Schon die Schrammstraße zwischen Landratsamt und Stadtgalerie ist nahezu menschenleer. Vor dem Eingang zur Einkaufsmall steht eine Security-Mitarbeiterin. Die Türen sind unverschlossen, der Zutritt also möglich, doch drinnen sind die Geschäfte unbeleuchtet, ihre Türen verschlossen. Kein Mensch weit und breit, gespenstische Ruhe. Die Rolltreppen rollen nicht, sie sind mit rotweißen Bändern abgesperrt. Durch das gläserne Dach strahlt die Frühlingssonne.
Nur noch vier Läden geöffnet
Wo sonst geschäftiges Treiben herrscht, die Kunden ihre Einkäufe erledigen, in den zahlreichen Restaurants Nudeln, Eis oder ein Sandwich essen, Geschenke für Ostern kaufen würden – nichts als Leere und Stille. Erst am anderen Ende der Einkaufsstraße ist noch Geschäftsleben. Geöffnet haben von den derzeit gut 80 Geschäften der Stadtgalerie genau vier: ein Drogeriemarkt, ein Tee- und Kräutergeschäft, ein Optiker und eine Apotheke. Die übrigen 95 Prozent der Geschäfte für Kleidung, Schuhe, Geschenke, Einrichtung, Sport, Elektronik, Schönheit, Essen und Trinken sind coronabedingt und verordnungsgemäß geschlossen – wegen der Corona-Pandemie.
Was bedeutet das für die ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG als Betreiberin der Stadtgalerie Schweinfurt wirtschaftlich? Sicher sei auch ECE als Gesamtunternehmen von der aktuellen Krise stark betroffen, antwortet Anica Helbing. Als Center-Managerin der Stadtgalerie Schweinfurt könne sie aber nur für diese sprechen.
Mieter: Liquiditätsengpässe
Zahlen die Geschäftsinhaber noch Mieten, obgleich sie seit zwei Wochen keine Umsätze mehr machen und nichts mehr verdienen, beziehungsweise gibt es bereits Anfragen, die Miete auszusetzen oder zu stunden? "Wir sind täglich im engen Austausch mit den Mietern", so Helbing. "Viele von ihnen berichten uns trotz der angelaufenen Fördermaßnahmen durch die Politik von akuten oder kurzfristig drohenden Liquiditätsengpässen und haben angekündigt, ihre Miete nicht zahlen zu können." Ob und gegebenenfalls welche Mieter ihre Miete tatsächlich nicht mehr zahlen, werde man aber erst im Laufe des Monats April sehen.
Rechnet ECE mit Kündigungen infolge coronabedingter Umsatzverluste und gibt es schon welche? Zum jetzigen Zeitpunkt seien keinerlei Kündigungen für die Stadtgalerie eingegangen, so die Center-Managerin. Man stehe im engen Kontakt zu den Mietpartnern und müsse die aktuelle Lage genau betrachten. "Grundsätzlich laufen die Mietverträge aber weiter."
Center-Eigentümer entscheiden
Was aber ist, wenn Laden-Mieter mangels eigener Einnahmen gerade nicht zahlen können? "Die ECE betreibt und vermietet die Center – also auch die Stadtgalerie Schweinfurt – als Dienstleister im Auftrag der jeweiligen Eigentümer", erläutert Anica Helbing. Wie mit den Mietzahlungen umgegangen werde, entschieden letztlich die jeweiligen Eigentümer der Center. Mit diesen seien Gespräche geführt worden, um eine Lösung zur Unterstützung der Mieter in der für sie aktuell schwierigen Lage zu finden. Für die meisten sei eine partnerschaftliche Lösungen gefunden worden.
Sofern Mieter derzeit ihre Mietzahlungen nicht leisten könnten, nähmen diese mit ECE direkt Kontakt auf. "Wir besprechen anschließend ganz individuell jede einzelne Lage und suchen Lösungen, welche für beide Seiten im Rahmen der aktuellen gesetzlichen Regelungen händelbar sind."
"Stadtgalerie ist nicht in Gefahr"
Spekuliert wird schon, ob die Stadtgalerie Schweinfurt selbst die Corona-Pandemie wirtschaftlich überlebt. Anica Helbing: "Die Stadtgalerie befindet sich im Eigentum finanzstarker und langfristig orientierter Investoren, so dass für die Stadtgalerie keine Gefahr besteht."
Wann spätestens müssen Geschäfte wieder öffnen dürfen, um massenhaft Insolvenzen in den Branchen zu verhindern, die in der Stadtgalerie ihre Waren und Leistungen anbieten? "Das kommt auf die individuelle Lage der einzelnen Händler an", meint die Center-Managerin. Die Situation sei insgesamt äußerst herausfordernd. Wichtig ist daher, "dass die Läden so früh wie möglich wieder öffnen dürfen, dass die Menschen dann bewusst im stationären Einzelhandel einkaufen gehen und, dass die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, um den Handel zu unterstützen." Hierzu diskutiere ECE gerade mit Verbänden und Politik verschiedene Ideen.