Die Aussicht ist unbezahlbar – was ganz und gar nicht für die Essens- und Übernachtungspreise im Schweinfurter Haus am Fuße des Gangolfsberges gilt.
Natur pur bietet das zeitgemäß ausgestattete Wanderheim mit zwei Häusern, die ohne Unterlass vom Zweigverein auf Vordermann gebracht und gehalten werden. Aktuell ist das Alte Forsthaus generalsaniert – ein Übernachtungshaus. Gleich nebenan steht das Schweinfurter Haus, ebenfalls mit Übernachtungszimmern und mit der ganzjährig bewirtschafteten Gaststätte (Ruhetag am Mittwoch, Betriebsferien im Dezember).
Seit dem Jahr 2009 führt Josefine Friedrich den Zweigverein. Vor der Gaststätte und mit dem Blick auf das Rhönparkhotel und das Streutal erzählt die Vorsitzende, dass der Zweigverein die durchaus beachtliche Mitgliederzahl von 490 aufweist, dass die Mehrheit der Mitglieder über 60 Jahre alt ist. Die Jugend muss man suchen. Der Zweigverein glaubt nicht, dass die Mitgliederstruktur durch gezielte Jugendangebote aufzufrischen ist. Er setzt auf Bewährtes – und das ist beim Rhönklub das Wandern. Wandern zu Fuß oder mit dem Rad sind heute Trendsportarten. Und an diesem Nachmittag kommen Wanderer und Radler unterschiedlicher Altersklassen zu Kuchen und Kaffee, zur Brotzeit und auf ein Bier vorbei. Übernachten während der Woche ist auch in der Saison kein Problem, sagt die Vorsitzende. An den Wochenenden sind Anmeldungen anzuraten (Wirtsleute: Ingrid und Günther Bischof, Tel. (09774) 590).
Wanderprogramm
Beim Thema Wandern ist die Vorsitzende schnell bei dem Wanderprogramm des Vereins, das wöchentlich Termine nennt, das Tagestouren und Mehrtagesausflüge (auch für Radler) vor allem in deutsche Wandergebiete und natürlich zum Waldrand am Gangolfsberg bietet. Stammtisch hat der Zweigverein in Schweinfurt stets am letzten Freitag eines Monats im Café am Museum ab 18 Uhr – Gäste stets willkommen.
Die Geschichte des Schweinfurter Zweigvereins begann vor 130 Jahren am 15. Juni 1883, als dieser von 90 Mitgliedern gegründet wurde. Bereits 1884 war der Zweigverein mit über 300 Mitgliedern der zweitgrößte des Rhönklubs. In den Jahren ab 1920 hatte der Verein bis zu 1200 Mitglieder. Die braune Diktatur und der Weltkrieg brachten den Verein zum Erliegen. Ab 1947 setzte wieder die Entwicklung zu einer lebendigen Gemeinschaft ein.
1922 war ein wichtiges Jahr für die Schweinfurter in der Rhön. Der Klub feierte mit 3000 Gästen (1200 kamen mit einem Sonderzug aus Schweinfurt und waren in zwei Stunden zum Gangolfsberg gewandert) die Einweihung des Schweinfurter Hauses.
Dort, wo heute das Alte Forsthaus steht, lag einmal der Hof Wermers (ab dem 9. Jahrhundert?), der 1821 Försterei wurde. Daneben erbaute im Jahr 1900 Freiherr von Schellerer eine kleine Villa – das Haus, das 1922 der Rhönklub erwarb. Weitere Umbauten erfolgten 1959 (sanitäre Anlagen) und in den Jahren 1965 bis 1967 (Aufstockung). 1979 entschloss sich der Verein zum Kauf des Alten Forsthauses, das bis 1982 zu einem Ferienhaus mit acht Doppelzimmern umgebaut wurde. 1988 bekam das Schweinfurter Haus Etagenduschen und neue Toilettenanlagen. In den folgenden Jahren pausierte die Modernisierung an den Häusern selten.
