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STADTLAURINGEN
CSU-Wahlkampf: Bei Waltraud und Mariechen
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:19 Uhr

Eingeschlafen war das Starkbierfest des CSU-Ortsverbands Stadtlauringen. Ihr Vorsitzender Heiko Zimny hat es wieder zum Leben erweckt. Denn die Partei setzt auf die Basisarbeit. Gerade im Jahr der Landtagswahl, in dem die CSU um ihre gewohnte absolute Mehrheit fürchten muss. Landtagsabgeordneter und Staatssekretär Gerhard Eck und Bezirksrat Stefan Funk haben schon auf Wahlkampfmodus geschaltet.

Waltraud und Mariechen. Per ironischem Vergleich mit den Figuren des fränkischen Komikerduos Heißmann und Rassau beschreibt Funk die zu Dutzenden anstehenden gemeinsamen Auftritte mit Eck. Beide sind die Direktkandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen. In Stadtlauringen geht es bei Starkbier und Gerupftem darum, die Basis auf den Urnengang vorzubereiten, Kampfbereitschaft zu demonstrieren und die Mitglieder zum Mitmachen zu animieren. Mit Lobhudeleien und markigen Sprüchen.

Franken und der Herrgott

Gerhard Eck kommt – wegen eines Termins in Würzburg – zwar spät, aber in seiner Rede schnell zum Punkt. Ein paar Zettelchen mit Stichpunkten reichen ihm aus, um die Wahlkampfthemen zu platzieren. Zur klassischen Rhetorik gehört der Wandel Bayerns vom Agrarland zur zehntstärksten Wirtschaftsmacht der Welt mit einer Pro-Kopf-Verschuldung, die jedem Bayern nur „ä Fläschle Bier“ abringen würde. Natürlich geht es auch um das Heimatgefühl: „Bayern ist wunderschön. Und mit Franken hat der Herrgott sein Meisterstück gemacht.“

Gerhard Eck schafft Nähe, indem er immer wieder aus dem Nähkästchen des politischen Betriebs erzählt. Er wird immer emotionaler, redet sich fast in Rage. Wie könne man angesichts der ökonomischen Bilanz von einem Versagen der Politiker reden, fragt Eck. Seine Lieblingsgegner, die „grünen Vögel“, spart er nicht aus. Im Landkreis seien sie damals gegen die Müllverwiegung gewesen, die jetzt so erfolgreich sei, wettert Eck.

Die Kleinen contra die CSU

Unterschriften gegen Flächenfraß: Eck setzt die Verkehrsinfrastruktur der Region dagegen, die er für die Prosperität in und um Schweinfurt verantwortlich macht. Das seien eben kleine Parteien, die nicht in der Verantwortung stünden. Bei einer Volkspartei wie der CSU sei das ganz anders. „Vier Jahre nix gemacht und dann so ein emotionales Thema aufbringen, über das Konsens geherrscht hat“, schimpft er über die Initiative, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen. Dabei werde fälschlicherweise suggeriert, diese Aufgaben gäbe es künftig umsonst. „Das ist alles Steuergeld.“

Auch wenn nirgends der Begriff AfD fällt, spart Eck das Flüchtlingsthema nicht aus. Wer in Not gerät, könne Hilfe erwarten, unterstreicht der Innenstaatssekretär. Aber Flüchtlinge müssten sich eben auch registrieren lassen: „Wir wollen wissen, wer in unserem Land ist.“ Bei allen Hilfeleistungen dürfe die eigene Bevölkerung nicht unter den Tisch fallen. Er spricht unter Beifall der Mitglieder von Kurskorrekturen. Und er erzählt das Beispiel eines Bekannten, welche Probleme er mit Rentenzahlungen hat. Und der Solidaritätszuschlag müsse jetzt endlich auch weg. Dass die CSU seit 2005 auf der Bank der Bundesregierung sitzt, erwähnt er in dieser Passage nicht.

„Glücksfall“ Gerhard Eck

Eck hat ein leichtes Heimspiel. Die Mitglieder klatschen immer wieder. Stefan Funk preist den Umstand, dass die Region ein bayerisches Kabinettsmitglied stellt. Gerade im Innenressort, etwas Besseres könne es für die kommunale Ebene gar nicht geben: „Ein Glücksfall.“

Funk geht anders als das Gefühlspaket Eck die Rede rational an. Muss er auch, denn über sein Parlament wissen die Zuhörer in der Regel wenig. Der Bezirkstag ist vielen fremd. Deswegen erklärt Funk die Aufgaben im Gesundheitswesen, im Sozialen und für die Kultur. 2200 Jobs biete der Bezirk allein in der „Gesundheitshauptstadt“ Werneck. Und Arbeitsplätze seien das „A und O der Sozialpolitik“. Gerade in der wirtschaftlich starken Region Schweinfurt.

Zahlen aus dem Bezirk

Der Chef der CSU-Fraktion im Schweinfurter Stadtrat lobt die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Ohne diese „kommunale Familie“ und deren Zusammenhalt wäre es nicht gelungen, den Plan zu verhindern, dass 5000 Flüchtlinge in der ehemaligen US-Siedlung Askren Manor in Schweinfurt untergebracht worden wären. Das hätte eine überproportionale Belastung der Stadt nach sich gezogen. Und dieser Zusammenhalt auf den politischen Ebenen, das macht auch Funk deutlich, habe besonders viel mit der CSU zu tun.

Wer an dem Abend genau hingehört hat, hat bemerkt, dass den CSU-Verantwortlichen ob der Wahlen etwas mulmig ist. So deutlich ist an der Parteibasis selten gesagt worden, dass man um den Wahlsieg kämpfen muss. Funk: „Es ist nicht gottgegeben, dass die CSU die absolute Mehrheit bekommt. Wir brauchen jede Stimme.“

 
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  • grafer.andy@t-online.de
    ich frag mich grad wo der herr eck sein bier kauft?
    zitat: Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, lag die Schuldenlast Ende 2016 bei 2295 Euro.
    ganz schön happig für a fläschle bier.
    ansonsten die üblichen floskeln aus dem csu-redebaukasten, schon tausendmal gehört.
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  • postmutti
    Markige Worte und kräftiges Bier - dass könnte doch der Wahlslogan für die CSU werden! Und Herr Funk hat da doch einen sehr weisen Spruch getätigt -. Es ist nicht gottgegeben, dass die CSU die absolute Mehrheit bekommt. Hört man da vielleicht ein bisschen Demut oder sogar ein bisschen Hoffnungslosigkeit heraus? Wir werden es erleben mit wievielen Prozenten sich gewisse Parteien zufrieden geben müssen!
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