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SCHWEINFURT
„Das wichtigste Lob ist das Lob der Eltern“
Einst Bodyguard, jetzt Wertevermittler: Michael Stahl. Der gläubige Buchautor war zu Gast bei den Schweinfurter Christen im Beruf, (von links) Kassier Norbert Glaser, Stellvertretender Vorsitzender Werner Schneider, Stahl und Chapter-Leiter Dieter Zimmermann.
Foto: Hannes Helferich | Einst Bodyguard, jetzt Wertevermittler: Michael Stahl. Der gläubige Buchautor war zu Gast bei den Schweinfurter Christen im Beruf, (von links) Kassier Norbert Glaser, Stellvertretender Vorsitzender Werner Schneider, ...
Von unserem Redaktionsmitglied Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 31.05.2012 12:03 Uhr

Chapter Schweinfurt ist vor 28 Jahren gegründet und eine von über 100 Gruppen deutschlandweit. Alle Monate gibt es eine Veranstaltung der internationalen Vereinigung „Full Gospel Business Men's Fellowship International“. Die freie deutsche Übersetzung ist „Christen im Beruf“. Ihre Anhänger sind evangelische, katholische, freikirchliche Christen, viele aus der Amtskirche ausgetreten, sie fanden hier wieder eine Heimat.

Über mangelnde Resonanz kann sich die Gruppe nicht beschweren. Auch beim Termin Ende Mai 2012 ist der angestammte Brauhaussaal mit über 100 Besuchern gut gefüllt. Als Referent ist der „Bodyguard des Papstes“ angekündigt. Das hat einige mehr neugierig gemacht. Nur: Michael Stahl bekennt gleich zu Beginn, dass er in seiner Zeit als Bodyguard den Papst nie, nur seinen Bruder Georg Ratzinger schon mal bewacht hat. Auch auf Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und andere „hohe Persönlichkeiten“ habe er schon sein professionelles Auge geworfen. Zum Thema Bodyguard war's das dann an diesem Abend.

Zu erleben war der „gläubige Christ“, den die eigene schwere Kindheit zu Jesus Christus gebracht hat. Stahl, heute 42 Jahre, hat den Job des Bodyguard längst an den Nagel gehängt. Er bietet mit Partnern Selbstverteidigungskurse an, betreibt in Bopfingen (Baden Württemberg) eine Sportschule, ist Buchautor geworden und gefragter Referent. Stahl ist auch in Schulen, Heimen, sogar Gefängnissen unterwegs. Er berät als Gewaltpräventionsexperte und ist Initiator der deutschlandweiten Kampagne „Wahre Helden – Stars gegen Gewalt“.

In seinem freien Vortrag in Schweinfurt bringt er drei Stränge zusammen: die Erlebnisse mit seinem Vater, die Gründe für das Abdriften Jugendlicher und seine Botschaft, Werte zu vermitteln. Sein neuestes Buch trägt den Titel „Vater Sehnsucht“. Sein Vater, der ihn missachtet, geschlagen hat, der Alkoholiker war, der sich von der Mutter scheiden ließ, dieser Vater spielt auch im Vortrag die Hauptrolle.

Seinen Vater hat Stahl notgedrungen ertragen. An seinem 18. Geburtstag habe er ihn aber wissen lassen, dass „ich gehe, wenn du mir noch mal weh tust“. Stahl ist gegangen. Er schildert den Vater als den mächtigsten Menschen im Leben eines Kindes, zumal eines Buben, der Wunden schlagen kann, der aber auch die Macht hat, diese Wunden wieder zu heilen. Sein Vater konnte das nicht.

800 000 Kinder sitzen deutschlandweit bis 22 Uhr vor dem Fernseher, weil die Eltern keine Zeit für sie haben, schildert der Referent. Statt Abenteuer an der frischen Luft zu erleben, „verblöden Kinder vor der Giftkiste“. Der durchschnittliche Vater habe nur drei Minuten Zeit für sein Kind, deutlich mehr für die Pflege seines Autos. Jedes dritte Kind habe Sprachprobleme, weil „wir über-, aber nicht miteinander reden“, bemängelt Stahl die fehlende Kommunikation.

Dass diese Kinder im Jugendalter bei rechten Gruppen landeten, sei logische Folge. „Rechtsradikale sind Vaterersatz für die Verbitterten“, sagt er. Die Lösung sei ganz einfach: sich Zeit nehmen für die Kinder, sie loben. „Das wichtigste Lob ist das Lob der Eltern.“ Das sei vor allem bis zum zwölften Lebensjahr nötig, weil Kinder bis dahin geformt würden.

Sein Vater habe ihn verdroschen, aber der Onkel habe ihm Werte beigebracht, habe ihn, was er nicht kannte, auch gelobt. Seinen beiden Kindern, die wie seine Frau „Gott sei Dank“ einen Verkehrsunfall überlebten beziehungsweise Selbstmordgedanken beiseiteschoben, widme er heute diese Zeit, wie er auch das Lob nicht vergesse.

Mit seinem Vater hat Stahl kurz vor dessen Tod vor zwei Jahren Frieden geschlossen. Es war seine Initiative, aber der Vater habe dankend angenommen. Michael Stahls Kernbotschaft: Mut zusprechen, nicht wegschauen bei Gewalt und Mobbing. Die Kraft dazu schöpfe er aus dem Glauben an Gott.

Den musikalischen Part lieferte dieses Mal Peter Ohmert. Die von ihm auf der Orgel angestimmten Lobpreislieder sangen die „Christen im Beruf“ vielstimmig mit. Nächster Referent ist Diethelm Schulz, Freitag, 22. Juni, 19.30 Uhr. Er berichtet Abenteuerliches über seine Reisen in über 30 Länder, wo er oft in Lebensgefahr war und viele Wunder erlebte.

 
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