Vieles ist anders in diesen Corona-Zeiten, auch die Hospiz - und Trauerarbeit der Malteser, wie Monika Spath in einer Videokonferenz – auch das ist neu und anders – berichtete. Gemeinsam mit Kerstin Schug koordiniert sie den Malteser Hospizdienst in Stadt und Landkreis Schweinfurt, ist Ansprechpartner für schwerstkranke Menschen, Sterbende, Angehörige und Trauernde.
Doch Corona, sagt Spath, hat eine andere Normalität erschaffen: "Wie die Pandemie uns alle einschränkt, so schränkt sie auch die Hospizarbeit der Malteser ein". Auch dort gelten die Hygiene- und Schutzmaßnahmen und müssen je nach Gesetzeslage flexibel angepasst werden. Die Menschen sind verunsichert, Begegnungen und Kontakte schwierig. Berührungen, Abschied nehmen und vertraute tröstende Rituale sind nicht wie gewohnt erlebbar. Viele Angehörige fühlen sich alleine gelassen mit ihren Sorgen und Fragen rund um den letzten Lebensweg ihrer Lieben.
Hier bietet der Hospizdienst Hilfe und Unterstützung, gerne auch telefonisch. "Wir wollen ermutigen, einem sterbenden Angehörigen, Freund, Nachbarn offen und anteilnehmend zu begegnen, auch mit dem im Moment gebotenen physischen Abstand", betonen die beiden Koordinatorinnen und stellen weiter fest: "Wir sind sehr dankbar für das wunderbar wertvolle Engagement unserer ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und Hospizhelfer" – gerade in dieser besonderen Zeit.
Erstkontakt über die Koordinatorinnen
Aktuell dürfen persönliche Begleitungen daheim je nach Situation stattfinden; das war im ersten Lockdown im März nicht so. Begleitungen in den Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe sind jedoch nur sehr eingeschränkt möglich. Der Erstkontakt findet über die Koordinatorinnen statt; die prüfen bei einem Besuch die jeweilige familiäre Situation vor Ort. Sie zeigen die verschiedenen Möglichkeiten der Versorgung auf, klären über Unterstützungsmaßnahmen auf und geben wertvolle Tipps, wie diese existenziell herausfordernde Lebenssituation – auch daheim und während Corona ermöglicht werden kann.
Es dreht sich um die letzten Dinge erklärt Spath und so ist es immens wichtig, den Betroffenen zu vermitteln: "ihr seid nicht alleine" in dieser letzten Lebensphase. Für viele Menschen ein beruhigendes und bestärkendes Gefühl. Erst an Weihnachten gab es eine spontane Anfrage, wie Spath erzählt. Als die Familie erfuhr, dass die ehrenamtlichen Hospizhelfer im Notfall Sitzwachen abhalten, fiel die Entscheidung für eine Sterbebegleitung daheim leichter. Auch ein älteres Ehepaar konnte kürzlich mit diesem Wissen das Versprechen umsetzen, das sie sich wohl einst gegeben haben: Der Ehepartner stirbt zu Hause – für viele die Erfüllung eines letzten Wunsches.
Zuhören, Leid teilen und unterstützen – das macht die Hospizarbeit der Malteser aus, "dabei bleiben, aushalten und Begegnung stattfinden lassen" umschreibt es Monika Spath – auch in Corona-Zeiten. Allerdings läuft momentan die Begleitung etwas anders, spontaner, kurzfristiger, schlicht situationsbedingter ab, bestätigt auch Carmen Kuhn, die seit drei Jahren als ehrenamtliche Hospizhelferin in der Grafenrheinfelder Hospizgruppe Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet.
Begleitung über mehrere Monate
In manchen Fällen dauert so eine Begleitung auch mal sechs Monate bis zu einem Jahr. Da werden ganz besondere Verbindungen aufgebaut, stellt Carmen Kuhn fest. Das ist jetzt eher schwierig, aber nicht unmöglich. So rückt, wie in vielen anderen Bereichen, das Telefon auch hier in den Vordergrund, um wichtige zwischenmenschliche Verbindungen aufrechtzuerhalten, wie zu einer alten Dame im Pflegeheim. Die kann aufgrund ihrer Schwerhörigkeit zwar nicht telefonieren, doch die Gespräche mit ihrer Tochter tun, so Kuhn, beiden Seiten mehr als gut.
Die Dankbarkeit der Betroffenen ist oft "unendlich" groß, wenn sie erfahren, dass sie mit ihren Sorgen und Nöten nicht alleine sind, stellt Carmen Kuhn fest. Ein Eindruck, den auch Hospizreferent Norbert Wahler, gerade selbst im familiären Umfeld betroffen, und Elisabeth Vogt, langjährige Hospizhelferin in der Wernecker Hospizgruppe, im Videogespräch so unterschreiben würden.
"Corona hat das Bewusstsein der Menschen für die eigene Endlichkeit geschärft", sagt Vogt, die aktuell keine Betroffenen betreut, aber immer wieder angesprochen wird, wenn es um Fragen von Sterben, Tod und Trauerbewältigung geht. Sie wurde, wie übrigens viele andere ehrenamtliche Hospizhelfer auch, aus persönlichen Gründen in die Hospizarbeit "hineingestupst", wie sie es selbst beschreibt. Das, was sie dort vor über 15 Jahren in der Ausbildung gelernt und über die Jahre an mitmenschlichen Erfahrungen gesammelt hat, kommt ihr jetzt bei diesen vielen, sehr persönlichen und tiefgreifenden Gesprächen mit Sterbenden und Trauernden in der Corona-Krise zu gute.
Trauerarbeit ist wichtiger Pfeiler der Hospizarbeit
Die Trauerarbeit bildet einen weiteren wichtigen Pfeiler der Hospizarbeit. Während sich die Hospizhelfer nach der Sterbebegleitung langsam zurückziehen, greifen andere Angebote der Malteser – aktuell mit vielen Einschränkungen. So fand zwar die Trauerwanderung im Herbst nach einer Absage im März doch noch statt, das viel besuchte Trauer-Café, eine Sonntags-Oase für viele Trauernde, musste dagegen 2020 komplett ausfallen, wie auch die regelmäßigen Letzte-Hilfe-Kurse mit den Themen "Sterben als Teil des Lebens", "Vorsorgen und Entscheiden, "Leiden lindern" und "Abschied nehmen".
Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Aktuell läuft bis März noch ein Vorbereitungskurs zum Malteser Hospizhelfer, weitere Termine für verschiedene Angebote stehen bereits und sind telefonisch unter (09721) 93091132, per Email hospiz-sw@malteser.org oder auf der Homepage www.malteser-schweinfurt.de abzurufen.