Anders als beim "Eurovision Song Contest" ist beim Grand Prix de La Chanson de Penivision nicht alles im Eimer, sobald heimische Sangeskunst ertönt. Klassische Liedermachersongs waren 2023 öfters zu hören, auch wenn sich am Ende mehr die Performance durchsetzte. Moderator Gerald J. Günther begrüßte nach der Eurovisionshymne 15 Bands, darunter zahlreiche Newcomer, vor rappelvollem Stattbahnhof. Dazu gab es Deutschlands zweitältestes Fanzine, den "Kosmischen Penis" Nr. 113. Assistentin Petra präsentierte phallisch geformte Trophäen, bei der Kultveranstaltung in direkter ESC-Konkurrenz. Für jeden Geschmack war was dabei.
Beim ersten Vorspiel des Abends legte El Culo Peludo die Latte schon ziemlich hoch. Der Bramberger Interpret brachte ehrlichen Ösi-Assipunk auf der Wertstoffhof-Gitarre mit. "Akustikeintopf" versuchte mit Wahlversprechen den Goldenen Penis zu erhaschen, als Hauptgewinn. "Ist das Kunst oder kann das weg?" Das gefühlvolle Gitarrensolo von Farah Schäfer aus Oberthulba, 21, drehte sich um die ewige Frage jedes stimmberechtigten Besuchers.
Zwischen James Joyce und Homer
"Kiesel Saufi Saufi" nannte sich das gewohnt minimalistische Werk von Statti-Insider Hans Füsser. Erik Grießmann und Oliver Tuschinski hofften mit "Meschugge Mugge" durchaus melodisch auf eine "Bessere Zeit". Klaus Beck, Singer-Songwriter aus Nüdlingen, hatte "Keine Zeit zum Träumen" - eine musikalische Blume, die in der Wertung leider verwelkte. Caroline Korn aus Hamburg besang am Keyboard den schrillen Hugo, mit Eimer auf dem Kopf: "I´m er Star". Dr. Knockout stellte sich "Unter einem Apfelbaum" dem "Wahnsinn Schweinfurt."
Ein Hauch Hannes Wader wehte durch die Friedenshymne von Rainer "Wonsing" Wondrak. Die "Amtspimmel" steuerten ungewohnt dynamischen Beamten-Groove bei, Chris Nude brachte am Saxophon eine Nacktschnecke aus dem Häuschen. Das "Köstliche Riesenleberwurschdbrot" war dem FKK-Blues schnell sicher, als Preis für die originellste Darbietung, Irgendwo zwischen James Joyce und Homer bewegte sich "Odysseus" von "Der Stahl" aus Bamberg. Die Black River City Girls aus Schwärzelbach standen mit "Fall" nach zwölf Jahren wieder mal im Großen Saal. Sid Vintage griff zur Mundharmonika, bevor Matthias Kronewald coole Experimentalmusik hinlegte.
Bierkasten und Ukulele
Dann durfte vom Publikum wild evaluiert werden. Am Ende gab es für die Nudistenschnecke auch noch Bierkasten und hautfarbene Nille, auf Platz 3. "Der Stahl" durfte sich über Silberzebedäus und Ukulele freuen. Das goldene Objekt der Begierde wanderte, zum wiederholten Mal, in den Eimer von Caro Korn, nebst Prämie.