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Das Baumwachstum bremsen und die Früchte gut ausreifen lassen
Beim Sommerschnitt am Altbestand auf der gemeindeeigenen Wiese Richtung Kaltenhof: (von links) Karl-Heinz Frieß, Christian Schäflein, Wolfgang Gleissner und Julius Hünnerkopf.
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Beim Sommerschnitt am Altbestand auf der gemeindeeigenen Wiese Richtung Kaltenhof: (von links) Karl-Heinz Frieß, Christian Schäflein, Wolfgang Gleissner und Julius Hünnerkopf.
Rita Steger-Frühwacht
 |  aktualisiert: 22.07.2021 02:15 Uhr

Anfang Juli waren Mitglieder der Streuobstinitiative im Dorf und in der Flur von Hausen unterwegs, um den Sommerschnitt an den Obstbäumen auszuführen. Vor zehn Jahren fand sich eine Truppe von rund ein Dutzend Streuobstfreunde in der heimatlichen Region zusammen. Sie übernahmen 2014 die Pflege von zehn Obstbäumen auf einer gemeindeeigenen Wiese.

Inzwischen kümmern sie sich je nach Anfall von Pflege- und Erntearbeiten bei rund acht Einsätzen im Jahr um rund 50 Bäume, die der Gemeinde oder Privatpersonen gehören. Ziel der Streuobstinitiative ist neben dem Erhalt und der Pflege bestehender Anlagen auch nach Möglichkeit die Pflanzung weiterer Obstbäume in der Flur.

"Mit dem Sommerschnitt bremsen wir das Holzwachstum, das durch den Winterschnitt angeregt wird und der Baum seine Ausformung erhält."
Christian Schäflein,
Sprecher der Streuobstinitiative Hausen

"Mit dem Sommerschnitt bremsen wir das Holzwachstum, das durch den Winterschnitt angeregt wird und der Baum seine Ausformung erhält", erklärt Christian Schäflein, als er Wasserreiser, störende Triebe aus diesem Frühjahr von Hand nach unter hin ausreißt. Der Sprecher der Streuobstinitiative Hausen hat beim Landschaftspflegeverband Streuobst Mainfranken in Würzburg eine Ausbildung als Baumpfleger absolviert. Entfernt werden alle zu dicht stehenden Äste.

Bei der Begutachtung eines Baumes erklärt Christian Schäflein, welcher Ast mit einem sauberen Schnitt gekappt werden soll. Aber er versichert: "Wir lernen aber bei den Arbeitseinsätzen auch voneinander." So erkennt Julius Hünnerkopf die Gespinste der Apfelbaumgespinstmotte, die einem der zehn heute zu schneidenden Bäume sehr zugesetzt hat. "Deshalb sehen wir so viele Schwalben heute hier fliegen", ergänzt Wolfgang Gleißner mit Blick auf die zahlreichen Vögel, denen der Futtertisch durch die Schädlinge hier reich gedeckt ist. Denn der Sommerschnitt dient auch dazu, kranke Äste oder Äste mit kranken Früchten zu entfernen.

Auch können die Früchte an den verbleibenden Ästen besser ausreifen, weil sie mehr Sonne erhalten und bei Regen nicht so leicht Fäulnis entsteht durch das raschere Abtrocknen.

Die Mitglieder treffen sich bei offenen Arbeitskreissitzungen und auch die Arbeitseinsätze können von jedem Interessierten besucht werden. Dadurch können im Obstanbau erfahrene Mitglieder ihr Wissen gut weiterzugeben. Ein Apfelblütenwanderung im Frühjahr führt zu sehenswerten Beständen. Obstbaumschnitte werden in Theorie und Praxis angeboten und die Katalogisierung des in der Gemarkung vorhandenen Bestands an Obstbäumen wird angestrebt.

"Gerade in Zeiten des Klimawandels und mit Blick auf den Verzicht von chemischer Schädlingsbekämpfung auf Streuobstwiesen kommt diesem Obstanbau ein besonderer Stellenwert in der Zukunft zu."
Christian Schäflein,
ausgebildeter Baumpfleger

"Gerade in Zeiten des Klimawandels und mit Blick auf den Verzicht von chemischer Schädlingsbekämpfung auf Streuobstwiesen kommt diesem Obstanbau ein besonderer Stellenwert in der Zukunft zu", meint Christian Schäflein. Wichtig ist den Mitgliedern, dass auch alte Sorten wie Winterrambur oder Jakob Fischer bei den Neuanpflanzungen berücksichtigt werden.

Von der Streuobstinitiative wird ihr Engagement für diese besondere Form des Obstbaus ganzheitlich gesehen. So bemühen sich Mitglieder um die Wiederansiedlung des Steinkauzes. Dieser kurzschwänzige Eulenart sind Habitate mit niedriger Vegetation günstig für das Erjagen von Nahrung, die aus Insekten und kleinen Nagetieren besteht. "Gerade Totholzbäume auf den Streuobstwiesen sind bedeutend für das ökologische Gleichgewicht in der Natur", weiß Christian Schäflein.

Wie Arbeitskreistreffen, Apfelblütenwanderung oder Informationsveranstaltungen wegen Corona in den letzten eineinhalb Jahren ausfallen mussten oder nur unter den gesetzlichen Auflagen stattfinden konnten, so fiel 2020 auch das Öpflfest aus. Es bietet im Hof und im Garten der Brauerei Ulrich Martin Hausen der Streuobstinitiative nicht nur Gelegenheit, Obst und daraus hergestellte Produkte zu vermarkten. Vielmehr können die Gäste sich bei der Apfelausstellung von Pomologen die Sorte ihrer mitgebrachten Äpfel bestimmen lassen. Kinderprogramm, frisch gepresster Apfelsaft von der handbetriebenen Kelter und ein zum Fest passendes Essensangebot in der Gaststätte lassen den Besuch zu einem Erlebnis für alle werden.

Da es heuer kaum Frostschäden an den Bäumen gab, ausreichend Regen die Früchte wachsen ließ und keine massenhaften Schädlinge auftraten, können die Mitglieder der Initiative auf eine gute Ernte hoffen. Aber auch Spaziergänger in der Hausener Flur kommen sicher an den einen oder anderen als "Probierbaum" gekennzeichneten Apfelbaum vorbei: "Da ist naschen erlaubt und bei einem ,Jakob Fischer' wird vielleicht der eine oder andere sich diese Sorte dann in seinen Garten pflanzen", hofft Christian Schäflein.

 
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