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SCHWEINFURT
Dem Reiz von Singapur erlegen: Christoph Zänglein geht
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 15.02.2017 03:35 Uhr

Ziemlich genau fünf Jahre hat Christoph Zänglein das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium noch größtes Gymnasium geleitet. Jetzt zieht es den 57-Jährigen einmal mehr in die Ferne: Er wird Chef der deutsch-europäischen Schule in Singapur. Am 20. Februar ist sein erster Arbeitstag im flächenmäßig kleinsten Staat in Südostasien, am 14. Februar verabschiedet ihn seine Schweinfurter Schule.

Es ist Zängleins dritter Auslandsaufenthalt. Von 1991 arbeitete er bis 1997 an der Deutschen Schule in Istanbul, von 2004 bis 2010 wirkte er als stellvertretender Schulleiter an der Deutschen Schule Washington. Einen Plan, erneut ins Ausland zu wechseln, hatte er nicht. Zänglein erreichte aber über die Zentralstelle für Auslandsschulen eine Anfrage aus Singapur, eine der renommiertesten Auslandsschulen überhaupt. „Da sagt man nicht Nein“.

In Schweinfurts größtem Gymnasium hat sich der Schulleiter von Anfang an wohl gefühlt

Kurz geht Zänglein beim Gespräch mit der Redaktion auf die heutige Lage in der Türkei und den USA ein, seinen ersten Auslandstationen. „Es tut weh, wie sich das politisch entwickelt hat“, sagt Zänglein und meint den Schaden, den die Toleranz und Offenheit in beiden Ländern nehme.

Zänglein hat das Humboldt, das mit aktuell 1060 Schülern noch immer Schweinfurts größte Schule ist, in ruhiges Fahrwasser zurückgeführt. Am AvH und in Schweinfurt habe er sich „von Anfang sehr wohl gefühlt“, er gehe „nicht gerne weg“. Er habe in den fünf Jahren viel erreicht, „ich gebe eine sehr gut funktionierende Schule auf“.

Zänglein hat trotz der großen Aufgabe für die Zentralstelle für Auslandsschulen weiterhin bis zu einer Woche dauernde Kurse für ins Ausland vermittelte Lehrer und Schulleiter gehalten. Er wusste deshalb über ihm bekannte Lehrkräfte auch von interessanten offenen Stellen in London, New York und Singapur. Letztere Schule habe konkret angefragt. Man wollte ihn in Südostasien schon haben. Weil zu diesem Zeitpunkt aber der stellvertretende AvH–Leiter Harald Hirsch in den Ruhestand gewechselt war, habe er den Wechsel aus Rücksichtnahme auf jetzt verschoben.

Erneuter Auslandsaufenthalt war nicht geplant, aber die Anfrage aus Singapur reizte

Die Privatschule in Singapur zählt mit rund 1600 deutlich mehr Schüler als das AvH. Singaporis dürften die Schule nicht besuchen, 75 Prozent der Schüler sind Deutsche, ein Viertel junge Leute aus Europa. In Singapur als wirtschaftlicher Drehscheibe seien viele deutsche Firmen angesiedelt, darunter ZF und Schaeffler. Im Inselstaat leben 8000 Deutsche. An der künftig von Christoph Zänglein geleiteten Schule gibt es einen deutschen Zweig zum Abitur, wenngleich die Schulsprache „englisch ist“.

Der Würzburger studierte in seiner Heimatstadt von 1980 bis 1986 das Lehramt (Englisch und Geschichte), unterrichtete bis 1991 am Gymnasium Miltenberg. Nach Istanbul setzte er seine Schulkarriere 1997 in Gemünden fort, wo die Familie ab sofort im eigenen Haus wohnte. Vor dem USA-Aufenthalt wirkte Zänglein zwei Jahre am Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg.

Nach Amerika war seine erste deutsche Station schon Schweinfurt als stellvertretender Schulleiter am damals von Johanna Bonengel geleiteten Bayernkolleg. 2012 dann der der Sprung über die Straße zum Humboldt-Gymnasium mit damals noch 1330 Schülern.

Vertrag läuft über sechs Jahre mit Option auf eine frühere Rückkehr

Zänglein verhehlt trotz seines weinenden Auges nicht, dass Singapur, weil neu und spannend, auch reizt. Die saubere Stadt ohne Verbrechen und Korruption wird er allerdings zunächst alleine erkunden und erleben. Die Töchter, Juristin bzw. Lehrerin, sind längst im Beruf, der 19-jährig Sohn studiert noch (BWL). Seine Frau will nach einem guten Jahr nachkommend. Zänglein hat einen Sechs-Jahresvertrag unterzeichnet, mit Ausstiegsklausel schon nach drei Jahren.

Wann er zurückkommt, weiß er heute nicht, es wird aber auf jeden Fall wieder Gemünden sein. „Wenn man nach Deutschland zurückkehrt, kann man nur in Unterfranken leben“, sagt Zänglein, lächelt dabei und begründet die Aussage mit den die Leute hier prägenden Eigenschaften wie dem „gewissen Understatement“ und ihrer Unaufgeregtheit.

Zänglein, dem – logisch – „das Internationale sehr wichtig ist“, hat am Humboldt mit den Partnerschaften zur ungarischen Schule in Tata und der Deutschen Schule im indonesischen Djakarta schon Zeichen gesetzt. Er will nun auch ein Band zu seiner neuen Wirkungsstätte in Singapur knüpfen und einen weiteren gegenseitigen Austausch ermöglichen. Neuer Schulleiter am AvH wird Klemens Alfen, Studiendirektor am Röntgen-Gymnasium Würzburg.

 
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    Sehr merkwürdig: Am Infoabend im AvH (9.2.) tritt Herr Zänglein als Schulleiter ans Mikrofon und erwähnt mit keinem Wort seine Pläne. Zwei Tage später wird in der Zeitung der Nachfolger präsentiert. Finde ich eine etwas seltsame Informationspolitik...
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