zurück
Schweinfurt
"Da tue ich keinem weh": 19-Jähriger nach Einbruch in zehn Schweinfurter Schulen verurteilt
Im Sommer 2022 brach ein junger Mann in Schulen ein, die Polizei ertappte ihn auf frischer Tat. Der Schaden: mehr als 100.000 Euro. Wie die Strafe ausfiel.
Ein junger Mann aus Schweinfurt brach im Sommer 2022 in mehrere Schweinfurter Schulen – darunter auch das Walther-Rathenau-Gymnasium – ein, um an Geld für Drogen zu kommen.
Foto: Anand Anders | Ein junger Mann aus Schweinfurt brach im Sommer 2022 in mehrere Schweinfurter Schulen – darunter auch das Walther-Rathenau-Gymnasium – ein, um an Geld für Drogen zu kommen.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:47 Uhr

Er wollte niemanden verletzen, das war für ihn klar. Aber Geld brauchte er trotzdem, um an Drogen zu kommen. Also entschied er sich, in Schulen in Stadt und Landkreis Schweinfurt einzubrechen und dort nach Bargeld zu suchen. Nach Klassenkassen, in Sekretariaten. "Da tue ich keinem weh", erklärte der junge Mann vor Gericht seine Entscheidung. Nach zwölf Einbrüchen schnappte ihn die Polizei im August 2022. Seine Beute: 6134 Euro; der Schaden an den Schulen: 106.453 Euro.

Nun musste sich der 19-Jährige vor Gericht verantworten. Die Anklage: Diebstahl in acht Fällen, versuchter Diebstahl in vier Fällen, Sachbeschädigung. Er soll in zehn verschiedene Schulen Türen aufgehebelt und Fensterscheiben eingeschlagen haben – unter anderem in der Franziskus-Schule, der Volksschule Körner, der Dr.-Georg-Schäfer-Schule, dem Walther-Rathenau-Gymnasium, dem Olympia-Morata-Gymnasium und der Grund- und Mittelschule Sennfeld. Nicht immer jedoch war etwas zu finden.

Polizist fasst ihn beim vierten Einbruch in dieselbe Schule

"Die Kinder hatten Angst, die Lehrer hatten Angst", berichtete ein Polizeibeamter vor Gericht. Die Polizei habe also unter extremem Druck gestanden, den Täter schnell zu fassen. Am 1. August 2022 habe man ihn auf frischer Tat an der Franziskus-Schule in Schweinfurt ertappen können, "seine Lieblingsschule offenbar", in der er viermal war. 

Schnell seien sich die Beamten sicher gewesen, dass sie den Richtigen haben. "Er hatte eindeutiges Täterwissen, konnte Fragen beantworten, die kein anderer beantworten konnte", sagte der Polizist. Und mit seiner Festnahme sei letztlich auch die Einbruchserie beendet gewesen.

19-Jähriger brach ein, um sich Geld für Drogen zu verschaffen

Als der Jugendrichter ihn fragte, ob er denn weitergemacht hätte, wenn ihn die Polizei nicht geschnappt hätte, antwortete der junge Mann: "Ich glaube, ich wäre nicht aus dem Kreis herausgekommen." Ihm tue es leid, was er getan habe. Um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, habe er sich Geld beschaffen müssen. Für den Amtsrichter ein "klares Musterbeispiel dafür, wie es den Bach heruntergeht, wenn man nicht die Kurve kriegt".

Doch das soll sich jetzt ändern. Er sei motiviert, eine Therapie zu machen. "Die Struktur, die er im Gefängnis hat, tut ihm gut", sagte eine Jugendgerichtshelferin. Er habe eine schwierige Kindheit und Jugend gehabt, schwierige Verhältnisse im Elternhaus, häufig wechselnde Wohnorte und fehlende Bezugspersonen. Zum Tatzeitpunkt sei er cannabisabhängig und obdachlos gewesen. Und dennoch, sagte sie, habe er "eine Chance verdient".

Staatsanwaltschaft und Verteidigung forderten eine Jugendstrafe

In ihren Plädoyers waren sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung weitestgehend einig: Der junge Mann sollte aus ihrer Sicht zu einer Jugendstrafe – die Staatsanwaltschaft forderte drei Jahre und zehn Monate, die Verteidigung eine Strafe unter drei Jahren – verurteilt werden und in eine Erziehungsanstalt kommen. 

Das Gericht verurteilte den 19-Jährigen wegen Diebstahls, versuchten Diebstahls, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Körperverletzung (eine Auseinandersetzung in U-Haft) schließlich zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und sechs Monaten und ordnete seine Unterbringung in einer Erziehungsanstalt an.

Trotz der schwierigen Entwicklung, sei es "bemerkenswert, dass er strafrechtlich fast nicht in Erscheinung getreten ist", sagte der Jugendrichter. Auch, dass er niemanden verletzen wollte, finde er löblich. Eigentlich "ein nicht unsympathischer junger Kerl". Der Richter wies darauf hin, dass es sich um "erzieherische Ziele" handele, die Zeit brauchten. Es sei – insbesondere mit der Therapie – ein langer Weg. Wenn er entlassen werde, solle er schließlich eine Perspektive haben. Das Urteil ist rechtskräftig.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Lisa Marie Waschbusch
Jugendstrafen
Mittelschule Sennfeld
Männer
Olympia-Morata-Gymnasium Schweinfurt
Polizei
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte
Staatsanwaltschaft Schweinfurt
Stadt Schweinfurt
Walther-Rathenau-Gymnasium Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. D.
    Muss er auch den entstandenen Schaden ersetzen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    Ein gutes Urteil. Hoffentlich findet der junge Mann Halt und Sinn für sein weiteres Leben und kommt von den scheiß Drogen los.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten