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GEROLZHOFEN/LÖFFELSTERZ
Damit Weihnachtsfreude auf dem Balkan einkehrt
Ohne Helfer geht nichts. Das eingespielte Team von Werke statt Worte beim Beladen des 40-Tonners für den jüngsten Hilfstransport auf den Balkan
Foto: Werke statt Worte | Ohne Helfer geht nichts. Das eingespielte Team von Werke statt Worte beim Beladen des 40-Tonners für den jüngsten Hilfstransport auf den Balkan
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:34 Uhr

Die anhaltende Not, bittere Armut und große Hoffnungslosigkeit der Bevölkerung in den einstigen Kriegsgebieten Ex-Jugoslawiens wird Hans-Jürgen aus Gerolzhofen wohl bis ans Lebensende begleiten und nicht mehr ruhen lassen. Er und seine Frau Inge setzten sich bereits im 28. Jahr unermüdlich für die Menschen ein, die ihnen längst ans Herz gewachsen sind. Die pure Nächstenliebe ohne Blick auf Nationalität und Religion sowie die Dankbarkeit derjenigen, die in ihnen oft ihre letzte Hoffnung sehen, treibt beide immer wieder an.

Auch mit über 80 Jahren ist sich der 2. Vorsitzende des humanitären Vereins Werke statt Worte dabei für nichts zu schade. Auch wenn ihm herzlose Mitmenschen schon mal mit Müll gefüllte Pakete vor die Tür stellen oder versuchen, durch gezielte „Beigaben“ ihre retrogewandte politische Gesinnung an Fremden auszulassen.

Es hapert noch an Süßigkeiten

Umso mehr legt Hans-Jürgen-Runge seine ganze Kraft in die anstehende Weihnachtspaket- und Süßigkeitstüten-Aktion hinein. Dass es heuer dabei bisher an Süßigkeiten-Spenden hapert, tut ihm mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen, die darauf auf dem Balkan schon warten, besonders weh. So ruht seine ganze Hoffnung darauf, dass es das „Christkind aus Franken“ auch diesmal doch wieder irgendwie schafft.

Auch für den humanitären Verein Werke statt Worte war 2018 eine sehr „heiße“ Saison, so Hans-Jürgen Runge. Allein im laufenden Jahr wurden bislang 13 große 40-Tonner-Hilfstransporte beladen und auf die Reise nach Bosnien und Ostslawonien geschickt. Eine bemerkenswerte und großartige Leistung der Spender wie auch der ehrenamtlichen Helfer.

Der 418. Sattelzug steht bereit

Derweil laufen die Vorbereitungen für den insgesamt bereits 418. Sattelzug auf Hochtouren. Schon in den nächsten Tagen wird er auf die lange Reise nach Ostslawonien gehen, beladen mit Kleidung, Möbeln, Haushaltsgeräten, Fahrrädern, Lebensmitteln und vor allem mit Hilfsmitteln für kranke und behinderte Menschen wie Pflegebetten, Rollstühle, Rollatoren, Bettwäsche und mehr.

Bereits im September 1991 waren Helfer des später gegründeten humanitären Vereins Fenster für Mostar, heute Werke statt Worte, wie Hans-Jürgen Runge mit der großen Not der Flüchtlinge aus Bosnien konfrontiert. Die Hilferufe waren geprägt von Hoffnungslosigkeit sowie Entsetzen über Flucht, Vertreibung und den totalen Verlust des persönlichen Eigentums.

Die Anfänge der Balkanhilfe

Sofort begannen auch in der hiesigen Region die Hilfsaktionen für die verzweifelten Menschen anzulaufen. Erst in kleinen Schritten und dann mit der ganzen Kraft der Nächstenliebe und den logistischen Fähigkeiten einer großartigen ehrenamtlichen Helferschar, erinnert sich Hans-Jürgen Runge. Auch die Dankbarkeit für das eigene persönliche Wohlergehen und die Erkenntnis, dass ein jeder einmal Hilfe benötigt, lassen die Helfer und Spender nicht in ihrem Engagement nachlassen. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten wollen sie den erreichbaren Menschen in ihrer Not helfen.

