„Hallo, Staatsminister a.D., setzen!“ Dieses scharfe Kommando kommt vom Rednerpult, weil im Saal des Amberger Kongresszentrums keine Ruhe einkehren will. Es spricht Albert Duin. Vier Jahre lang war der Unternehmer aus München Landesvorsitzender der FDP. Bei diesem Parteitag in Amberg tritt er ab, wie er vor vier Jahren in Bamberg angetreten ist – mit viel Schwung und forscher Rede.
Damals, nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Landtag im Jahr 2013, hatte Duin die Ex-Minister Wolfgang Heubisch und Martin Zeil und mit ihnen die gesamte Spitze der Liberalen im Freistaat regelrecht überrumpelt. Ihr Versuch, den Ex-Chef der Landtagsfraktion, Thomas Hacker, zum neuen Landesvorsitzenden wählen zu lassen, war an Duins überraschender Kandidatur gescheitert. Er hatte die Delegierten mit einer Anti-Establishment-Rede überzeugt. Jetzt steht er am Rednerpult, gibt sein Amt ab und kündigt zugleich an, sich um die Spitzenkandidatur der FDP für die Landtagswahl 2018 zu bewerben – „mit ganzer Hingabe, so wie ihr mich kennt, volles Rohr, ohne Fallschirm und Rückfahrkarte“.
Wie es zum Rückzug vom Landesvorsitz kam, ist umstritten. Es gibt zwei Versionen. Duin wurde, so heißt es aus dem Vorstand, zum Rückzug gedrängt, weil er vielen in der Partei allzu forsch und zu vorschnell in seinen politischen Statements war. Mit dem bisherigen Generalsekretär Daniel Föst habe man zudem einen Nachfolger gefunden, der von einer breiten Mehrheit getragen werde.
„Totaler Käse“ sei diese Version, sagt dagegen Duin. Er habe sich „völlig freiwillig“ zurückgezogen, um sich kommendes Jahr voll auf die Spitzenkandidatur konzentrieren zu können. An diesem Tag in Amberg erntet Duin viel Lob, aber auch Kritik.
Mehrere Delegierte schwärmen von seinem Engagement und seiner Präsenz an der Basis. Ruth Hohenadl, FDP-Kreisvorsitzende in München, appelliert an die Partei, Duins Schwung mitzunehmen: „Dieser Geist darf uns nie wieder verloren gehen.“
Andere sehen deutliche Schwachstellen in der bayerischen FDP. Ralph Peter Rauchfuss, Kreisvorsitzender München-Land, betont, Duin solle nicht so reden, als habe er allein den Karren aus dem Dreck gezogen. Und er fragt: „Wo sind denn bitte unsere Konzepte?“
Die Stimmung unter den Delegierten aber scheint gut. Nach dem Wiedereinzug in den Bundestag halten sie auch eine Rückkehr in den Landtag für wahrscheinlich. Bestärkt werden sie durch eine aktuelle Umfrage, welche die FDP in Bayern bei neun Prozent sieht.
Der mit knapp 79 Prozent der abgegebenen, gültigen Stimmen zum Landesvorsitzenden gewählte Bundestagsabgeordnete Daniel Föst aus München will die FDP in Bayern vor allem mit den Themen Bildungsgerechtigkeit, Ausbau der Infrastruktur und Abbau von Bürokratie insbesondere im Wohnungsbau nach vorne bringen. Sie solle wegen ihrer eigenen Stärke und „nicht wegen der Schwäche der CSU“ gewählt werden.
Ob Duin sich als Spitzenkandidat für die Landtagswahl durchsetzt, wird sich erst Anfang 2018 herausstellen. Bisher ist er der einzige Kandidat. Als mögliche Gegenkandidaten gelten die Vize-Landeschefin Gabriele Neff oder Ex-Minister Heubisch (beide München).
Daniel Föst ist 41 Jahre alt. Geboren in Schweinfurt, wuchs er in Mellrichstadt und Niederlauer (Lkr. Rhön-Grabfeld) auf, wo er unter anderem in der Blaskapelle Klarinette und Saxofon spielte. Nach einer Lehre als Möbel-Verkäufer und dem Studium der Betriebswirtschaft war Föst für das Marketing im Unternehmen seiner Familie („Opti Wohnwelt“) in Niederlauer verantwortlich, bevor er sich 2006 als Wirtschaftsberater in München selbstständig machte. Den Liberalen trat Föst 2005 bei, seit 2013 war er Generalsekretär der Bayern-FDP. Als Spitzenkandidat auf der Landesliste wurde der 41-Jährige am 24. September in den Bundestag gewählt.
Zu einem von drei stellvertretenden Landesvorsitzenden wählten die Delegierten in Amberg den unterfränkischen FDP-Bezirksvorsitzenden Karsten Klein. Der 39-Jährige aus Aschaffenburg ist ebenfalls seit September Bundestagsabgeordneter, von 2008 bis 2013 war er Mitglied des bayerischen Landtags. Dort machte sich Klein als Haushalts- und Finanzexperte einen Namen. Mit dem Würzburger Bundestagsabgeordneten und Medizinprofessor Andrew Ullmann (54) gehört ein weiterer Unterfranke als Beisitzer dem FDP-Landesvorstand an.