
„Acht Uhr fünf. Sie kommen.“ Das sind Walter Fabers letzte Worte, das Stück ist zu Ende. Faber hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Ahnt, dass er die Krebsoperation am Magen nicht überleben wird. Hat in seinem „Vermächtnis für den Todesfall“ verfügt, „alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts“.
Diesen Mann hat das Leben aus der Spur geworfen. Aus dem streng logisch denkenden Mathematiker, der immer rational funktioniert hat, Emotionen von sich fernhielt und damit auch Menschen verriet, die ihm hätten etwas bedeuten können, ist ein Zweifeler, ein Verzweifelter geworden.
Max Frisch 1957 veröffentlichter Roman ist ein moderner Klassiker, die von Volkmar Kamm geschaffene Bühnenadaption, die in der Inszenierung des Salzburger Landestheaters in Schweinfurt zum Abschluss der Schauspielmiete gezeigt wurde, ist ein Stück gutes, spannendes Theater. Dabei schlägt der Autor und Regisseur einen raffinierten Weg ein, in dem er die Rolle Fabers teilt. In die des Erzählers und Kommentators Homo (Christoph Wieschke) und die des Erlebenden, Spielenden Walter (Gero Nievelstein).
Die Handlung selbst hat er sehr komprimiert, die ein Drittel des Romans umfassende Flugzeugabsturzepisode in der Wüste ganz knapp gefasst. Im Zentrum steht die Wiederbegegnung mit Hanna (Ulrike Walther), der Halbjüdin, die Faber in den 30er Jahren ziemlich schnöde verlassen hatte. Sie begegnen sich wieder nach dem tragischen Tod der gemeinsamen Tochter Sabeth (Shantia Ullmann), die Faber zufällig kennenlernte, und die seine Geliebte wurde.
Was ihm geschieht, entzieht sich jeder Logik. Das Leben nimmt immer wieder die schlimmste, unwahrscheinlichste Wendung.
Kamm inszeniert dies in knappen Bildern, wechselt ständig die Zeitebenen, hält souverän den Spannungsbogen. Dabei kann er auf vier hervorragende Schauspieler setzen. Christoph Wieschke gibt seinem Faber, dem Erzähler, eine schöne Distanz, die ihn das Geschehen immer wieder ironisch brechen lässt. Gero Wieschke schafft den Spagat zwischen dem Technokraten und doch plötzlich Empathie Entwickelnden nuancenreich. Ulrike Walther ist eine Hanna, die die Verletzungen der Vergangenheit nicht leugnen kann, und dies durch Strenge zeigt. Zwischen Mädchen und junger Frau die Sabeth der Shantia Ullmann. Im Schweinfurter Theater wird für die sehr gute Leistung mit lang anhaltendem Applaus gedankt.
Eine weitere Vorstellung: Mittwoch um 19.30 Uhr.