zurück
NIEDERWERRN
Dankeschön für den Mathe-Unterricht
Miteinander zueinander: In Niederwerrn wurde die Wanderausstellung „Anders? – Cool!“ zum Thema Jugendmigration eröffnet.
Foto: Uwe Eichler | Miteinander zueinander: In Niederwerrn wurde die Wanderausstellung „Anders? – Cool!“ zum Thema Jugendmigration eröffnet.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:50 Uhr

Junge Migranten haben es oft schwer mit der Jobsuche. „Mit unseren Erfahrungen könnte man ein Erlebnisbuch füllen“, meinte Diplom-Sozialpädagogin Helena Dück bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Hugo von Trimberg-Mittelschule.

Die aus Usbekistan stammende Mitarbeiterin des „Paritätischen“ und des „Jugendmigrationsdienstes“(JMD) berichtete von einem jungen Zuwanderer, der ein Dutzend Bewerbungen losgeschickt hat – sie alle kamen ungeöffnet zurück. Keine Bosheit der heimischen Wirtschaft. Der Bewerber hatte unwissentlich die eigene Adresse auf die Briefe geschrieben.

Kulturelle „Selbstgespräche“ bringen beiden Seiten nichts. Man muss „miteinander zueinander finden“, wie auch Vizeschulleiterin Georgia Niemeyer festgestellt hat. Diese Botschaft transportiert die Wanderaustellung „anders? – cool!“ der Kommunalen Jugendarbeit Koja, die sich gezielt an junge Leute zwischen zwölf und 17 Jahren richtet.

Sieben Schautafeln rund ums Thema neue Heimat, Bürokratiedschungel, Respekt und Toleranz, fremde Sprache oder Arbeitssuche stehen bis zum 19. Oktober in der Aula. Dazu gibt es einen Multimedia-Teil mit Musik, interaktiven Karten, Kurzfilmen über die „Bunte Republik Deutschland“ oder Wissensspielen.

Kreisjugendpflegerin Andrea Handwerker, Niederwerrns Jugendsozialarbeiter Andreas Kaiser und Jugendliche mit Migrationshintergrund begrüßten das Publikum polyglott, unter anderem auf al-Arabiya und po-russki, dazu gab es internationale Küche. Niederwerrn ist nah dran am Thema. Am Stadtrand von Schweinfurt haben über 50 Nationen eine Heimat gefunden. Im letzten Jahr gab es an der Schule drei spezielle Übergangsklassen, aktuell eine.

„Ich hoffe auf Denkanstöße“, meinte Bürgermeisterin Bettina Bärmann. „Es ist kein Zufall, dass wir in Niederwerrn sind“, bestätigte Landrat Florian Töpper, der auf das Asylcafé und das interkulturelle Fest im Juni hinwies. „Wir dürfen die Aufgabe Integration nicht banalisieren“, mahnte Töpper in Anwesenheit zahlreicher Vertreter von Jugendarbeit, Schulen, Handwerkskammer, Behörden und Kreis-Gemeinden.

Georgia Niemeyer kennt das Spannungsfeld zwischen Angst und Hoffnung, Verlust von Heimat und Neubeginn, in dem sich junge Migranten bewegen. Sprache sei der Schlüssel für Integration, so die Lehrerin. Ihr Dank galt dem „ungeheuer engagierten Helferkreis“ der Gemeinde.

Andreas Kaiser entführte mit einem Kurzfilm in die „geheimnisvolle Welt des (Schul-)Alltags“. Gezeigt wurde ein gemeinsames Kunstprojekt für den Jugendkulturpreises 2016, ebenso wie die Erlebnisse junger Afghanen, Syrer oder Eritreer. Aber auch Migrationsexpertin Martina Weigand und andere Lehrer haben ungewöhnliche Erfahrungen mit Kindern aus fremden Kulturkreisen – unter anderem, dass die sich nach dem Matheunterricht bedanken.

Sprachkurse, Behördengänge, Arbeitssuche, Bewerbungen, Freizeitangebote, Workshops und Netzwerkarbeit: Die Hilfeleistungen des JMD in Zusammenarbeit mit der Otto-Benecke-Stiftung sind vielfältig. Von der Unterstützung beim Integrationsprozess berichtete Helena Dück. Hier geht es nicht nur ums Asyl: Eine kasachische Dirigentin wurde bei der Schweinfurter Chorgruppe Schweinfurt untergebracht. Ein anderer Schützling brachte es von der Verkäuferin beim Billig-Textil-Discounter zur Jugendsozialarbeiterin. Es gehe um Case-Management, eine Hilfeleistung am konkreten Fall.

Ein gutes Beispiel sind die vier Jugendlichen, die dank JMD und Stiftung ihre Deutschkenntnisse aufbessern: Altayeb ist 29, ein Bautechniker aus Latakia in Syrien. Auch Medizinstudentin Aziza stammt aus Syrien. Dolmetscherin Eugenija kommt aus Kasachstan, ebenso wie Georg, der das Abitur nachholt.

Begleitend zur Ausstellung wird es einen Bewerbungsworkshop für Schüler ab der 7. Klasse geben. Er findet am Samstag, 15. Oktober, von 10 bis 12 Uhr im Landratsamt statt. Bei der Ausstellung sind noch Besichtigungstermine frei, insbesondere für Schulklassen. Für die Öffentlichkeit wird sie am Donnerstag, 13. Oktober, zwischen 17 und 18.30 Uhr zu sehen sein.

Informationen zu Workshop und Ausstellung gibt es jeweils bei der Koja, Tel. (0 97 21) 55 51-9.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Niederwerrn
Uwe Eichler
Arbeitssuche
Ausstellungen und Publikumsschauen
Bettina Bärmann
Florian Töpper
Heimische Wirtschaft
Migranten
Wirtschaft in Schweinfurt
al-Arabiya
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top