Wer zurzeit an einem Wochentag durch Schweinfurt geht, ist streckenweise alleine unterwegs, auch in der Innenstadt. Ein fast surreales Erlebnis, an das man sich kaum gewöhnen kann und schon gar nicht will: Restaurants und Cafés komplett geschlossen, Bekleidungs- und Schuhläden dicht, nur noch Supermärkte, Bäckereien, Apotheken, Arztpraxen geöffnet. Doch auch abseits der City, im Hafen etwa, ist der Verkehr sehr überschaubar. Auch die Baumärkte sind dicht, in der Industrie wird die Produktion teils drastisch heruntergefahren, werden Zeitkonten abgebaut.
Vom Groß- bis zum Kleinstbetrieb
Bei der Arbeitsgentur Schweinfurt führt der Corona-bedingte Fast-Stillstand des Wirtschaftslebens zu erheblich mehr Arbeit. So sei die Zahl der Kurzarbeit-Beratungen deutlich in die Höhe geschnellt, teilt Pressesprecherin Tanja Neppe auf Anfrage mit. Viele Anträge werden gestellt – "vom Großbetrieb über mittlere Unternehmen bis zum Kleinstbetrieb", so Tanja Neppe, "über alle Branchen hinweg".
Eine Hotline sei geschaltet und Beratungsteams seien gebildet worden. An die 11 000 Arbeitgeber des Arbeitsgenturbezirks Main-Rhön – das sind Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge – wurden Schreiben verschickt. Darin wird erläutert, wie sie Kurzarbeitergeld für ihre Beschäftigten dank der von Bundesregierung und Gesetzgeber erlassenen Sonderregelungen über einen erleichterten Bezug beantragen können.
Notfallnummer eingerichtet
Gleich auf der Internet-Startseite der Bundesagentur für Arbeit sind Informationen zum Corona-bedingten Arbeitsausfall und damit begründeter Kurzarbeit zusammengefasst. Die Antragstellung ist online möglich. Betroffene können sich durch Detailfragen durchklicken, aber auch zu den einzelnen Dienststellen der Schweinfurter Arbeitsagentur. Neu geschalten ist eine Notfallnummer bei der Arbeitsagentur Schweinfurt für finanzielle Notfälle: (09721) 547 111.
Für den Besucherverkehr sind die Arbeitsagentur wie auch das Berufsinformationszentrum (BIZ) bereits seit dem 18. März geschlossen. Grund ist der Schutz der Kunden wie der eigenen Beschäftigten vor dem Coronavirus. Die Möglichkeit zum persönlichen Kontakt in den Dienststellen "bleibt für Notfälle bestehen". Eine Arbeitslosmeldung könne auch telefonisch erfolgen und ein Antrag auf Grundsicherung formlos in den Hausbriefkasten eingeworfen werden, heißt es.
Für Besucher geschlossen
"Alle persönlichen Gesprächstermine entfallen ohne Rechtsfolgen", so Neppe. Termine müssten nicht abgesagt werden. Mit Schließung des Publikumsverkehrs ist laut Tanja Neppe mehr Kapazität für andere Aufgaben frei geworden wie Beratung und Antragsbearbeitung.
Die Schließung für den Publikumsverkehr sei absolut notwendig gewesen. "Bei einem Corona-Ausbruch hätten wir hier ein Riesenproblem", so die Pressesprecherin. Wer von den 169 Beschäftigten in Schweinfurt in letzter Zeit aus dem Südtirolurlaub zurückgekommen ist, sei freiwillig ins Homeoffice gewechselt. "Diese zwei Wochen sind bald vorbei, und von Corona-Symptomen von Mitarbeitern bslang nichts bekannt. Ansonsten gelten wie in allen Unternehmen die üblichen Schutzmaßnahmen."
Wie heftig die Corona-bedingte Kurzarbeit in der Region Main-Rhön ausfallen wird, werden die Zahlen des nächsten Monatsberichts der Arbeitsagentur zeigen. Dieser wird Ende März veröffentlicht.