
Zuerst die gute Nachricht für den Hörnauer Wald: Auch wenn der Höhepunkt der Population erst 2019 erwartet wird, so dürfte der Kelch der vielerorts im Landkreis drohenden massenhaften Vermehrung des Eichenschwammspinners an ihm vorübergehen. Die Zahl der entdeckten Eigelege liegt weit unter der kritischen Marke. Die schlechte Nachricht: Speziell im vorgeschädigten Frankenwinheimer Teil leidet der schwächelnde Wald zusätzlich an bekannten, aber auch neuen Symptomen.
Nach dem weitgehend abgeklungenen massiven Absterben von Alteichen vor einigen Jahren kränkeln so zur Beunruhigung von Fachleuten und Gemeinde jetzt zunehmend Hainbuche, Linde und Esche. Damit droht der nächste Rückschlag: Denn in Eichenbeständen, in denen die kühlende Wirkung von schattenspendenden Laubhölzern wie Hainbuche oder Linde als Unterbau fehlt, finden die mit Vorliebe junge Eichenblätter fressenden Raupen von Nachtfalterarten wie Schwammspinner, Frostspanner, Eichenwickler und Eichenprozessionsspinner dank der durch den Lichteinfall zunehmenden Wärme ideale Bedingungen vor, um sich zu vermehren.
Nur schwer vorhersehbare Prozesse
Überhaupt zeigt ein kleiner Waldbegang, dass die im Wald ablaufenden Prozesse äußerst komplex und nur schwer vorhersehbar sind. Es spielen viele Faktoren hinein. Das breite Spektrum reicht von der Erderwärmung bis zum Witterungsverlauf. Allein der vermag alle Annahmen zur Entwicklung von Schädlingen über Nacht über den Haufen zu werfen. Stephan Thierfelder, Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, beschreibt die Gratwanderung so: „Trotz aller Prognosen und Vorsichtsmaßnahmen kann es gut gehen oder nicht“.
Nicht gut gegangen ist es definitiv im Frankenwinheimer Teil des Hörnauer Waldes 2009/2010. 2008 hatte sich der Eichenprozessionsspinner im benachbarten Gerolzhöfer Bereich stark vermehrt und genüsslich über die ganz oben auf seinem Speiseplan stehenden jungen Eichenblätter hergemacht.
Erfolgreiche Spritzung aus der Luft
Bei einem gemeinsamen Ortstermin von Stadt, Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt war deshalb der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als notwendig erachtet worden. Daraufhin ließ die Stadt im Mai 2009 ihren am Südrand liegenden Stadtwald aus der Luft per Hubschrauber mit chemischen Pflanzenschutzmitteln überziehen. Im sensiblen Bereich von Gewässern kam ein biologischer Wirkstoff zum Einsatz. Die Spritzung führte dazu, dass es zu keinem Kahlfraß durch Eichenwickler und Eichenprozessionsspinner kam und keine Eiche abgestorben ist.
Gerolzhofens Stadtförster Volker Conrad erinnert sich: „Einen so massiven Fraß hatte ich noch nicht erlebt. Die Eichen waren kahl wie im Winter. Beinahe wäre die komplette Arbeit der vergangenen Jahre umsonst gewesen.“ Er betont: „Wir haben es nicht gern gemacht, aber die Bekämpfung war in dem Fall das geringere Übel.“
Spritzverzicht im übrigen Teil mit fatalen Folgen
Für den übrigen Hörnauer Wald auf Frankenwinheimer und Alitzheimer Seite war 2009 die Notwendigkeit für die Spritzung aus der Luft aufgrund der durchgeführten Prognose nicht gesehen worden. Mit dramatischen Folgen. Dort war es in der Folge zu einem frühen Fraß des Eichenwicklers aus dem Nichts gekommen, ehe sich dort auch noch der Eichenprozessionsspinner an den Blättern schadlos hielt. Selbst nach einem Kahlfraß gelingt es dem Baum jedoch häufig, durch Ersatzaustriebe, dem sogenannten Johannistrieb, und durch nachfolgende Triebe wieder Laubmasse zu gewinnen. Für diesen Kraftakt verbraucht die Eiche aber wertvolle Ressourcen.
Wenn, wie in der Hörnau, die bereits durch den Appetit der Schmetterlingsraupen vorgeschädigten Bäume kurz darauf zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt die nächste Keule in Form eines massiven Befalls mit dem Mehltau-Pilz trifft, kommt dies in der Regel allein schon einem Todesurteil gleich, wird dadurch doch die Fotosynthese erheblich gestört.
