschichte, der Jagdkunst und der Jagdökologie beschäftigt.
In diesem Zusammenhang hat der promovierte Jurist eine Reihe von Ehrenämtern bekleidet. So war er von 1963 bis 1970 Vorsitzender des Jagdschutzvereins Gerolzhofen und anschließend von 1971 bis 1983 Vorsitzender des Jagdschutzvereins Schweinfurt. Dazu Leiter der Hegegemeinschaft Gerolzhofen von 1996 bis 2006. Von 1970 bis 1974 und nochmals von 1983 bis 1999 und damit insgesamt 20 Jahre lang stellte er sich als Vorsitzender der Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt zur Verfügung. Ferner fungierte er von 1968 bis 1989 als Vorsitzender der Bezirksgruppe Unterfranken des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). Von 1990 bis 2006 war er Mitglied des BJV-Landesausschusses.
Erich Meidels Engagement wurde durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, bis hin 1977 zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 1982 bekam er die bayerische Umweltmedaille, 1985 vom Landesjagdverband Bayern das Ehrenzeichen in Gold. Die Stadt Schweinfurt zeichnete ihn mit der Stadtmedaille in Silber aus.
Obwohl Erich Meidel durch seine berufliche Tätigkeit in Schweinfurt sesshaft wurde, blieb er von Jugend an besonders durch die Jagd immer eng mit dem Steigerwald und dessen Natur verbunden. So war erst heuer eines der wohl mit am längsten währenden familiären Jagdpachtverhältnisse in Bayern im Steigerwald zu Ende gegangen. 85 Jahre lang hatten seit 1933 der langjährige Leiter des früheren Forstamts im ehemaligen fürstbischöflichen Jagdschloss in Hundelshausen, Richard Meidel, und ab 1960 sein Sohnemann Erich den nördlichen Bogen des Gemeinschaftsjagdreviers Hundelshausen-Altmannsdorf gepachtet. Aus Altersgründen hatte Erich Meidel mit 90 Jahren heuer die Büchse beiseite gelegt. Aus diesem Anlass hatte Erich Meidel der Jagdgenossenschaft die einst von Lehrer Robert Leipold im Jahr 1914 begonnene und von seiner Mutter Irmgard und ihm fortgeführte Ortsgeschichte von Hundelshausen und Altmannsdorf übergeben. Erich Meidel war es auch, der einst den Freundeskreis für Vor- und Frühgeschichte im Raum Scheinfurt-Gerolzhofen gründete und dessen Exkursionen lange leitete.
Um Erich Meidel trauern besonders seine Ehefrau Sieglinde, Sohn Bernd und Tochter Heike mit ihren Familien, darunter sechs Enkel, Bruder Karlheinz mit seiner Frau sowie die Anverwandten.
Die Beisetzung findet am Mittwoch um 11 Uhr auf dem Hauptfriedhof in Schweinfurt statt. Das Requiem für den Verstorbenen wird am Donnerstag um 19 Uhr in der St. Peter und Paul-Kirche in Schweinfurt gefeiert.