"Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Dieser eindringliche Satz aus der Kirchentags-Abschlusspredigt von Pfarrerin Professor Sandra Bils war der Ausgangspunkt einer Initiative, den Worten auch Taten folgen zu lassen und als christliche Gemeinschaft ein Rettungsschiff zu finanzieren, heißt es in einer Pressemitteilung. Denn allein im Jahr 2019 sind nach Zahlen des UNHCR 2277 Menschen im Mittelmeer ertrunken – seit 2014 weit über 19 000. Auf den Tag genau ein Jahr nach dieser Predigt ist nun das Dekanat Schweinfurt dem Bündnis „United4Rescue“ (deutsch: Vereint für die Rettung) beigetreten.
Das beschloss der Dekanatsausschuss einstimmig. Denn auch im Dekanat Schweinfurt berührt viele das Schicksal der Menschen, die vor Krieg, Verfolgung, Armut und Klimawandel fliehen. Etliche Kirchengemeinden im Dekanat erleben durch die Teilnahme von Geflüchteten am Gemeindeleben neue Impulse und erhalten Einblicke in die erschütternden Lebens- und Leidensgeschichten dieser Menschen. Christinnen und Christen verstehen sich seit jeher als Teil einer weltweiten Gemeinschaft und versuchen, Kontakte zu knüpfen und sich gegenseitig beizustehen. Durch die Fluchtbewegungen der letzten Jahrzehnte ist dies für viele Gemeinden ein noch drängenderes Thema geworden.
Die Forderungen an die Politik
Das Bündnis stellt vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik: Die EU muss die Seenotrettung auf dem Mittelmeer, die als Völkerrecht nicht verhandelbar ist, gewährleisten. Darüber hinaus soll die zivile Seenotrettung, die derzeit in die entstandene Lücke springt, nicht kriminalisiert oder behindert werden. Drittens soll Bootsflüchtlingen ein sicheres und faires Asylverfahren gewährt werden. Und viertens soll es Städten ermöglicht werden, als „sichere Häfen“ zusätzliche Schutzsuchende aufzunehmen. Auch die Stadt Schweinfurt hatte sich ja bereits im Oktober 2019 dem Städte-Bündnis „Seebrücke schafft sichere Häfen“ angeschlossen, in dem derzeit 165 Städte repräsentiert sind, unter anderem auch Würzburg, Bamberg und Nürnberg.
Ist zivile Seenotrettung sinnvoll?
Die Sinnhaftigkeit der zivilen Seenotrettung wurde in den letzten Jahren immer wieder intensiv diskutiert. Der Vorwurf lautet, dass sie gewissermaßen noch mehr Menschen anziehe, diesen gefährlichen Weg zu gehen, und damit den Schleusern in den Hände spiele. Diverse Studien haben jedoch gezeigt, dass dieser so genannte „Pull-Effekt“ keine faktische Grundlage hat. Bereits vor der Gründung der Seenotrettungsorganisationen sind Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Doch selbst wenn es so wäre: Menschen absichtlich ertrinken zu lassen, um andere abzuschrecken, kann niemals die Basis europäischer Politik sein, die sich ihre Humanität auf die Fahnen geschrieben hat.
Selbstverständlich ist an erster Stelle wichtig, die Fluchtursachen zu bekämpfen: Armut, Krieg, Hunger, Klimawandel und fehlende Zukunftsperspektiven. Daran arbeitet die evangelische Kirche seit vielen Jahrzehnten, unter anderem über die Hilfsorganisation „Brot für die Welt“. Auch das ist jedoch kein Grund, Menschen ertrinken zu lassen.
Keine Kirchensteuermittel
Aufgrund der Diskussion über die zivile Seenotrettung sollen keine Kirchensteuermittel für diesen Zweck eingesetzt werden: Das Bündnis wird aus Spenden finanziert. Auch das Evangelisch-Lutherische Dekanat Schweinfurt beteiligt sich nicht mit eigenen finanziellen Mitteln. Jedoch ruft das Dekanat Gemeindeglieder und darüber hinaus alle Menschen dazu auf, mit eigenen Spenden einen Beitrag zu leisten. Das kann in Form einer einmaligen Spende geschehen oder durch eine Fördermitgliedschaft mit einem festen monatlichen Betrag.
Weitere Informationen im Internet unter www.wirschickeneinschiff.de; Spendenkonto "Gemeinsam Retten e.V.": DE93 1006 1006 1111 1111 93; KD Bank Duisburg BIC: GENODED1KDB