Der Prachtkäfer gab der Eiche den Rest
Doch damit nicht genug: 2011 ist zu allem Überfluss auch noch der Eichenprachtkäfer als nächster Folgeschädling aufgetreten. Um die vitalen Bäume zu schützen, mussten die befallenen Eichen umgehend gefällt und das Schadholz ebenso zügig abtransportiert werden. Das geschah 2011 im Rahmen eines außerplanmäßigen Sommereinschlags. So waren in kurzer Zeit mehrere, zum Teil nicht vorhersehbare Extreme in der Hörnau aufeinandergetroffen.
Die Bilanz des verlorenen Kampfes: 450 angezählte Eichen im Frankenwinheimer Hörnau-Wald überlebten nicht, dazu nochmal rund 100 im eingebetteten Privatwald. Macht zusammen rund 550 abgestorbene, zum Teil sehr dicke alte Eichenbäume.
Gesundheitszustand der Eichen hat sich stabilisiert
In den vergangenen Jahren stabilisierte sich der Gesundheitszustand der Alteichen und es ebbte die Zahl absterbender Bäume wieder auf ein erträgliches Maß ab.
Nach den gravierenden Fraßschäden 2009 insbesondere im Frankenwinheimer Teil war 2010 nach der vorherigen Teilspritzung des Gerolzhöfer Stadtwaldes im Jahr zuvor schließlich der gesamte Hörnauer Wald beflogen worden. Ohne diesen Pflanzenschutzmitteleinsatz wären die eingetretenen Schäden mit Sicherheit noch deutlich höher ausgefallen, ist sich Stephan Thierfelder ganz sicher.
Eser: „Es darf nichts mehr schiefgehen“
Heute sagt der für den Frankenwinheimer Hörnauwald zuständige Revierförster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Gerald Eser: „Nach den Ereignissen von 2009 darf hier nichts mehr schiefgehen.“ Und auch darin sind sich die Forstleute einig, wie Stephan Thierfelder erklärt: „Die Bekämpfung ist nur die Feuerwehr-Maßnahme. Wir müssen schauen, dass wir den Wald langfristig durch seinen Umbau generell widerstandsfähiger bekommen“. Gemeint sind damit eine Verjüngung der Wälder und eine gesunde Durchmischung der Laubbaumarten.
Wichtig ist es in den Augen von Stephan Thierfelder, dass man sich angesichts der Komplexität der Zusammenhänge in der Diskussion auf Fakten stützt. Und deshalb sei auch die Dokumentation der Schadensereignisse als Diskussionsgrundlage so wichtig. Nur eine ordentliche Bestandsaufnahme gebe Aufschluss darüber, inwieweit zum Beispiel die Eiche den Kahlfraß wegsteckt oder welche Nebenwirkungen der Einsatz von chemischen Mitteln hat, um „an den Stellschrauben drehen zu können“. In der Hörnau sei dies alles festgehalten.
Die Folgeschäden des Eichensterbens
Die andere Seite der Medaille sind nämlich die Folgeschäden. Dabei geht es etwa darum, wie sich die abgestorbenen Bäume auf das sensible Gefüge Wald und seine nächsten Generationen auswirken, wenn Flächen durch den Lichteinfall und die fehlende Wasserpumpen-Wirkung der Eiche zunehmend vergrasen und die Hainbuche stark aufkommt.
Auch deshalb ist es so entscheidend, zu beobachten, ob sich nach dem Hitzejahr 2015 und dem extrem trockenen Winter 2016/2017 vermehrt neue Schädlings-Populationen etwa beim Prozessionsspinner aufbauen.
Wie reagiert die Vogelwelt?
Die Frage ist auch, welche Auswirkung auf Dauer die Dezimierung der alten Eichen als das Markenzeichen der Hörnau für die Vogelwelt hat. Viele der hier lebenden Arten sind auf die knorrigen Bäume angewiesen.





Auch das sündhaft teure Nachhaltigkeitszentrum kann keinerlei Erkenntnisse darüber liefern, was hier zu tun wäre. Überforderte, sogenannte Fachleute eben.
Rehbestände radikal reduzieren, da natürliche Beutegreifer wie Wolf oder Luchs fehlen und abwarten, was sich dort entwickelt wäre wohl der unverfänglich einfachste, billigste und erfolgversprechende Weg in diesem Naturschutzgebiet. Aber so einfach und wissenschaftlich unabgesichert darf das nun mal nicht sein.
Also geht die Geisterfahrt der Experten und das Lamento weiter ...