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Schweinfurt
Corona-Demo im Routine-Modus
Keine Flaggen, dafür mehr Zeit zum Meditieren.  Bei der Meditations-Demo versammeln sich Menschen, die sich nicht in die Verschwörungstheoretiker-Ecke stellen lassen wollen.
Fand am Samstag wieder auf dem Volksfestplatz statt. Die Coronademo mit abschließender Meditation.
Foto: Uwe Eichler | Fand am Samstag wieder auf dem Volksfestplatz statt. Die Coronademo mit abschließender Meditation.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 13.02.2024 08:26 Uhr

Meditationsdemo Nr. 5 verläuft routiniert, mit erneut rund 300 Teilnehmern, auf dem Volksfestplatz. Diesmal haben die Gegner der Corona-Maßnahmen 90 statt 60 Minuten Zeit: das Meditieren kam letzte Woche etwas zu kurz. Mitorganisator Andreas Hofmann übt Kritik, an Zahlenverwirrung, zu viel Desinfektion, Luftmangel hinter der Maske, der Vernachlässigung anderer Kranker. Die momentane Lockerung sei unverbindlich, durch eine "Zweite Welle" jederzeit aufhebbar.

Hauptberuflich arbeitet der Gesundheitspraktiker bei einem Schweinfurter Großbetrieb. Per Anschreiben an die Firma soll geklärt werden, wie das Unternehmen zu einem Gesetzentwurf steht, wonach Arbeitgeber Zugriff auf Impfdaten und den Gesundheitsstatus ihrer Mitarbeiter bekommen könnten: eine indirekte Impfpflicht?

Der selbstständige Unternehmer Oliver Reinecke fordert, "für" etwas zu sein, die Grundrechte etwa und dafür sich umfassend zu informieren. Der ehemalige FC-Vorsitzende Werner Jonas sieht die Coronakrise als Deckmantel für den "Reset", die Neuorganisation der Wirtschaft, im Sinne der Elite. Die früher vereinzelt gezeigten Reichsflaggen wurden mittlerweile verbannt: "Wir sind keine Verschwörungstheoretiker, keine Nazis, nicht rechts oder links", versichert Hofmann. Seine Warnung vor deutschlandweiten Antifa-Drohungen gegen Corona-Demos: Im ruhigen Schweinfurt wirkt sie wenig dramatisch. Für nächste Woche sind die Würzburger Mitstreiter angekündigt. Trotz ein paar Längen bei den Vorträgen sind "Wachstum" und Vernetzung das Ziel.

Nicht jede Behauptung besteht den Faktencheck 

Sicher, manch hitzige Aussage der Redner täte sich beim Google-Check schwer: War Drosten fühllos gegenüber Lockdown-Kindern, weil er, wie Merkel, keine hat? Der Virologe ist Vater eines kleinen Sohns. Hat Netanjahu gefordert, Kinder zu chippen, zur Überwachung des Abstandsgebots? Im hebräischen Original war von einem Sensor die Rede, keinem Mikrochip  – einige Rabbiner haben dennoch gegen die unorthodoxe Weltregierung gewettert, die Bibi anstreben würde.

Hat Impfpapst Bill Gates Todesfälle in Indien verursacht? Beweis Fehlanzeige. Fest steht, dass sich dort Pharmakonzerne unbeliebt gemacht haben, mit "unternehmerfreundlichen" Feldversuchen. Was Fakten sind, was persönliche Wahrheiten, ist oft schwer zu unterscheiden. Haben, so ein Vorwurf, die Medien früher kritischer berichtet? Wurden einst geachtete Interviewpartner wie der SPD-Gesundheitspolitiker und Lobbykritiker Wodarg diffamiert? Die Demonstranten eint offenbar das Gefühl, dass ein zunehmend undemokratischer, technokratischer Politikstil dem "Volkssouverän"  vorgeben möchte, wie er künftig zu leben hat: mit Corona als weltweitem Beschleuniger.

Die Zaungäste nehmen die Demo mit gemischten Gefühlen wahr. Ein Schweinfurter sieht, Stichwort ZF, die Wirtschaftskrise als eigentliche Gefahr, eine ältere Dame gibt den Demonstranten  "teilweise" Recht. Ein somalischer Flüchtling schaut den meditierenden Einheimischen auf ihren "Gebetsteppichen" zu, im New York-T-Shirt. Corona? "Das ist Europa", sagt der schlanke Mann aus dem Bürgerkriegsland, wo der Virus nicht das größte Problem ist.  

 
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Kommentare
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  • H. E.
    Frage: Wo gibt es einen Gesetzentwurf, der vorsieht, wonach Arbeitgeber Zugriff auf Impfdaten und den Gesundheitsstatus ihrer Mitarbeiter bekommen könnten? Woher rührt die Aussage, dass eine indirekte Impfpflicht kommen soll?
    Ich bin nur froh über die Aussage:
    Nicht jede Behauptung besteht den Faktencheck!
    Dennoch, welche Aussagen sind überhaupt per Fakten belegbar!
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  • M. E.
    @ uwe eichler: Hoffentlich haben sie Nichts gegen den FC, weil Sie den Herrn Jonas hier als ehemaligen Vorsitzenden bezeichnen.
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  • E. B.
    wers braucht, Hände waschen und Aluhut nicht vergessen
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