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SCHWEINFURT
Crashkurs über den Kontrabass
Redaktion
 |  aktualisiert: 23.04.2013 14:40 Uhr

Zu einer amüsanten und lehrreichen Unterrichtsstunde über den Kontrabass hatte die Disharmonie am Sonntagnachmittag eingeladen. Als Dozenten hatte Jürgen Dahlke mit Vali Mayer einen treuen Künstler gewonnen, der in Schweinfurt schon in Zeiten der legendären Schreinerei für mitreißenden Two-Beat- und Swingrhythmus sorgte. Jetzt ist er hier ab und zu mit dem Gitarristen Häns'che Weiss als Duo und ihrer eigenständigen Gipsy-Jazz-Version zu hören.

Doch an diesem Sonntag gehört die Bühne ihm allein, dem Bass-Virtuosen Valentin „Vali“ Mayer (77 Jahre) aus Zürich. In seinem komödiantischen Programm „Bass so low“ verknüpft er Musik mit Anekdoten aus einem halben Jahrhundert Bühnenerfahrung. Als Jazzmusiker wählt er für seine Vorstellungs-Nummer „Ich heiße Valentin“ gleich Richard Rogers Standard „Funny Valentine“. Er sei zwar ein bunter Hund und auch nicht der Schönste, doch dafür wisse er: „Each Day is Valentine's Day“.

Ursprünglich erfolgreicher Banjospieler wurde Mayer in den 1950er Jahren nach Paris gerufen, um Koryphäen wie Albert Nicolas und Bill Coleman zu begleiten. Auch als Bassist gelang er schnell zu großer Meisterschaft und spielte mit Kenny Clark, Miles Davis und Charles Aznavour.

Jetzt steht er gut gelaunt mit seinem Bass auf der Bühne: In zwölf Lektionen will er dem Publikum eine komplette Ausbildung am Kontrabass geben. Als Autodidakt habe er zwar nie Bass-Stunden gehabt, aber schon seine Oma habe immer gesagt: „Geben ist seliger denn nehmen“. Doch Mayer belässt es natürlich nicht bei solchen Plaudereien. Als Beispiel für seine Pariser Zeit spielt er auf seinem Bass rasende Bebop-Bass-Linien, das dazugehörende Miles Davis-Thema scattet er dazu, mit absoluter Perfektion.

Auch die Lektion „Anatomie des Basses“ gerät arg valentinesk: Die Schnecke sei bei langsamen Stücken ebenso wichtig wie der Steg für das Stegreifspiel. Mit der Mechanik werde der Bass gestimmt, etwa zweimal im Jahr. Als Besonderheit seien beim Bass die tiefen Töne oben und die hohen Töne unten, nach dem Spiel werde der Bass in einen Basskasten gepackt und mit einem Bassschlüssel abgeschlossen.

Lektion „Rechte Hand“

Die Lektion „Rechte Hand“ demonstriert Mayer mit dem Czardas von Monti auf leeren Saiten, mit der linken Hand verblüfft er mit Charlie Parkers „Donna Lee“ im up-Tempo. Dann fabuliert er über den Ernst der Lagen, jene Stellen, wo die linke Hand die richtigen Töne am Griffbrett finden kann. „Doch – die sind schon da, man kann sie nur nicht sehen“. Dann wieder Praxis mit einem Ausflug in die World-Music. Mayer brilliert mit Vocal Tabla Sounds, mit indischen Bass Ragas bis zu brasilianischen und arabischen Rhythmen.

Auch zum Thema Bass-Solo hat Mayer Erhellendes zu sagen: Sobald es beginnt, könne der Bassist aufhören, stur durchzuspielen. Das Publikum habe nun endlich Gelegenheit zu einem ungestörten Gespräch in normaler Lautstärke. Der Saxofonist könne die Schrauben am Mundstück justieren, der Posaunist sein Instrument von der angesammelten Spucke befreien. Die Kunst seines Solospiels beweist der Maestro mit einer wunderschönen Improvisation über „How high the Moon“.

Unerschöpflich scheint Mayers Fabulierkunst. Was ist erfunden, was hat er wirklich erlebt? Mayer verschmitzt: „Auch für meine Biografie gilt das Motto: Mit einem so kostbaren Gut wie der Wahrheit sollte man sparsam umgehen“. Wahrhaftig gewiss die Zuneigung zu seiner Frau Myriam, die er mit „Will you still be mine“ aus Schweinfurt grüßt. Herzlicher Applaus. Manfred Herker

 
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