
In Deutschland macht man sich Gedanken, dass heuer vielleicht nicht alle elektronischen Weihnachtsgeschenke verfügbar sind. In vielen rumänischen Familien, bei Alten, Kranken oder Benachteiligten werden dagegen wirklich lebensnotwendige Dinge gebraucht, wie Lebensmittel oder Hygieneartikel. Damit dort auch etwas Weihnachtsfreude einzieht, sammelt die Sömmersdorfer Rumänienhilfe von Elisabeth Seemann vom 22. November bis 4. Dezember wieder Weihnachtspäckchen.
Es ist das 21. Jahr dieser Weihnachtsaktion, die die mittlerweile 81-jährige Sömmersdorferin gemeinsam mit der Rumänienhilfe Karl in Dettelbach durchführt. Das ganze Jahr über organisieren sie Hilfsgüter für Menschen in Siebenbürgen und im Banat, knapp 1000 Lastzüge sind in 30 Jahren dort angekommen. Fast jedes Jahr besuchen sie selbst ihre Kooperationspartner in dem Balkanland, die Heime, Schulen, Einrichtungen der Caritas oder privater Initiativen.
Die Corona-Pandemie hat diese Besuche erschwert, aber Mitte Oktober reiste eine Delegation um Elmar Karl wieder nach Rumänien, unter anderem zur Einweihung des neuen Behindertenzentrums der Organisation "Handicap" in Miercurea Ciuc. Dort hat Csaba Fiko, ein langjähriger Freund, auch mit finanzieller Unterstützung aus Sömmersdorf, Dettelbach und Unterfranken, ein barrierefreies Haus mit Wohnungen, Werkstätten und Gemeinschaftsräumen für Behinderte errichtet. "Elmar Karl hat dort einen Scheck über 5000 Euro überreichen können", weiß Elisabeth Seemann, die diesmal nicht dabei war. Geld, das dringend gebraucht wird.
Besucht hat die Delegation auch das Altenheim in Frumoasa oder etliche Einrichtungen der Caritas in Satu Mare. Immer wieder wurde sie mit dem Thema Korruption konfrontiert und mit den Klagen, dass die junge Generation das Land Richtung Westen verlässt.
In Turulung bekam sie Einblicke in ein Haus, das Nachmittagsbetreuung für 50 Schulkinder, hauptsächlich Roma, anbietet. Die Kinder dürfen nur kommen, wenn sie tatsächlich auch die Schule besuchen, erläuterte die Leiterin. Sie erhalten Essen, können duschen und werden bei den Hausaufgaben betreut. In 20 Jahren ist es daher gelungen, bei vielen eine neue Weltsicht zu etablieren, so dass sie einen Beruf erlernen und sich selbst versorgen können.
Dass dennoch viel Hilfe dort nötig ist, weiß Elisabeth Seemann aus Telefonaten mit dem Zentrallager der Caritas in Gheorgheni und mit persönlichen Bekannten, etwa der Schweizerin Franziska Simo. Sie betreut mit ihrem Mann neben den eigenen drei Kindern aktuell fünf Pflegekinder aus schwierigen Verhältnissen. Das Geld ist dabei stets knapp.
Die Spendenbereitschaft in der Region erfreut Elisabeth Seemann immer wieder. "Eine junge Frau aus Obbach hat mir gerade 71 Gläser selbstgekochte Marmelade für das Altenheim Sankt Elisabeth in Gheorgheni gebracht", erzählt sie. Denn dort sind auch solche Lebensmittel knapp oder gar nicht vorhanden. Oder sie erhielt eine Spende von 50 Kilo Zucker in kleinen Päckchen. Oder ein Ehepaar aus Hambach brachte drei Kartons voller gestrickter Socken, Schals oder Decken bei ihr vorbei.
Etliche Kanister voller Rapsöl hat Seemanns Unterstützerin Cilli Wetterich in Schraudenbach bereits besorgt. Sie nimmt mit ihrem Mann Alfred auch wieder Weihnachtspäckchen entgegen. Die sollen wenigstens an diesem christlichen Fest Freude in den rumänischen Familien und Einrichtungen verbreiten.