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Schweinfurt
Das Kom,ma als Klammer der Jugend-Kulturen
Die Offene Jugendarbeit im "Pentagon" feierte 50. Geburtstag. Warum interreligiöse Beziehung immer wichtiger wird.
Ziehen und zogen gemeinsam die Fäden bei der Jugendarbeit im 'Kom,ma': Anna Stankiewicz (KJA Würzburg), Günther Schäfer (Treffleiter 1991 bis 2014), Bürgermeisterin Sorya Lippert, Josef Reubelt (Leiter 1971 bis 1976), Leiterin Marie Lauer, Günther Back (Leiter 1976 bis 1985) sowie Ingo Schuster (Leiter 1985 bis 1990).
Foto: Uwe Eichler | Ziehen und zogen gemeinsam die Fäden bei der Jugendarbeit im "Kom,ma": Anna Stankiewicz (KJA Würzburg), Günther Schäfer (Treffleiter 1991 bis 2014), Bürgermeisterin Sorya Lippert, Josef Reubelt (Leiter 1971 bis ...
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:05 Uhr

"Sehr verehrte junge Dame, junger Herr! Liebe Schülerinnen und Schüler!" Der schickliche Stil des Einladungsschreibens war noch ganz alte Schule. Im Februar 1969 öffnete in der Schultesstraße 21 das sogenannte "Freizeitheim" seine Pforten für junge Menschen, im Neubau gegenüber der Heilig Geist-Kirche. Am 3.März war offizielle Eröffnung.

Wer immer als Berufsschüler in der Stadt weilte, auf Bahn oder Omnibus wartete, durfte im "FZH" verweilen: um sich zu unterhalten, Schallplatten zu hören, zu basteln und andere "kurzweilige Hobbys" zu pflegen: "Die etwas vornehmeren Räume – mehr für junge Damen und Mädchen gedacht – finden sich im ersten Stock."

Nun wurde ein Wochenende lang Geburtstag gefeiert, im modernen Jugendtreff "kom,ma", in den Räumen des "+plus.punkt", dem ehemaligen Dekanatszentrum, auch bekannt als Pentagon.

 

Gelebte Jugendkultur

 

Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung, gelebte Jugendkultur und Musikveranstaltungen zählen, auch nach dem Umzug 2016 in den Saaltrakt, zu den Kernkompetenzen. Das Jubiläum wurde mit Livemusik und DJs gewürdigt, mit Savanna Skean, Scep oder Matze Rossi auf der Bühne, für die Jüngsten gab es ein Marionettentheater. "2Faces" nennt sich die junge Hausband, die rockige Töne zum offiziellen Teil beisteuerte.

"Trotz Datenschutz ist es uns gelungen, Kontakt aufzunehmen", freute sich Leiterin Marie Lauer, und meinte die Ehemaligen. Zum Kernteam zählen heute die Erzieher Laurens Wilfert (Hausaufgabenbetreuung), Felix Eckstein und Dominic Gentil (Offener Treff), Michaela Schmitt (Verwaltung), die Berufspraktikanten Rebecca Paul und Philipp Weber, Sozialpädagogin und Leiterin Marie Lauer – sowie Elena Lebedev, Margit Bieber und Nadja Riedel vom Küchenteam. Dazu gesellen sich 14 Ehrenamtliche bei der Hausaufgabenbetreuung.

Im Film wurde (oft augenzwinkernd) von Wegbegleitern und Mitarbeitern zurückgeblickt, auch von den Jungs und Mädels selbst: "Das Beste war die Disco" meint etwa Leon, "die hab ich ja gemacht." Es durfte gegrübelt werden, wer das "kom,ma" überhaupt gegründet hat: "Ich glaub nicht, dass es der Günther war", hieß es. Gemeint war Günther Schäfer, unvergessener Treffleiter bis 2014. Die Idee hatte tatsächlich schon Franz von Prümmer, in den 1960er-Jahren, als Sozialreferent der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Bistum, KAB.

Dass im offenen Jugendtreff heute eine pädagogische Kraft für fünf Kinder zur Verfügung steht, wird dem "Kom,ma" besonders hoch angerechnet. Entsprechend lautet ein häufig gehörter Wunsch für die Zukunft, dass in Zeiten des Sparzwangs künftig nicht bis auf die Komma-Stelle genau gerechnet werden muss.

 

Das Finden und Entwickeln eigener Räume

 

Anna Stankiewicz hatte symbolisch eine Büroklammer dabei: Das Relikt der Anfangsjahre hat die pädagogische Leiterin der katholischen Jugendarbeit (KJA) der Diözese Würzburg im "Kom, ma" gefunden. Drei offene Treffs gehören zum Bistum. "Menschen, die einem zuhören. Dass man einen Ort findet, wo man hingehen, kommen kann": Das macht für Stankiewicz den Wert des "Kom, ma" aus. Zum Erwachsenenwerden gehöre das Finden und Entwickeln eigener Räume einfach dazu.

"Für die Zukunft wird die interreligiöse Beziehung immer wichtiger werden", vermutet Bürgermeisterin Sorya Lippert, die sich als Vertreterin der Stadt das "Kom,ma" noch weitere 50 Jahre wünscht. Die Gründungszeit, das seien die Jahre der 1968er-Revolution gewesen, eine Aufbruchzeit. Heute habe man einen hohen Migrantenanteil bei den Jugendlichen, deren Eltern oft andere Werte vermitteln würden, als Schule oder Gesellschaft. Oft unterbliebe bei solchen Werte-Konflikten die Regelsetzung dann ganz. Es brauche "feinfühlige Begleitung", wie in der Schultesstraße: "Fünf Jugendliche pro Gruppe, das ist genau das, was richtig ist." Ziel müsse das Leben in einer gemeinsamen Welt sein, gemäß dem Grundsatz: "Religion ist wichtig: meine und deine." Entsprechend zitierte Lippert den persischen Dichter Rumi: "Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort. Hier können wir einander begegnen."

Nicht fehlen durfte das Grußwort von Richard Keller als Geschäftsführer des Diözesanbüros im "+Plus.Punkt." Noch gut in Erinnerung sind ihm die Zeiten, als im Haus die unterschiedlichsten Geräusche, aus Orgelstudio, Kopierraum, Jugendtreff und Fitnessraum eine ganz eigene Symphonie geschaffen haben. Ansonsten bleibt der Name "Kom,ma" Programm: Montag bis Freitag von 14 bis 19 Uhr, mit Aktionstag am Donnerstag ab 16 Uhr.

 
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