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Schweinfurt
Crystal Meth in der Rückbank versteckt
Eine Drogen-Kurierfahrt endete auf dem Parkplatz Schraudenbachbrücke. Nicht nur im Versteck in der Rückbank sondern auch im Blut der Fahrerin fanden sich verbotene Substanzen.
940 Gramm Methamphetamin (Beispielbild), auch besser bekannt als Crystal Meth, wurden im September 2020 bei einer Fahrzeugkontrolle auf Parkplatz Schraudenbachbrücke sichergestellt. Die Fahrerin, die selbst unter  Drogeneinfluss stand, musste sich nun vor der 4. Großen Strafkammer am Landgericht Schweinfurt dafür veranworten.
Foto: David Ebener | 940 Gramm Methamphetamin (Beispielbild), auch besser bekannt als Crystal Meth, wurden im September 2020 bei einer Fahrzeugkontrolle auf Parkplatz Schraudenbachbrücke sichergestellt.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 13.02.2024 06:09 Uhr

Drogen an Bord und Drogen im Blut. Für beides musste sich eine 43-jährige Chemielaborantin vor der vierten Großen Strafkammer am Landgericht Schweinfurt verantworten, beides räumte sie unumwunden ein. Im September 2020 war sie mit einem älteren, nicht auf sie zugelassenen Passat auf der A 7 in Fahrtrichtung Füssen/Reutte unterwegs. Auf dem Parkplatz Schraudenbachbrücke wurde sie kontrolliert. Nicht zufällig, wie ein Kripobeamter im Zeugenstand berichtet, sondern gezielt.

Das Auto, versehen mit professionell eingebauten Drogenverstecken hinter der Rückbank und im Bereich des Ersatzrades, stand bei den Ermittlern in Verdacht als Drogenkurier-Fahrzeug von Nordrhein-Westfalen nach Bayern zu pendeln. Ein Verdacht, der sich bestätigte, denn intensiver Marihuana-Geruch im Auto und Reste der illegalen Kräuter, ließen den Schluss zu, dass der Passat nicht zum ersten Mal als Drogentransporter unterwegs war.     

Was die Beamten aber bei der Kontrolle auf dem Parkplatz Schraudenbachbrücke fanden, im ausgeklügelten Versteck hinter der Rückbank, kann sich aus Sicht eines Rauschgifthändlers im Hinblick auf Menge und Qualität noch mehr sehen lassen. 940 Gramm Methamphetamin, also fast ein Kilogramm der Droge, die unter dem Namen Crystal Meth bekannt ist, mit einem Wirkstoffgehalt von mehr als 75 Prozent. Was vor allem beindruckt, ist die Größe der "Brocken". "Die Kollegen in München, die das Rauschgift untersucht haben, haben sich einen 81 Gramm schweren Einzelkristall in ihren Schaukasten gelegt", schildert ein Kripobeamter im Zeugenstand die Qualität des Fundes. "Derjenige, der das hergestellt hat, versteht sein Handwerk."    

Wer das war, wer Absender und Abnehmer der Drogen ist, bleibt auch nach dieser Verhandlung im Dunklen. Die Kripo in Nordrhein-Westfalen führt dazu weitere Ermittlungen, vermutet wird ein größeres Netzwerk. Vor Gericht geht es um die 43-Jährige, die sich zu möglichen Hintermännern nicht äußert. Mit den 750 Euro, die man ihr für die Fahrt, die in Greven im Raum Münster begann, versprochen habe, wollte sie sich ein "Zubrot" verdienen. Sie selbst sei seit langem Amphetaminabhängig, lässt sie durch ihren Anwalt verlesen. Seit Jahren sei sie, wohl auch wegen des hohen Eigenkonsums, im gelernten Beruf nicht mehr auf die Beine gekommen, hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Die reichen bei weitem nicht für die Finanzierung der teuren Sucht. Wohl auch deshalb ist sie immer wieder durch Ladendiebstähle auffällig geworden. 16 Einträge, von Diebstahl bis zu Handel mit Ecstasy-Tabletten, finden sich in ihrem Vorstrafenregister.      

Steile Drogenkarriere hingelegt

Klar habe sie gewusst, dass sie Drogen im Auto hat, räumt sie ein, allerdings nicht, wie viel. Dass sie es wusste, beweist auch ihre DNA-Spur auf dem Plastikbeutel, in dem die Drogen verpackt sind. Im Rückbankversteck wird ein knappes Kilogramm Methamphetamin gefunden, im Blut der Fahrerin Amphetamin, das für eine absolute Fahruntüchtigkeit gereicht hätte. Die Droge wird später auch in nicht unerheblichem Maß in ihren Haaren nachgewiesen, was auf stetigen Konsum hinweise, so ein Sachverständiger.

Den räumt die Beschuldigte auch ein. Sie berichtet von ihrer schwierigen Kindheit und recht steilen Drogenkarriere, die schon im frühen Teenageralter begann. Kiffen, Alkohol, Ecstasy und LSD waren der Einstieg, seit fast 20 Jahren "nur noch" Amphetamin, dies aber beinahe täglich. Jetzt will sie nur noch weg von dem Zeug, eine Langzeittherapie im Maßregelvollzug, so ihr Wunsch, wäre der erste Schritt in ein neues, geregeltes Leben. Der Maßregelvollzug ist die freiheitsentziehende Unterbringung von psychisch kranken oder suchtkranken Straftätern.

Diesem Wunsch entsprach die vierte Große Strafkammer sozusagen in vollem Umfang. Maßregelvollzug für vier Jahre und vier Monate, so das Urteil.     

 
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