Sie thront neben dem Schloss und hat mit ihrem mächtigen, gedrungenen Turm einen großen Wiedererkennungswert in der Region: die evangelische Kirche in Obbach. Vor 250 Jahren, am 6. Mai 1766, wurde der Grundstein gelegt. Den runden Geburtstag feiert die evangelische Kirchengemeinde am 23. und 24. Juli mit einem Fest, bei dem auch der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein zu Gast ist.
An der Ostecke der Kirche nennt der Grundstein selbst sein Datum: „1766, gelegt den 6 Mey ejusd anni“, also im selben Jahr. Der damalige Dorfherr Friedrich Wilhelm Ernst von Bobenhausen hatte den Kirchenbau angestrengt, nachdem eine kleine Vorgängerkirche nach 503 Jahren wohl baufällig war und abgebrochen wurde. Das verrät die Ortschronik „Oppahu – Obbach“, die die Gemeinde Euerbach 2013 zur 1200-Jahrfeier des Gemeindeteils herausgab.
Die Adelsfamilie derer von Bobenhausen hatte 1653 die Dorfherrschaft in Obbach übernommen, sie übte demnach die Hoheitsrechte dort aus. Sie ließ das Alte Schloss als erstmaligen Herrschaftssitz am Ort bauen und wohnte auch im Gegensatz zu früheren Dorfherrn in Obbach.
1746/47 wurde unter Friedrich Wilhelm Ernst von Bobenhausen der barocke Anbau, das Neue Schloss, errichtet. Er veranlasste auch neben dem Schloss den neuen Kirchenbau. Allerdings starb er schon wenige Tage nach der Grundsteinlegung. Sein Herz wurde am 28. Mai 1766 in einem Kästchen in der Gruft unter dem Kirchenschiff bestattet.
Zwar war der Kirchenbau schon ein Jahr später beendet, es dauerte mangels Geldmitteln aber noch über 60 Jahre, bis der Gottesdienst nicht mehr in einem Rohbau gefeiert wurde. Erst in den Jahren 1828 und 1829 wurde das Gotteshaus in barocker Ausstattung vollendet. Seit der letzten Außenrenovierung 2002/03 und der Innenrenovierung 2013/14 kommt die stattliche Kirche wieder richtig zur Geltung.
Von alters her waren die Herren auf Schloss und Gut Obbach mit der Kirche eng verbunden. So stattete der adelige Dorfherr die Pfarrstelle mit Äckern als Pfarrpfründe aus, die den Pfarrer mitversorgten. Neben der finanziellen Fürsorge für den Pfarrer und die evangelische Kirchengemeinde beinhaltete das sogenannte Patronat das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle.
Die Adelsherrschaft wurde zwar 1803 in Obbach beendet, das Patronat allerdings weiter mit dem Schloss verbunden. Als 1924 Geheimrat Georg Schäfer beziehungsweise seine Schweinfurter Firma „Erste Automatische Gußstahlkugelfabrik“, die spätere FAG Kugelfischer Georg Schäfer, das Schlossgut kaufte, übernahm er damit auch das Patronat.
In den 1970er-Jahren wurden fast überall in Bayern die alten Patronate abgelöst. Doch die Obbacher setzten sich bei der Evangelischen Landeskirche vehement für die Beibehaltung in ihrem Ort ein. Die Beziehung zum Patron sei besonders vertrauensvoll und freundschaftlich, hieß es. Und die Familie Schäfer zeigte sich immer großzügig, wenn es um Bau- oder Renovierungsmaßnahmen an der Kirche und im Ort ging.
Derzeit hat Ruth Schäfer, die Witwe von Georg Schäfer, das Patronat inne. Im Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum wird es an ihre drei Söhne übergeben.
Die Jubiläumsfeier 250 Jahre Obbacher Kirche beginnt am Samstag, 23. Juli, mit einem Benefizkonzert der Band „Jericho“ um 19 Uhr in der Obbacher Kirche. Schweinfurts Dekan Oliver Bruckmann hält am Sonntag, 24. Juli, um 10 Uhr den Festgottesdienst. Vorgesehen ist dabei eine Kanzelrede von Günther Beckstein, früherer bayerischer Ministerpräsident und Mitglied der evangelischen Landessynode.
Danach wird im Schlosshof gefeiert. Im Rahmenprogramm gibt es eine Führung auf den Glockenturm, eine Orgelführung sowie Kinderunterhaltung.