Die Fränkische Tanzfestsaison ist eröffnet: Wie immer ganz traditionell mit dem Dreikönigstanz des Volkstrachtenvereins Röthlein. Bereits zum 39. Mal flogen in der Röthleiner Turnhalle die Röcke, drehten sich die Paare im Kreis. Für viele ist der Auftakt der alljährlichen Volkstanzsaison am Tag vor Dreikönig nicht nur Pflicht, sondern Kult.
Man kennt sich in der großen "Tanzfamilie", erzählt Elisabeth Eusemann, nicht immer den Namen, doch das Gesicht. Mit ihrem Mann Josef ist sie Ansprechpartnerin für Tanzgruppen in der ARGE Fränkische Volksmusik. Gemeinsam veröffentlichen sie den immer wieder sehnsüchtig erwarteten Flyer mit allen Tanzterminen. Dazu bieten die beiden Tanzleiter in Bergrheinfeld Volkstanzkurse an: 13 Paare waren es diesmal bei den Jugendlichen, acht bei den Erwachsenen.
Mitgebracht hatten die Eusemanns unter anderem die beiden Bergrheinfelder "Wiedereinsteiger" Tanja und Stefan Pfister, die an sieben Abenden bei ihnen verschiedene Tänze gelernt haben und das nun mit "viel Spaß" auf der Tanzfläche erproben.
Bekannte Gesichter
Auch Birgit Spiegel-Lodes und ihr Mann Walter aus Schweinfurt gehören zu den bekannten Gesichtern beim fränkischen Tanzfestauftakt ebenso wie die Delegation aus Geldersheim. Es ist einfach schön, wie die aktuelle Geldersheimer Hammelkönigin Ida Bartenstein verrät, das Jahr mit dem einen oder anderen Tänzchen zu beginnen und dabei gleichzeitig – eine weitere schöne Tradition – in den Geburtstag vom Tanzkollegen Hans Schäfer hinein zu feiern.
Doch erst einmal wird getanzt, nach einer kurzen Begrüßung vom Röthleiner Trachtenvorstand Albert Hein übernimmt Gauvortänzer Florian Kress die Moderation: "Auf zum Tanz" lautet seine Devise und los geht die Polonaise durch den Saal. Die meisten haben nur darauf gewartet und stürmen die Tanzfläche, nur einige wenige schauen sich das tänzerische Treiben erst einmal an.
Fast 25 Minuten dauert die erste Tanzrunde, das Tempo ist noch gemäßigt, verschiedene Trachten reihen sich gemeinsam mit T-Shirt- und Jeansträgern ein. Tracht ist zwar schön, muss aber nicht sein, der Spaß am Tanzen schon. Seit vielen Jahren geben die "Fränkischen Straßenmusikanten" unter der Leitung von Steffi Zachmeier beim Dreikönigstanz den Ton an, mit kleinen Verschnaufpausen.
Erste Schnappatmung
Im Wechsel schreiben die Planmädels die Tanzfolgen auf ein altes Backblech, nach der Auftaktpolonaise folgt - wie die Röthleiner Tanzverantwortliche Rebecca Brembs notiert - eine typische Plantour mit Walzer, Schottisch und Rheinländer, gekrönt mit schnellen Drehern, die bei den Tanzpaaren für die erste Schnappatmung sorgen. Nicht nur, weil die Dreher rasant sind, sondern auch, weil die Trachten schon ein gewisses Gewicht mit sich bringen.
Wie Ida Bartenstein erklärt, wiegt ihr wunderschöner, plissierter Trachtenrock mehrere Kilos, der Saum endet nach alter Faustregel einen Maßkrug breit über dem Boden und darunter trägt "frau" ja noch lange Unterhosen und Strickstrümpfe. Nach einem mehrstündigen Tanzabend merkt man da schon das Gewicht, wie die Gelderheimerin feststellt, dafür aber fliegt der Rock beim Drehen ganz wunderbar. Doch auch die Männer in ihren Trachtenwesten kommen bei den schnellen Tänzen ins Schwitzen, egal, die Tracht gehört für viele einfach zum Fränkischen Tanzfest dazu.
Traditionell folgt der Tanzabend einem bestimmten Muster, die Figurentänze werden von den Röthleiner Planpaaren vorgetanzt, als erstes steht hier das Rhönlied auf dem Programm, für das sich die Paare jeweils in Achtergruppen zusammenfinden. Vier Stunden lang wird getanzt, gesungen und gelacht, zum Ende schmettern alle gemeinsam "Kein schöner Land" mit dem Wissen, dass sie sich sicherlich mindestens bei einem weiteren der 23 Fränkischen Tanzfeste 2020 wieder über den Weg tanzen werden.