Am Montagmorgen hat die Impfstelle in der Stadthalle von Gerolzhofen ihren Betrieb aufgenommen. Alle paar Minuten erschienen vorwiegend ältere Personen, um sich gegen Corona impfen zu lassen. Verwendet wurde der Impfstoff AstraZeneca. Am Vormittag gab es eine kleine offizielle Eröffnungsfeier an den Stufen vor der Stadthalle, bei der mehrere Redner sich noch optimistisch zeigten bei der Bekämpfung der Pandemie. Wenige Stunden später sah das anders aus.
Am späten Nachmittag kam die überraschende Eilmeldung: In Deutschland wird erst einmal nicht mehr mit der Vakzine von AstraZeneca geimpft. Die Bundesregierung hat die Impfungen nach einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts vorsorglich ausgesetzt. Kurz darauf setzten auch Frankreich und Italien Impfungen mit der Vakzine aus. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung mit AstraZeneca hält das Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde muss nun entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken.
Alle Termine sind abgesagt
Im Landratsamt Schweinfurt und im Gesundheitsamt glühten am Nachmittag die Drähte. Wie wird lokal darauf reagiert? In Schweinfurt im Impfzentrum war für den Dienstag sowieso kein Betrieb geplant. Aber in Gerolzhofen. Um 16.45 Uhr teilte Andreas Lösch, Pressesprecher des Landratsamts, dann eine erste Entscheidung mit: Die Impfungen in der Gerolzhöfer Stadthalle werden sofort gestoppt, alle in dieser Woche bereits vereinbarten Termine werden abgesagt. Geplant war, in der Stadthalle bis einschließlich Mittwoch täglich bis zu 60 ältere Menschen zu impfen - mit AstraZeneca. Dies ist nun nicht mehr möglich. Wie es in der kommenden Woche aussieht, ist zur Stunde noch unklar.
Zum offiziellen Impfstart am Vormittag war die stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann nach Gerolzhofen gekommen. Ihr Dank galt der Stadt Gerolzhofen, stellvertretend für alle anderen Kommunen im Landkreis, für deren Bereitschaft, örtliche Gebäude für die Impfstellen vorzuhalten. Der Landkreis gemeinsam mit den Gemeinden tue alles in seiner Macht, um die Pandemie einzudämmen. Derzeit stehen sechs mobile Teams zur Verfügung, um in Gerolzhofen und künftig auch in weiteren Pop-Up-Impfstellen die Bevölkerung zu impfen. Das Problem sei allerdings nach wie vor die zögerliche Lieferung von Impfstoff, sagte sie.
Verwaltung zeigt sich flexibel
Der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak dankte dem Landkreis, dass gemeinsam mit der externen Münchner Fachfirma 21Dx nun auch in Gerolzhofen geimpft werde. Dies sei ein gutes Zeichen für den ländliche Raum. Es habe zahlreicher Absprachen bedurft, ehe die Stadthalle als Impfstelle in Betrieb gehen konnte. Dabei habe sich aber gezeigt, wie flexibel die Verwaltungen sein können, wenn es darauf ankomme. Der Landkreis, die Firma 21Dx und die Stadt Gerolzhofen hätten Hand in Hand gearbeitet, auch weil es sich bei der Impfaktion um ein ernstes und wichtiges Thema handle.
Der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Schweinfurt, Dr. Markus Hüttl von 21Dx, ist auch für die Impfstelle in der Stadthalle zuständig. Es sei geplant gewesen, dass zwei Teams an drei Tagen von Montag bis Mittwoch in Gerolzhofen tätig sind. Weil noch immer nicht ausreichend Impf-Nachschub vorhanden sei, könne man maximal 60 Menschen pro Tag impfen. Je nach Verfügbarkeit von Impfstoff können sich die Betriebstage in den darauffolgenden Wochen aber auch unterscheiden.
Barrierefreie Stadthalle
Auf die Frage der Redaktion, welcher Impfstoff denn in Gerolzhofen zum Einsatz komme, sagte Hüttl, man variiere hier, je nachdem was geliefert werde. Am Montag sei AstraZeneca im Einsatz. Grundsätzlich werde in der Stadthalle mit allen bekannten Impfstoffen geimpft mit Ausnahme von "Moderna". Dieser werde nur im Impfzentrum in Schweinfurt verwendet, weil er nicht ausreichend transportabel sei.
Wie berichtet, ist die Impfstelle in der Stadthalle barrierefrei zu erreichen. Dafür wurde vom Stadtbauhof extra eine lange Rampe errichtet. Am Ende der Rampe betritt man auf der Westseite den bisherigen Gastraum des Restaurants, der als Empfangs- und Wartebereich dient. Von hier aus geht es dann in die Halle, wo geimpft wird. Der Ausgang nach erfolgter Impfung erfolgt schließlich über den Seitenausgang auf der Ostseite der Halle. Damit wird im Gebäude ein Einbahnstraßenkonzept umgesetzt, damit es keinen Begegnungsverkehr von Personen gibt.
Die Registrierung für einen Impftermin kann entweder online über die Seite www.impfzentren.bayern erfolgen oder telefonisch über die Hotline des Impfzentrums für Stadt und Landkreis Schweinfurt unter der Telefonnummer (0800) 8772834. Ohne vorherige Terminvergabe kann man nicht beim Impfzentrum vorstellig werden. Alle Personen im Postleitzahl-Einzugsbereich der Stadt Gerolzhofen (97447) oder einer Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen werden jetzt automatisch der lokalen Impfstelle Gerolzhofen zugeordnet.