Alle Spenden kommen direkt an

Alle Spenden kommen durch die vielen ehrenamtlichen Helfer des Vereins, ohne Verwaltungskosten, direkt den notleidenden Menschen zugute, unabhängig von Religion oder Nationalität. Allein die Notlage ist entscheidend. Mitglieder wie Hans-Jürgen Runge nehmen immer wieder die Strapazen der weiten Fahrt auf sich, um sich von der ordnungsgemäßen Verwendung der Sach- und Geldspenden persönlich zu überzeugen. Überwiegend wird hier mit der Caritas zusammengearbeitet.

Die beiden Vorsitzenden Rudolph Karg und Hans-Jürgen Runge sowie alle Helfer sind immer wieder für die große Spendenbereitschaft hier in der Region und weit darüber hinaus sehr dankbar. Aber auch die von den Hilfstransporten erreichten Menschen in ihrer Notlage übermitteln ihren innigsten Dank an die Spender.

Die Bedeutung der Hilfe vor Ort

Hans-Jürgen Runge weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung, wenn er sagt: „Die Hilfe vor Ort ist äußerst wichtig. Nur so können viele Menschen in ihrer Heimat bleiben.“ Jedoch werde die Situation auch in dieser Hinsicht immer schlechter. Die Not und Arbeitslosigkeit sei gewaltig. So bleibe als letzter Ausweg oft nur die Abwanderung ganzer Familien ins Ausland. Hans-Jürgen Runge stellt fest: „Zurück bleibt die ältere Generation, allein, viele krank und absolut hilfsbedürftig.“

Die Grundschule im ostslawonischen Ivankovo besuchten zum Beispiel bisher lange um die 1000 Schüler. Jetzt kommen durch den Aderlass an zunehmend die Region verlassenden Familien gerade noch etwa 500 Kinder zum Unterricht.

Auch die Fachleute für die oft so wichtigen Reparaturen fehlen schon vielerorts. Wer noch eine Arbeit hat, kann von seinem äußerst kargen Lohn kaum Lebensmittel, Strom und Holz bezahlen. Oft werden die Gehälter erst Monate später ausgezahlt.

Hilferufe aus der Region

Milan Stepanovic, der Leiter der Caritas in Ivankovo, dankt allen Spendern und Helfern umso mehr für die große Hilfe seit nun schon über zwei Jahrzehnten. Nur so sei es möglich gewesen, den Ärmsten der Armen in der Region Ivankovo und weit darüber hinaus immer wieder das Leben ein wenig zu erleichtern, schreibt er. So hoffen die Bedürftigen und Kranken weiterhin auf die Hilfe aus der hiesigen Region, wie der dortige Dekan Stjepan Krekman unterstreicht.

Auch wenn helfen nicht immer leicht ist, indem es den Helfern viel abverlangt, geht es beim humanitären Verein Werke statt Worte jetzt mit voller Kraft und großer Harmonie und Nächstenliebe weiter. Denn Weihnachten rückt unaufhaltsam näher.

Die Weihnachtspaketaktion

Die nächste schon traditionelle humanitäre Aktion ist jetzt wieder die große Weihnachtspaketaktion. Der Verein bittet dazu, wie in den vergangenen Jahren, alle Kindergärten, Schulen, Pfarrgemeinden, Kommunionkinder, Vereine, Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen, diese Aktion wieder tatkräftig mit weihnachtlichen Lebensmittelpaketen und Geldspenden zu unterstützen.

Der Inhalt der Weihnachtspakete könnte aus Christstollen, Gebäck, Schokolade, Bonbons, Mehl, Zucker, Babynahrung, Trockenmilch, Honig, Tütensuppen, Reis, Nudeln, Margarine, Puddingpulver, Fisch-, Obst- und Gemüsekonserven, Kaffee, Tee, Kakao oder Schokolade bestehen. Hans-Jürgen Runge betont: „Ob große oder kleine Pakete, weihnachtlich verpackt oder nicht . . . jede Hilfe wird benötigt und bereitet Weihnachtsfreude.“

Ebenso freuen sich die Kinder in den betroffenen ehemaligen Kriegsgebieten schon riesig auf die von einem eingespielten Helferteam seit über zwei Jahrzehnten in Gerolzhofen liebevoll gefüllten Weihnachtstüten mit süßen Überraschungen.

Schon kleine Mengen helfen

Konnten auch im vergangenen Jahr zuletzt noch 3700 weihnachtliche Tüten bestückt werden, so hat die Organisatorin der Aktion, Ingrid Runge, in diesem Jahr große Sorgen, denn es fehlen allein noch die Süßigkeiten. Die große Frage lautet: Wer kann helfen und Süßigkeiten spenden? Auch in diesem Fall gilt wie bei den Weihnachtspaketen, dass schon kleine Mengen den Kindern wieder eine große Weihnachtsfreude bereiten können.

