Mit gleich drei Innovationspreisen hat die Sennfelder Winora Group auf der weltweiten Leitmesse für die Fahrradindustrie – der Eurobike in Friedrichshafen – kräftig abgesahnt.
Die Zeichen der Zeit hat auch der weltgrößte Entwicklungsstandort der Fahrradbranche, SRAM im Schweinfurter Gewerbe- und Industriepark Maintal, erkannt. SRAM gibt den Ton bei der zweiten Stufe der elektrischen Ausrüstung des Rads an. Nach dem E-Bike kommt die elektronische Schaltung für das Rennrad.
Die Präsenz der Sennfelder und Schweinfurter ist in Friedrichshafen überwältigend. Die Winora Group hat für ihre Marken Winora, Haibike, Staiger und Sinus sowie E. Wiener Bike Parts (Teilehandel) und der hauseigenen Komponentenmarke XLC den größten Stand der 1350 Aussteller (in 13 Hallen). 89 Mitarbeiter aus Sennfeld und dem Außendienst in Europa waren seit Mittwoch Ansprechpartner für das Fachpublikum und sind es noch einmal am Samstag beim Publikumstag (von 8.30 Uhr bis 18 Uhr).
Noch mehr Personal hat nur SRAM mit an den Bodensee gebracht. Die 120 Frauen und Männer kommen aus dem Maintal, aber auch aus den Standorten des Konzerns in Europa, Amerika, Asien und Australien.
Preise für Winora
„Der Eurobike Award ist für uns die Krönung für ein überaus erfolgreiches Jahr“, freute sich Susanne Puello (Geschäftsleitung) bei der Preisverleihung. Den Eurobike Award Gold gab es für das kompakte E-Bike „Radius“, ein Stadtrad, das auf kleinen 20 Zoll Ballon-Reifen rollt und sich in engen Wohnungen ganz schmal macht – dank dreh- und klappbarer Teile und mit Tragefunktion am Oberrohr.
Mit dem Haibike SDURO HardFour hat die Gruppe das weltweit erste und nun auch ausgezeichnete Jugend-E-Bike. Ab acht Jahren können Kinder motorisiert auf Tour gehen. Mit hydraulischen Scheibenbremsen, 9-Gang-Schaltung, Alu-Hohlkammerfelgen und hochwertiger Ausstattung steht das Kinder E-Bike den Erwachsenen-Modellen in nichts nach – auch nicht beim Preis.
Auch die QC 12 Schnellspann-Steckachse für Rennräder, die mit der Marke Tune entwickelt wurde, überzeugte die Jury, die am Mittwoch 64 Preise vergab. Die Achse kommt ohne Gewinde aus, ist schnell zu bedienen – leicht und ausfallsicher.
Während für die meisten Hersteller das E-Bike bei den Geländefahrrädern ein Zubrot ist, setzt Haibike voll auf E-Bikes und konzentriert darauf die Entwicklung. In der Winora Group gilt hier auch eine besondere Ideologie. Den ePerformance Bereich versteht man nicht als motorisiertes Mountainbike, sondern als eigenständiges Sportgerät.
Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigten sich am Donnerstag Susanne und Felix (Head of Produktmanagement) Puello mit dem Verlauf der Messe „absolut zufrieden“. Allenthalben herrschte am Stand Gedränge – egal ob bei der Familienmarke Winora mit dem Vollsortiment, der Sportmarke Haibike (Gelände- und Rennräder), oder Staiger/Sinus (Komfort, hohe Qualität).
Susanne Puello stuft die seit Jahren beschrittene Konzentration auf das E-Bike als „völlig richtig“ ein und verweist auf steigende Mitarbeiterzahlen (320 in Sennfeld) und die aktuelle Suche nach Fachkräften. Die Pionierarbeit der letzten fünf Jahre habe sich gelohnt, man sei auf Wachstumskurs und „Innovationstreiber“ der Branche.
Trotz Motor wiegt das Downhill-Rad nur 17 Kilogramm
Zu den Neuheiten gehört ein Downhill-Rad für die Bergabfahrt, das trotz Motor nur 17 Kilogramm wiegt, weil das Rad fast gänzlich aus Carbon hergestellt wird, was den Preis auf 15 000 Euro klettern lässt. Kleinere Neuigkeiten gibt es bei Winora bei fast allen Modellen – nicht nur bei den 80 verschiedenen E-Bikes von Haibike und den 60 E-Bike-Modellen der anderen Marken.
Trotz Konzentration auf das Fahrrad mit Rückenwind lässt Winora kaum Wünsche offen – vom Kinderrad bis zum motorisierten Rennrad (Motorunterstützung bis 45 Stundenkilometer). Auch wer vor allem auf das Design schaut, wird an der Gruppe kaum vorbeikommen. Ein echtes Designerrad ist etwa das ENA, das erst auf den zweiten Blick zeigt, dass das Zweirad motorisiert ist.
Wie auch an den Ständen der anderen Händler interessierten sich die Fachleute am Donnerstag bei Haibike vor allem für die teuren Räder, wobei fünfstellige Summen zu den Ausnahmen gehören, 4000 Euro und mehr jedoch bei den E-Bikes schon fast normal sind.
Schaeffler präsentiert die automatische Schaltung
AAuf der Messe ist auch der Schaeffler-Konzern mit einer Entwicklung aus Schweinfurt vertreten: die automatische Fahrradschaltung FAG-Velomatic. Per App können maßgeschneiderte Schaltprogramme erstellt werden, man kann sicher und entspannt in die Pedale treten.
Die automatische Schaltung (mit Sensortechnik im Innenlager) ist für konventionelle Räder und E-Bikes geeignet, auch für jeden Antrieb (Ketten- und Nabenschaltung) und genauso für bergauf wie bergab. FAG-Velomatic berechnet auf Basis von Trittfrequenz, Kraft, Geschwindigkeit und Neigung den optimalen Gang und den Schaltzeitpunkt.
Bei SRAM hatten es den bis zum Ende der Ausstellung vorausgesagten 40 000 Besuchern die elektronische Schaltung eTAP angetan,die fehlerloses und zuverlässiges Schalten selbst unter den härtesten Bedingungen verspricht. eTAP funktioniert nicht nur vollkommen drahtlos (per Funk), sondern verfügt auch über eine in der Formel 1 bewährte Schaltlogik, wie sie in elektronischen oder mechanischen Fahrradschaltungen bisher nicht zu finden ist.
Störungen durch andere elektronische Geräte gelten als ausgeschlossen. Die Batterien sind extrem leicht, schnell aufzuladen, abnehmbar und an Umwerfer und Schaltwerk befestigt.
Der SRAM-Konzern zeigt ansonsten auf der Eurobike: Schaltungen (Marke SRAM), Federgabeln (ROCK SHOX); Bremsen (Avid), Kurbeln, Lenker, Sattelstützen, Vorbauten, Innenlager und Zubehör (TRUVATIV), Laufräder (Zipp) und Leistungsmesser (QUARQ). Stark nachgefragt sind die neuen Scheibenbremsen für Rennräder.