Die Ostgrenze des Gebiets, aus dem eine junge Frau aus der Region Gerolzhofen beziehungsweise nördlicher Steigerwald fränkische Weinkönigin werden kann, ist wie es scheint in Zeilitzheim erreicht. Bis auf die zwei Zeilitzheimerinnen Irene Säger (1984) und Jennifer Herbert (2006) hat es seit 1950 noch nie eine Kandidatin geschafft, die fränkische Weinkrone ins Gerolzhöfer Land zu holen. Jetzt scheiterte Kristina Reinhart aus Donnersdorf.
Davon auszugehen, die jungen Frauen aus den nördlichen Steigerwald wären weniger attraktiv, weniger redegewandt oder wüssten weniger über den Wein als ihre Konkurrentinnen aus anderen fränkischen Weinbaugebieten, wäre eine böse Unterstellung. Gleiches gilt für die landschaftliche Schönheit der Weinlagen von Kammerforst bis Donnersdorf.
Woher also kommt es, dass die Weinkrone am nördlichen Steigerwald regelmäßig vorbeigeht?
Wer gewinnt, entscheidet die 120-köpfige Jury. Doch wer genau in dieser Jury sitzt, behält der Fränkische Weinbauverband für sich. Schon an dieser Stelle wird es also schwer, Wahlausgänge zu erklären.
Bekannt ist aber von der aktuellen Wahl der Weinkönigin am vergangenen Freitag, dass nicht einmal der Donnersdorfer Bürgermeister Klaus Schenk oder sein Gerolzhöfer Kollege Thorsten Wozniak (gleichzeitig Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen) zu den Stimmberechtigten gehörten. Früher saßen aus Gerolzhofen auch noch Beate Glotzmann, Leiterin der Tourist-Information, und Rudi Kühl, Vorsitzender von Gerolzhofen-aktiv, im Wahlgremium.
Nicht wissend, dass nicht einmal Thorsten Wozniak zur Wahl eingeladen war, äußerte Bürgermeister Klaus Schenk zunächst seinen Unmut gegenüber dem Gerolzhöfer Kollegen, warum nicht wenigstens dieser die Region bei der Wahl vertreten hat. Wozniak musste Schenk erst aufklären, dass er keine Eintrittskarte für das „Vogel Convention Center“ hatte.
Schenk ist überzeugt, dass die kleinen Winzer am Steigerwald es längst verdient hätten, auch einmal eine Weinkönigin zu stellen. Er wundert sich, als man ihm sagte, Kristina Reinhart hätte fast so viele Stimmen bekommen wie die Nordheimerin Christina Schneider. „Dann hätte ja die Eibelstädterin fast gar nichts bekommen.“ Auch das genaue Wahlergebnis erfährt die Öffentlichkeit nicht.
„Wir haben mit gefiebert und teilen natürlich auch die Enttäuschung darüber, dass Kristina Reinhart nicht zur 61. Fränkischen Weinkönigin gewählt wurde“, sagt Landrat Florian Töpper im Nachgang zu der Entscheidung am 18. März. Töpper hatte sich persönlich stark für die Donnersdorferin eingesetzt.
„Ich habe die drei Kandidatinnen alle recht nahe beieinander erlebt, so dass ich von der Entscheidung schon im ersten Wahlgang überrascht war“, berichtet der Landrat.
Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte sich den Wahltermin bereits eingetragen, wartete aber vergeblich auf eine Einladung. Als er beim Weinbauverband nachfragte, erhielt er reinen Wein eingeschenkt. Das Interesse aus Wirtschaft und Politik sei so groß, „dass wir in diesem Jahr Ihren Bürgermeister nicht berücksichtigen können“, hieß es aus Würzburg. Von einer Stimmberechtigten aus dem Kreis Kitzingen habe er gehört, dass sie angesichts der nahezu gleichwertigen Präsentation von Christina Schneider und Kristina Reinhart ihre Stimme aus Patriotismus halt doch der Nordheimerin gegeben hat. Wozniak hat natürlich Verständnis für diesen Lokalpatriotismus.
Was Wozniak aber nicht versteht: „Der Bürgermeister der einzigen Stadt im Landkreis Schweinfurt, des einzigen Mittelzentrums der Region, der Vorsitzende der zweitgrößten Verwaltungsgemeinschaft in Bayern, die im drittgrößten Weinlandkreis Bayerns liegt, hat keine Stimme. Ich finde es schon bemerkenswert, dass wir da so rausrotiert werden.“ Damit meint das Stadtoberhaupt, dass der Weinbauverband bei der Wahl der Stimmberechtigten auf einer Liste von etwa 250 Interessenten durchwechselt.
Wozniak plädiert dafür, entweder die Jury mit mehr neutralen Stimmen zu besetzen oder einen zweiten Wahlgang verpflichtend vorzuschreiben. In einem solchen Wahlgang gebe es mehr Neutrale, weil dann ja schon eine oder mehrere Kandidatinnen ausgeschieden sind.
„Die Mehrzahl der Juroren ist unabhängig“, sagt dagegen Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands und der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland. Der Verband habe auch diesmal Wert darauf gelegt, dass die „Hausmacht“ der Kandidatinnen nicht zu stark wurde. So seien neben Klaus Schenk auch die Bürgermeister von Nordheim und Eibelstadt nicht stimmberechtigt gewesen.
Die Namen der Juroren gibt der Weinbauverband laut Schmitt nicht bekannt, weil sie sonst beeinflussbar seien. Zu den Wahlgängen: Auch im vergangenen Jahr sei die Wahl im ersten Gang entschieden worden, obwohl sechs Kandidatinnen angetreten waren.
Aus dem nördlichen Steigerwald kämen zudem nur wenige Bewerbungen. „Bei unseren Wahlen hat sich immer die Kandidatin durchgesetzt, die am besten ist“, ist sich Schmitt sicher.
Die Kandidatinnen aus der Region
So wenige Bewerberinnen aus der Region Gerolzhofen, wie Hermann Schmitt, der Geschäftsführer des Weinbauverbands Franken, meint, waren es seit der Jahrtausendwende nicht. 2003 trat die Oberschwarzacherin Katrin Lindner um die fränkische Weinkrone an, die sich freilich der späteren Deutschen Weinkönigin Nicole Then aus Sommerach beugen musste.
2005 kandidierte Nadine Wieland (heute Friedrich) aus Stammheim. Gewonnen hat damals Eva Steindorf aus Escherndorf.
Jennifer Herbert aus Zeilitzheim errang 2006 die Krone. 2010 unterlag Nicole Weissenseel aus Traustadt gegen Melanie Unsleber aus Ramsthal.
Und im Jahr 2011 hatte Carina Schwab aus Oberschwarzach das nachsehen gegen Sabine Ziegler aus Güntersleben.
2016 folgte Kristina Reinhart gegen Christina Schneider aus Nordheim.
Die meisten Weinköniginnen stellt übrigens Volkach mit sechs, gefolgt von Nordheim und Obereisenheim mit je fünf. FI