Das Gerät trägt nicht nur den Namen des Herstellers und die deutsche Typenbezeichnung, sondern auch chinesische Schriftzeichen. Es ist das 400 000. das in gut 30 Jahren bei Fresenius Medical Care in Schweinfurt hergestellt worden ist und wird künftig in China seinen Dienst tun: das Blut an den Nieren erkrankter Menschen reinigen.
Im Schweinfurter Hafen wurde das Jubiläum nicht sonderlich gefeiert. Der Betrieb lief weiter, sieht man einmal davon ab, dass der für den Raum Asien-Pazifik zuständige Vorstand, Roberto Fusté, und Joseph Jor, der den FMC-Service in China leitet, zu Besuch waren.
1979 fing die Produktion von Dialysegeräten mit 40 Mitarbeitern in Schweinfurt an. Inzwischen arbeiten im Schweinfurter Süden 1100 Menschen und produzieren jährlich mehr als 25 000 Dialysegeräte. Hinzukommen 15 000 Komponenten für ein Schwesterwerk in Walnut Creek in Kalifornien, wo die Module für den nordamerikanischen Markt montiert werden. Damit stammenmehr als die Hälfte aller Dialysegeräte weltweit aus Schweinfurt.
Werkleiter Christoph Saam berichtet anlässlich der Fertigstellung des 400.000. Geräts von einer sehr gut ausgelasteten Produktion. Der Ausstoß liege 20 Prozent über dem Vorjahr. Das derzeit etwas schwierigere Geschäft mit den USA bewege sich immerhin auf Vorjahresniveau.
Es war wohl die damals geltende Zonenrandförderung, die den Fresenius-Konzern nach Schweinfurt führte. Hier fing die Fresenius-Tochter MTS (Medizinische Technische Systeme) mit der Herstellung von Dialysegeräten praktisch bei null an. Die Produktion musste in einer von Siemens übernommenen Werkhalle erst einmal aufgebaut werden.
Heute ist das in den letzten Jahren Zug um Zug erweiterte Werk eines der Schweinfurter Vorzeige-Unternehmen. Mehrfach wurde ihm der internationale, branchenübergreifende Preis „Fabrik des Jahres“ verliehen. Die Arbeitsplätze sind äußerst begehrt. Das Betriebsklima gilt als ausgezeichnet. Im letzten Jahr hat das Unternehmen mit der Fachhochschule eine Partnerschaft geschlossen, die Forschung und Praxis stärker verzahnen soll.
Von der Krise der letzten Jahre spürte man hier wenig. Weltweit werden 1,7 Millionen Menschen der Blutwäsche unterzogen. Jährlich steigt die Zahl chronisch Nierenkranker um sechs Prozent. Gründe dafür: Die Menschen werden im Durchschnitt immer älter und die Hauptursachen für Nierenversagen, wie Diabetes und Bluthochdruck, treten immer häufiger auf. 50 Millionen Menschen sind an den Nieren bereits so weit erkrankt, dass sie sich später einmal der Dialyse unterziehen müssen, schätzen Fachleute.
In den letzten Jahren hat Fresenius Medical Care rund 25 Millionen Euro in Schweinfurt investiert, um die Kapazitäten jährlich um bis zu zehn Prozent ausweiten zu können. Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort. „Wir erhöhen Flexibilität und Produktivität, und wir sind innovativ“, hat Vorstand Emmanuelle Gatti bei einem Besuch die Unternehmenspolitik vor einiger Zeit erläutert. Und darum sei es auch nicht nötig, Produktion in Billiglohnländer zu verlagern.
Starke Entwicklungsabteilung
Vor zweieinhalb Jahren hat die Serienproduktion des neuen Modells 5008 S begonnen. Es basiert auf dem erfolgreichen Therapiesystem 5008, das 2006 mit dem Innovationspreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Mit dem neuen Modell hat FMC den Anspruch, das derzeit beste Behandlungsverfahren, die Hämodifiltration, als Standardtherapie einer noch größeren Patientenzahl zugänglich zu machen.
FMC gilt als hoch innovativ. Von den 1100 Beschäftigten sind über 160 in der Entwicklung tätig. Für die neue Maschine schufen sie eine Produktionslinie, mit neuem Montagekonzept, das eine enge Verzahnung von externen Lieferanten, übersichtliche Materialwege sowie einen kontinuierlichen Produktionsfluss garantiert.
Die Dialysegeräte werden den Kundenwünschen entsprechend konfiguriert. Das muss man sich wie beim Auto vorstellen, erläutert Werkleiter Saam. Zur Standardausstattung gibt es Extras, beispielsweise einen Touchscreen. Damit orientiert sich das Angebot an den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Kunden in aller Welt.
Dialyse
Blutwäsche: Bei einem Nierenversagen übernimmt eine Dialysemaschine die Funktionen einer gesunden Niere. Bei dem Verfahren der Hämodialyse wird das Blut durch einen Dialysator, eine künstliche Niere, die wie ein Filter funktioniert, ausgetauscht. Dort nimmt das Dialysat, eine Spülflüssigkeit, Giftstoffe und überschüssige Wassermengen aus dem Blut auf. Diese werden abtransportiert, das gereinigte Blut in einem separatem Kreislauf zurück in den Blutkreislauf des Nierenkranken überführt. Die Dialysemaschine überwacht während des ganzen Prozesses Messwerte, welche die Sicherheit für den Patienten gewährleisten. Die Behandlung erfolgt dreimal pro Woche und dauert vier bis fünf Stunden.