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Gerolzhofen
Dem Rassismus eine deutliche Abfuhr erteilen
Mit einer würdigen Feier hat die Stadt Gerolzhofen am Samstagabend am Mahnmal neben dem Volkachbach den Opfern von Krieg, Vertreibung, Terror und Unrecht gedacht. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Stadtkapelle und Kinder der Grundschule. Schülerinnen der Ludwig-Derleth-Realschule sprachen meditative Texte.
Am Samstagabend lud die Stadt Gerolzhofen anlässlich des Volkstrauertags zu einer Feierstunde am Mahnmal.
Foto: Klaus Vogt | Am Samstagabend lud die Stadt Gerolzhofen anlässlich des Volkstrauertags zu einer Feierstunde am Mahnmal.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 10.12.2019 17:52 Uhr

Mit einer würdigen Feier hat die Stadt Gerolzhofen am Samstagabend am Mahnmal neben dem Volkachbach den Opfern von Krieg, Vertreibung, Terror und Unrecht gedacht. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Stadtkapelle und Kinder der Grundschule. Schülerinnen der Ludwig-Derleth-Realschule sprachen meditative Texte.

Der Trauerzug mit den Fahnenabordnungen der Vereine hatte sich nach dem Vorabendgottesdienst von der Stadtpfarrkirche aus schweigend in Richtung Mahnmal in Bewegung gesetzt. Feuerwehrmänner mit Fackeln flankierten den Zug.

Mädchen aus der Grundschule Gerolzhofen mit Rektor Helmut Schmid umrahmten die Feier mit Flötenstücken.
Foto: Klaus Vogt | Mädchen aus der Grundschule Gerolzhofen mit Rektor Helmut Schmid umrahmten die Feier mit Flötenstücken.

"Heute vor 80 Jahren befand sich Deutschland im Krieg", sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak. Der Zweite Weltkrieg mit seinen beispiellosen Verbrechen gegen die Menschheit forderte 65 Millionen Tote, darunter auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Gerolzhofen und Rügshofen. Manche Soldaten kamen erst Jahre nach Ende des Krieges wieder aus der Gefangenschaft zurück, sie kehrten versehrt zurück, körperlich, viele aber auch seelisch. "Erst vor wenigen Wochen wurde bei einem Geburtstagsbesuch wurde wieder über Kriegsrückkehrer berichtet. Das sind immer wieder bewegende Geschichten, auch jetzt noch, 74 Jahre nach dem Ende des Krieges", sagte der Bürgermeister.

Die Botschaft des Volkstrauertags laute: Frieden ist nicht selbstverständlich. Diese Botschaft sei nach wie vor aktuell, betonte Wozniak, insbesondere auch in Anbetracht der zahlreichen Kriege und Krisenherde auf der ganzen Welt. "Wenn wir an die Kriegsopfer erinnern, wenn wir an die gefallen Soldaten und Zivilisten denken, wenn wir an die vielen Familien erinnern, die zerstört wurden, dann müssen wir auch daran denken, wie es überhaupt zu dem Nationalsozialismus in Deutschland kommen konnte." Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung, mit anderem Glauben, anderer Herkunft, anderer Hautfarbe - aus der Diskriminierung wurde dann eine systematische Verfolgung.

Bürgermeister Thorsten Wozniak (rechts) legte gemeinsam mit Stadtgärtner André Ditterich am Volkstrauertag einen Kranz nieder.
Foto: Klaus Vogt | Bürgermeister Thorsten Wozniak (rechts) legte gemeinsam mit Stadtgärtner André Ditterich am Volkstrauertag einen Kranz nieder.

Deshalb sei es heutzutage unsere Pflicht, solche Hetze, die uns mittlerweile immer öfters begegnet, insbesondere in den sozialen Netzwerken, nicht zuzulassen. "Solch einer angeblichen Alternative, die wiederholt rassistische Kommentare veröffentlicht, müssen wir eine deutliche Abfuhr erteilen", forderte Wozniak in Anspielung auf die AfD. "Lassen Sie uns gemeinsam eintreten gegen Extremismus und Radikalisierung, gegen den Populismus in ganz Europa. Lassen Sie nicht zu, dass Parteien rassistische und ausgrenzende Gedanken wieder in die Mitte der Gesellschaft tragen."

Schülerinnen der Ludwig-Derleth-Realschule Gerolzhofen lasen meditative Texte.
Foto: Klaus Vogt | Schülerinnen der Ludwig-Derleth-Realschule Gerolzhofen lasen meditative Texte.

An der Feier nahmen auch die beiden Geistlichen Reiner Apel und Stefan Mai teil. Pfarrer Apel zitierte Psalm 37:11 "Aber die Elenden werden das Land erben und Lust haben in großem Frieden." Gerade wir in der heutigen Wohlstandsgesellschaft seien die Erben der Nachkriegszeit. Man profitiere davon, was in den vergangenen Jahrzehnten mühsam aufgebaut worden sei - auch die Tatsache, dass man heute sicher und in Frieden in einer Demokratie leben könne. "Doch wollen tatsächlich alle dieses Erben auch antreten?", stellte Apel die rhetorische Frage.  

Wichtig sei, dass alle Menschen an den Schätzen der Erde teilhaben könnten, und nicht nur Staaten und Konzerne sich die Landstriche sichern und aufteilen. "Das Land ist nicht vermehrbar." Es sei derzeit in der evangelischen Kirche durchaus umstritten, ob man ein Flüchtlingsschiff ins Mittelmeer entsenden soll. "Dies würde das Problem aber nicht lösen", meinte Apel. Man müsse die Probleme schon in der Heimat der Flüchtlinge angehen. "Und da sind die Kirchen aufgerufen, deutlich mehr zu tun."

Zu den Klängen des "Guten Kameraden" senkten sich schließlich die Fahnen und Vertreter der Stadt und des örtlichen VdK legten am Mahnmal Kränze nieder.

 
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