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Gerolzhofen
Corona-Insolvenz: Charisma-Reisen in Gerolzhofen zahlungsunfähig
Der Anbieter für individuelle Gruppenreisen hat seit über einem Jahr keine Reise verkauft. Im gleichen Zeitraum liefen die Betriebskosten weiter. Jetzt folgt die Notbremse.
In Gerolzhofen musste ein Reisebüro Insolvenz beantragen.
Foto: Sören Stache, dpa | In Gerolzhofen musste ein Reisebüro Insolvenz beantragen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:44 Uhr

Die Charisma-Reisen GmbH in Gerolzhofen ist insolvent. Gegen den Anbieter für individuell geplante Fachstudienreisen speziell für Gruppen läuft seit dem 1. Juni am Amtsgericht Schweinfurt das entsprechende Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.

Geschäftsführerin der Charisma-Reisen GmbH, die seit dem Jahr 1997 in Gerolzhofen ansässig ist, ist Siglinde Schwab. Sie beschreibt das Dilemma, in der sich ihr Unternehmen befindet, auf Nachfrage dieser Redaktion wie folgt: Seit März 2020, mit Beginn des ersten Corona-Lockdowns, habe sie keine einzige Reise mehr verkaufen können. Im Gegenteil: Sie musste mehrere gebuchte Gruppenreisen stornieren und bereits einbezahlte Gelder von Kunden zurückzahlen.

Besonders schlechte Aussichten für Unternehmen

Auf der einen Seite keine Einnahmen, auf der anderen Seite anfallende Rückzahlungen plus fortlaufende Unkosten, etwa für das Büro in der Sudetenstraße in Gerolzhofen sowie für Versicherungen – das führte beinahe zwangsläufig in die Insolvenz. Eine rasche Besserung der Lage ist für das kleine Reiseunternehmen, das aus Kostengründen sein Büro in Gerolzhofen schon im vergangenen Jahr aufgegeben und seinen Sitz an Schwabs privaten Wohnsitz in der Gemeinde Oberschwarzach verlegt hat, ist nicht in Sicht.

Die Zusammenstellung der Reisen für ihre Kunden, darunter Verbände, Organisationen sowie Pfarreien, verlangt etwa sechs bis neun Monate Vorlaufzeit, berichtet die Geschäftsführerin. Da ist mit einem schnellen Anspringen des Geschäfts und mit Einnahmen selbst dann nicht zu rechnen, sollte die Corona-Pandemie nicht mehr lange anhalten und die Reisebranche unerwartet rasch wieder an Fahrt gewinnen.

Die Reisegruppen, für die Charisma-Reisen mit Agenturen in den Zielländern vor Ort das Programm zusammengestellt hat, hatten laut Schwab eine Größe zwischen zehn und 70 Teilnehmern. Zum Ausbruch der Corona-Pandemie betreute sie Gruppen mit insgesamt 150 bis 200 Reisenden, schätzt Schwab, der das Unternehmen seit 2015 gehört.

Versicherung schützt Geld von Kunden 

Wichtig ist: Keinem Kunden droht wegen des laufenden Insolvenzverfahrens ein finanzieller Schaden, erklärt der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Stefan Herrmann (Würzburg). Laut seinen Angaben wird eine Ausfallversicherung etwaige noch ausstehende Anzahlungen für Reisen erstatten. Im Fall Charisma-Reisen beziffert er die betreffende Summe auf "deutlich unter 100 000 Euro".

Er bezeichnet den Fall als "typische Corona-Insolvenz", dessen Ursache in der Pandemie zu suchen sei. Charisma-Reisen habe vor allem Stammkunden gehabt, die angesichts der unklaren Reise-Lage ab Frühjahr 2020 an ihren geplanten Reisen erst einmal festhielten und anbezahlte Gelder teilweise auch nicht gleich zurückverlangt hätten. Doch nach und nach hätten die laufenden Ausgaben des Unternehmens diese Rücklagen aufgezehrt, so dass für die Geschäftsführerin kein Weg daran vorbeiführte, als Insolvenz anzumelden.

Neben der Geschäftsführerin hat die Charisma-Reisen GmbH nach deren Aussage einen weiteren, geringfügig Beschäftigten, der sich um die Buchhaltung kümmert.

 
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