Die Corona-Zahlen in Schweinfurt steigen weiter: Nach den Berechnungen des Robert-Koch-Instituts kletterte der Inzidenzwert – das ist die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner – von 217,1 auf jetzt 222,7 (Stand 30. Oktober 0 Uhr). Das ist der höchste Wert in Unterfranken, und er alarmiert. Kurzzeitig wurde sogar erwogen, Extramaßnahmen für Schweinfurt anzuordnen. Dies hätte zum Beispiel ein Vorziehen des ab Montag für ganz Deutschland geltenden Corona-Lockdowns sein können. Diese Überlegungen wurden aber offenbar verworfen.
Auch der Landkreis ist ein Brennpunkt. Der Sieben-Tageswert ist zwar leicht gesunken – von 190,6 auf jetzt 185,4 – aufatmen lässt das aber nicht. "Wir sind immer noch nah an den 200", verdeutlicht Andreas Lösch, Pressesprecher im Landratsamt, den Ernst der Lage. Zumal die aktuellen Zahlen ja immer nur das Infektionsgeschehen von vor zwei Wochen abbilden.
Landrat Florian Töpper hält angesichts der "besorgniserregenden Entwicklung hier bei uns direkt vor der Haustür", aber auch mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen im gesamten Bundesgebiet, den ab dem 2. November deutschlandweit gültigen Teil-Lockdown für dringend notwendig. Denn es sei zu befürchten, dass sich die Verbreitung des Coronavirus anders nicht mehr effektiv eindämmen lasse. "Die Gefahr, dass unser Gesundheitssystem aufgrund eines völlig außer Kontrolle geratenen Infektionsgeschehens überlastet wird, ist sehr real."
Landrat Töpper wirbt bei allen Bürgerinnen und Bürgern dafür, "diese überaus schwierige politische Entscheidung" mitzutragen. "Wenn wir uns alle an die vereinbarten Maßnahmen halten und unsere sozialen Kontakte für die nächsten Wochen auf ein absolut nötiges Minimum beschränken, machen wir es diesem Virus schwer, sich weiterhin schnell und unkontrolliert zu verbreiten", so Töpper.
Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé appelliert an die Bürger, sich an die geltenden Maßnahmen zu halten und Kontakte jeglicher Art soweit möglich zu vermeiden. Der Lockdown sei zwar eine neuerliche Herausforderung für alle, insbesondere für die Gastronomie sowie die Unterhaltungs- und Kulturbranche, dennoch seien die nun bundesweit einheitlichen Beschränkungen notwendig. "Nur wenn die Infektionszahlen deutlich gesenkt werden können, ist eine Lockerung der jetzt gültigen Maßnahmen im Dezember möglich", meint Remelé mit Blick auf das Weihnachtsfest.
Ein besonderes Augenmerk werde deshalb weiterhin auf die Einhaltung der Corona-Regeln gelegt. So habe es im Hinblick auf die für Samstagnachmittag angekündigte Grundrechte-Demonstration der Initiative "Eltern stehen auf" ein Strategiegespräch mit der Polizei gegeben. "Fortlaufende Verstöße gegen angeordnete Pflichten werden weder von der Polizei noch von der Stadt als Versammlungsbehörde hingenommen und konsequent verfolgt", versichert der Oberbürgermeister. Bei der Kundgebung vor einer Woche, bei der sich rund 100 Menschen auf dem Marktplatz tummelten, hatten viele Teilnehmer keinen Mund-Nasen-Schutz getragen. Die Versammlungsleiter seien nun noch einmal auf die Regeln hingewiesen worden. Auch die mögliche Durchsetzung durch polizeiliche Maßnahmen habe man besprochen.
"Versammlungsfreiheit und Meinungsäußerung sind Grundrechte", betont OB Remelé. Er weist aber darauf hin, dass "wir uns alle auch unserer Verantwortung für unsere Umgebung und die körperliche Integrität unserer Mitmenschen bewusst sein sollten". Er appelliert deshalb an alle Bürger, "auf verzerrende Darstellungen und falsche Behauptung" gerade jetzt in der aktuellen Situation zu verzichten.
Maskenpflicht wird nicht weiter ausgedehnt
Welche Regeln während der Corona-Pandemie gelten, haben Stadt und Landkreis in ihren Allgemeinverfügungen festgeschrieben. Diese gelten bis zum 2. November und werden dann durch die neue bayerische Verordnung zum beschlossenen Teil-Lockdown ersetzt – ergänzt um die ortsspezifischen Anordnungen. Beispielsweise das Alkoholverbot ab 21 Uhr am Roßmarkt, auf dem Georg-Wichtermann-Platz und im Chateaudun-Park. Oder die Maskenpflicht in der Schweinfurter Keßlergasse sowie auf den Marktplätzen in Werneck und Gerolzhofen. Eine weitere Ausdehnung der Maskenpflicht wird es vorerst nicht geben.
Seit Beginn der Pandemie sind in der Region Schweinfurt 1666 Covid-19-Fälle gemeldet worden, 502 in der Stadt und 1164 im Landkreis. Wie das Robert-Koch-Institut am Freitag vermeldet, haben sich in der Region Schweinfurt im Vergleich zum Vortag insgesamt 46 Personen (20 in der Stadt und 26 im Landkreis) neu mit dem Coronavirus infiziert. Am Donnerstag waren es 78.
Hinweis: Alle Dienststellen der Stadt Schweinfurt öffnen wegen der andauernden Corona-Pandemie ab Montag, 2. November, nur noch für Bürger, die vorab einen Termin vereinbart haben. Termine mit dem Bürgerservice können telefonisch unter 09721 51-0 oder per E-Mail an buergerservice@schweinfurt.de vereinbart werden.