Hier kann gespendet werden

Die nächsten Annahmetermine für die weihnachtlichen Lebensmittelpakete des humanitären Vereins Werke statt Worte sind am Samstag, 1. Dezember, und Samstag, 8. Dezember, jeweils von 9 bis 12 Uhr, im Zentrallager in den ehemaligen Orchideen-Gewächshäusern in Löffelsterz. Dort hat für Samstag, 1. Dezember, um 10.30 Uhr auch der Nikolaus seinen Besuch angekündigt.

In Gerolzhofen besteht auch heuer wieder die Möglichkeit, die weihnachtlichen Lebensmittelpakete im Einrichtungshaus Leopold, Berliner Straße 108 (Nähe FC-Stadion), abzugeben. Möglich ist dies von Dienstag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr beziehungsweise von 13.30 bis 18 Uhr, ebenso wie samstags von 10 bis 14 Uhr.

Geldspenden für die notleidende Bevölkerung in den verarmten ehemaligen jugoslawischen Kriegsgebieten können auf das Spendenkonto des eingetragenen Vereins Werke statt Worte bei der Flessa-Bank eingezahlt werden. Dies eventuell unter Angabe eines konkreten Verwendungszwecks wie „Brot und Milch für Kinder“, „Holz und Kohlen“ oder „Hilfe bei schwerer Erkrankung“. Für die Ausstellung einer Spendenquittung ist die Angabe der vollständigen Adresse erforderlich.

Die IBAN-Kontonummer bei der Flessabank lautet: DE27 7933 0111 0001 4403 60.

Nähere Auskünfte erteilt bei Fragen der Vorsitzende Rudolph Karg, Tel. (01 71) 3 23 84 20, und speziell, was die Süßigkeiten für die Weihnachtstüten für die Kinder anbelangt, der 2. Vorsitzende Hans-Jürgen Runge, Tel. (01 60) 90 15 64 50. Mehr im Internet unter www.werkestattworte.de (novo)

Jeder Zentimeter zählt: Absolut ausgereizt ist jedes Mal die Ladefläche des 40-Tonners, wenn er die lange Fahrt in die ehemaligen jugoslawischen Kriegsgebiete antritt.
Foto: Werke statt Worte | Jeder Zentimeter zählt: Absolut ausgereizt ist jedes Mal die Ladefläche des 40-Tonners, wenn er die lange Fahrt in die ehemaligen jugoslawischen Kriegsgebiete antritt.
Derart liebevoll eingepackt werden die Weihnachtspakete für die notleidenden Menschen auf dem Balkan vielfach beim Verein Werke statt Worte abgegeben.
Foto: Werke statt Worte | Derart liebevoll eingepackt werden die Weihnachtspakete für die notleidenden Menschen auf dem Balkan vielfach beim Verein Werke statt Worte abgegeben.
Mit Tausenden von abgepackten Süßigkeitenpäckchen und Nikoläusen erfreut der Verein Werke statt Worte jedes Jahr die Kinder und Jugendlichen in Vukovar und Vinkovci. Doch heuer fehlt es bislang noch an genügend Süßigkeiten.
Foto: Werke statt Worte | Mit Tausenden von abgepackten Süßigkeitenpäckchen und Nikoläusen erfreut der Verein Werke statt Worte jedes Jahr die Kinder und Jugendlichen in Vukovar und Vinkovci.
Helfen macht Spaß, wie man an diesem Bild erkennen kann, das bei der Ablieferung der Weihnachtspakete beim Verein Werke statt Worte im Lager in Löffelsterz entstanden ist.
Foto: Werke statt Worte | Helfen macht Spaß, wie man an diesem Bild erkennen kann, das bei der Ablieferung der Weihnachtspakete beim Verein Werke statt Worte im Lager in Löffelsterz entstanden ist.
In Vukovar warten die Helferinnen und Helfer bereits auf die Ankunft des „Weihnachtslasters” des Vereins Werke statt Worte, um die Pakete ausladen zu können.
Foto: Werke statt Worte | In Vukovar warten die Helferinnen und Helfer bereits auf die Ankunft des „Weihnachtslasters” des Vereins Werke statt Worte, um die Pakete ausladen zu können.
 
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