"Am 25.05. teilte ich der Stadt Schweinfurt mit, dass sich seit Wochen die Litfasssäule am Anfang des Haardtberges in einem erbärmlichen Zustand befindet", schreibt eine Leserin und Bewohnerin dieses Stadtteils an diese Redaktion. Sie war im Bürgerservice der Stadt gelandet, und dort bekam sie eine Bamberger Festnetznummer, unter der sie die Firma erreiche, die dafür zuständig sei. Sie erreichte den Anrufbeantworter – und getan hat sich nichts.
Die Auskunft war unglücklich
Diese Redaktion hat sich die Litfasssäule angeschaut - und sich selbst ein (Handy)-Bild von ihrem "erbärmlichen Zustand" gemacht. Die "Ströer Deutsche Städte Medien GmbH", welche die Säule bewirtschaftet, war am Freitag erreichbar. Per E-Mail erhielt sie ein Beweisfoto, und übers Wochenende scheint eine schnelle Truppe Abhilfe geschaffen zu haben. "Die Säule wurde bereits am 13.06.20 neu eingeklebt", schreibt der Gebietsmanager Nordbayern - im Anhang ein Bild, nur mit einer ganz anderen Litfasssäule. Kontrollfahrt an den Haardtberg: Von dieser Säule hängen weiter die Plakatfetzen. Keine Spur von neu beklebt. Einziger Unterschied zum Freitag: die Straße ist jetzt nass.
Was sagt die Stadt dazu, dass sich ihre Bürger beim Betreiber beschweren sollen, wenn eine seiner Litfasssäulen seit Wochen einen Schandfleck bildet? "Die Auskunft des Bürgerservice war in der Tat unglücklich", heißt es auf Anfrage. Es gebe eine Datenbank von Ansprechpartnern, um Anfragen möglichst schnell bedienen zu können. Deshalb sei auch die Firma Ströer als externer Ansprechpartner für Litfaßsäulen aufgeführt und eine Telefonnummer hinterlegt. Richtigerweise hätte in diesem Fall aber – anders als etwa bei einer Anmietungsanfrage – die Beschwerde an das Fachamt zur Bearbeitung weitergeleitet werden müssen.
Corona-Pause löst den Leim
Und warum sieht diese Werbesäule seit langem so vergammelt aus? "Offensichtlich durch die fehlende Benutzung aufgrund wegfallender kultureller Ereignisse während der pandemiebedingten Einschränkungen löste sich der Plakatkleister und Plakatfetzen hingen herunter. So entstand ein optisch unbefriedigender Zustand", schreibt die Stadt. Auch der "Ströer"-Gebietsmanager für Nordbayern erklärt, dass es seit Wochen wegen der Corona-Krise keine Neubeklebungen etwa mit Hinweisen auf Kulturveranstaltungen gebe. In der Folge lösen sich die alte Plakate offenbar mit der Zeit auf und hängen oder fallen herab.
Und die Stadt teilt weiter mit: Am 10. Juni habe das Ordnungsamt den Sachverhalt über den optisch unbefriedigenden Zustand der Litfasssäule am Haardtberg vor Ort aufgenommen und anschließend den Betreiber um kurzfristige Abhilfe gebeten. "Diese ist inzwischen erfolgt."
Am Mittwoch "neu eingeklebt"
Ist sie nicht. Am Dienstagmittag zeigt eine dritte Vor-Ort-Recherche: Die Haardtberg-Werbesäule ist unverändert im "erbärmlichen Zustand". Das Wunder geschieht dann am Mittwochmorgen: "Jetzt müsste die richtige Säule neu eingeklebt sein!?", schreibt der Gebietsmanager in einer Mail mit einem Beweisfoto im Anhang. Jetzt stimmt's tatsächlich - endlich.