Viel investiert
Im Dachgeschoss des Forsthauses entstand eine Ferienwohnung, Zimmer wurden renoviert, die Küche der Gaststätte erneuert, Mülltrennung und Müllvermeidung eingeführt, einmal mehr ein neuer Sanitärtrakt geschaffen, ein Festplatz errichtet, das Schweinfurter Haus wurde Partnerbetrieb des Biosphärenreservates Rhön, die Abwasserklärung ging in Betrieb und 2012 wurden durch Projektpartner Informationstafeln über die in der Rhön wieder heimisch gewordene Wildkatze aufgestellt.
Heute bietet das Schweinfurter Haus die Wirtschaft mit zwei Gasträumen und Übernachtungen vor allem in Doppelzimmern (Nichtmitglied unter zehn Euro plus Beitrag für Bettwäsche und Reinigung). Für das Frühstück nimmt der Wirt 6,50 Euro. Im generalsanierten Forsthaus kostet die Übernachtung in den Zimmern mit Dusche/WC dem Nichtmitglied um die 15 Euro. Die Auslastung der Zimmer lässt beim Schatzmeister etliche Wünsche offen, liegt um die 45 Prozent – allerdings mit leicht steigender Tendenz.
Zum Schweinfurter Haus gehören ein große Wiese, die Streuobstwiese, ein großer Spielplatz, Bereiche des Waldrandes, Terrassen und die Wildkatzen-Informationsstation. Zur Gaststätte zählt der Holzbackofen, der vor dem Schweinfurter Haus steht. Dort bereiten die Wirtsleute Bräten, Enten, Gänse und auch Wild zu. Gekocht wird fränkisch.
„Besser könnte das Geschäft sein“, sagt Günther Bischof. Touristen aus dem ganzen Bundesgebiet kämen häufiger, doch aus dem Nahbereich fehlten Gäste, weil der Ausflug mit dem Auto aus Schweinfurt in die Rhön bei den aktuellen Spritpreisen schon längst kein billiges Vergnügen mehr sei.
Von Schweinfurt zum Schweinfurter Haus
Über die A 71 und Oberelsbach ist das Schweinfurter Haus per Auto in einer Stunde zu erreichen. Es gibt auch einen Weitwanderweg, der an der Kreuzung zwischen Eselshöhe und Haardt in Schweinfurt beginnt. Ausgeschildert hat ihn der Zweigverein des Rhönklubs mit „SwH“. Nach dem Start an der großen Orientierungstafel führt der SwH-Weg durch den Schweinfurter Haardtwald und die Stadtrandgemeinde Dittelbrunn zum aussichtsreichen Rastplatz oberhalb Holzhausen. Nach ersten Blicken auf die Berge der Rhön geht es über die Autobahn Schweinfurt-Erfurt in den Landkreis Bad Kissingen. Die Gegend um Nüdlingen wird durchwandert; Steinach an der Saale ist ein weiteres Zwischenziel. Durch den Salzforst im Naturpark Bayerische Rhön führt der Wanderweg nach Burgwallbach und weiter in das Brendtal und nach Schönau an der Brend. Aussichten auf Kreuzberg, Arnsberg und Himmeldunck prägen den Weg nach Unterelsbach. Mit dem Blick auf den Gangolfsberg wird der Markt Oberelsbach erreicht, von wo aus zum Schweinfurter Haus aufgestiegen wird. Die Mehrtageswanderung bietet Übernachtungsmöglichkeiten in Haardt, Steinach, Burgwallbach und Schönau. Die Route (65 Kilometer) ist im gängigen Kartenmaterial ausgezeichnet.
Sollte man meinen. Bei Günther Bischof aber nur so lange der Wanderer keinen Hund mitbringt. Egal ob erzogen oder nicht, Bei Bischof heißt es Gäste zweiter Klasse. Wir müssen draußen bleiben. Unsere Wandergruppe hat verstanden und bleibt nicht nur draußen, sondern ganz weg,