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SCHWEINFURT
Da geht noch was
Leidenschaftlicher Appell: Ex-„Spiegel“ Autor Dieter Bednarz las aus seinem Buch „Zu jung für alt“.
Foto: Martina Müller | Leidenschaftlicher Appell: Ex-„Spiegel“ Autor Dieter Bednarz las aus seinem Buch „Zu jung für alt“.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:12 Uhr

Herbstzeit. Die Frankfurter Buchmesse ist vorbei und Autorinnen und Autoren schwärmen aus, um ihre Neuerscheinungen vorzustellen und zu verkaufen. So auch Dieter Bednarz, der mehr als sein halbes Leben politischer Redakteur und Nahostexperte beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ war. Seine Interviews – unter anderem mit Syriens Machthaber Assad und Ägyptens Präsident Sisi – fanden international Beachtung.

Doch seine erfolgreiche Arbeit erfährt im Jahr 2016 einen Bruch: Bednarz' Chefredakteur drängt ihn zu einer Vorruhestands-Regelung. Der 60-Jährige empfindet diesen unerwarteten Karriere-Stop als tiefe Kränkung, dazu kommen nach dem Studium der ersten Renten-Hochrechnung Befürchtungen finanzieller Art. So macht er sich – bevor er den großzügigen Abfindungs-Deal letztlich doch unterschreibt – auf die Suche nach einer ihn wirklich ausfüllenden Weiter-Beschäftigung.

Über diese Recherchen quer durch Deutschland hat Bednarz ein ermutigendes Buch geschrieben: „Zu jung für alt – vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Berufsleben“. In einer Veranstaltung der Volkshochschule las der Autor daraus am Mittwoch in der Rathausdiele vor einem 30-köpfigen Publikum.

Die Zukunft neu überdenken

„Jeder soll sich in dem Buch wieder finden“, möchte Bednarz – doch dafür dreht sich darin allzu viel um seine eigene Person und seine Befindlichkeiten. Er nimmt den Leser mit auf seine Reise zu prominenten Altersforschern und zu Betroffenen. Er begegnet Menschen, die ihn ermutigen, seine Zukunft neu zu überdenken und auch die guten Seiten des Alters zu entdecken. In Berlin spricht er mit Clemens Tesch-Römer, Direktor des Deutschen Zentrums für Altersfragen.

Der Psychologe erklärt Bednarz, dass nicht alle Menschen den Umbruch vom Erwerbsleben zu Ruhestand gleich erleben: Die meisten betrachten diesen Übergang als neutrales Ereignis, eine weitere Gruppe begrüßt ihn als Gewinn. „Und Menschen wie Sie, Herr Bednarz, mit einer Fokussierung auf die Karriere, empfinden den Übergang als Verlust.“ Die Empfehlung des Experten: „Um erfolgreich altern zu können, müssen wir das Alter akzeptieren – mit allen Verlusten.“

Plädoyer für ein neues Alters-Bewusstsein

Auch das Gespräch mit dem Psychotherapeuten Götz Mundle bringt Bednarz eine neue Erkenntnis: „Sie haben sich mit Ihrer Firma, Ihrer Funktion identifiziert. Das hat Ihnen Stabilität und Identität gegeben. Dabei haben Sie Ihre persönliche Identität beinahe verloren. Fragen Sie sich: Was liegt mir am Herzen, was berührt und inspiriert mich wirklich?“

Zum Schluss liest Bednarz aus dem Kapitel „Willkommen an Bord“, ein leidenschaftliches Plädoyer für ein neues Alters-Bewusstsein. Der Rentner hat erkannt: Neues Altern bedeutet, sich vor sich selbst nicht wegzuducken, reinen Tisch zu machen. Sich selbst die Hand zu reichen und mit sich auszusöhnen. „Wir neuen Alten nehmen für unsere besten Jahre das Steuer selbst in die Hand. Vor uns liegt eine schöne, spannende, aktive Zeit.“

Zu Beginn hatte Volkshochschulleiterin Jutta Cize den Referenten und das Publikum begrüßt und sich für die Förderung der Veranstaltung bei der Körber-Stiftung, bei „Bayern liest“ und beim Förderverein der Vhs Schweinfurt bedankt.

 
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