Musiker leben ihre Leidenschaft für die Musik. Und doch es ist, wie bei allen anderen Künstlern auch, eine sehr schwierige Entscheidung, diese Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen. Reicht das Geld, das man mit seiner Musik verdient, überhaupt zum Leben? Corinna Döring aus Wiebelsberg hat es geschafft, mit einem außergewöhnlichen Talent und außerordentlichem Fleiß: Auf dem sehr engen Markt der Berufsmusiker hat sie eine unbefristete Stelle als Flötistin am Theater in Würzburg bekommen.
Corinna wurde 1985 in Kitzingen geboren und verbrachte die ersten Jahre ihrer Kindheit zunächst in Münsterschwarzach, ehe ihre Eltern nach Wiebelsberg zogen, dem Heimatort ihrer Mutter. Neun Jahre jung war sie, als sie als Viertklässlerin zum ersten Mal eine Querflöte in die Hand nahm und bei ihrer Lehrerin Elke Friedl zunächst privat und dann an der Musikschule Schweinfurt-Gerolzhofen Unterricht erhielt. Schnell bemerkte Friedl das außergewöhnliche Talent des Mädchens.
Mehrere 1. Bundespreise
Bereits mit 14 Jahren durfte Corinna als Gastschülerin an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen Unterricht bei Matthias von Brenndorff bekommen. "Dieser Unterricht war musikalisch wirklich sehr wichtig für mich", erzählt sie heute. Regelmäßig siegte sie in dieser Zeit auf den verschiedenen Ebenen des Wettbewerbs "Jugend musiziert" und holte gleich mehrfach 1. Bundespreise. Bis heute hat sie engen Kontakt zu Matthias von Brenndorff. "Er begleitet mich auch heute noch, da er mittlerweile kaum 300 Meter Luftlinie von mir entfernt in Würzburg wohnt." Aber auch mit ihren anderen Lehrern und Professoren hat sie noch immer "einen sehr guten und persönlichen Kontakt".
Im musischen Gymnasium
Ihre hohe musikalische Begabung gab dann auch den Ausschlag, als Jugendliche das Gymnasium Gaibach-Gerolzhofen zu verlassen und mit Beginn der Kollegstufe an das musische Celtis-Gymnasium nach Schweinfurt zu wechseln, wo Corinna die Hochschulreife ablegte. Und dann stand sie an, die wichtige Entscheidung für das weitere Leben: Soll ich tatsächlich Berufsmusikerin werden? "Obwohl ich auch zum Beispiel in Mathe sehr gut war, habe ich mich dann doch für die Musik entschieden." Warum? "Das frage ich mich manchmal auch..." Corinna lacht. "Nein, Spaß beiseite. Das, was ich heute mache, ist ja keine Arbeit für mich. Es ist meine Leidenschaft. Und ich bekomme sogar Geld für das, was ich total gerne mache. Ich würde aber auch ohne Geld spielen."
Ihr Grundstudium absolvierte Corinna nach dem Abitur zunächst an der Hochschule für Musik in Karlsruhe in der Klasse von Prof. Renate Greiss-Armin und schloss das Studium als Diplom-Musikerin ab. Sie wurde mit einem Stipendium der Hans und Eugenia Jütting-Stiftung ausgezeichnet und war 2009 bis 2010 Stipendiatin des internationalen Lyceum-Clubs Karlsruhe. Erste Orchester-Erfahrungen sammelte sie in der Jungen Deutschen Philharmonie, dem Bundesjugendorchester und dem Bayerischen Landesjugendorchester.
Im SWR-Rundfunkorchester
Nach mehreren Vorspiel-Runden konnte die Wiebelsbergerin dann für ein Jahr einen begehrten Praktikumsplatz beim Rundfunkorchester des SWR in Freiburg ergattern. "Das war eine tolle Zeit." Durchaus gut bezahlt, konnte Corinna erstmals in ihrer Karriere mit gestandenen Musikerprofis in einem großen Orchester zusammenspielen. Und sie erspürte den speziellen Lebensrhythmus eines Orchestermusikers zwischen den intensiven und anstrengenden, bis zu fünfstündigen Proben und den umjubelten Aufführungen. "Wir waren viel unterwegs, in Japan, Paris, Venedig. Und natürlich in ganz Deutschland, unter anderem in der Berliner Philharmonie", schwärmt sie.
Nach dem Praktikumsjahr beim SWR ging es für die junge Frau in die Schweiz, genauer gesagt an die Musikakademie in Basel. Und wieder reihte sich ein Erfolg an den nächsten. 2014 gewann sie im Wettbewerb der Basler Orchestergesellschaft einen 1. Anerkennungspreis und wurde zuletzt von der Jamanuel und Evamaria Schenk-Stiftung als Solistin für ein Konzert mit den Argovia Philharmonic Orchestra ausgewählt.
Erfolge in der Schweiz
Nach dem erfolgreichen Master-Studiengang an der Musikakademie Basel schloss sie anschließlich im Sommer 2016 dann auch noch die Solistenklasse an der Musikhochschule Basel bei Prof. Felix Renggli ab - natürlich wieder mit Auszeichnung. "Ich durfte deshalb in meinem Abschlusskonzert als Solistin gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Basel auftreten", erzählt Corinna. "Das war wirklich eines der tollsten Erlebnisse meiner musikalischen Laufbahn und hat auch zu ein paar weiteren Engagements in der Schweiz geführt." Daneben konzertierte sie solistisch auch mit den Baden-Badener Philharmonikern, dem Oettinger Kammerorchester und dem Collegium Musicum Hersbruck.
Während der Zeit in Basel gab es dann eine überraschende Chance in der fränkischen Heimat: Das Stadttheater Würzburg suchte eine Elternzeit-Vertretung für die stellvertretende Solo-Flöte. Corinna Döring bekam den Job - und fortan pendelte sie zwischen Basel und ihrer ersten, wenn auch nur befristeten Musikerstelle in Würzburg. Nach dem Ablauf des Zeitvertrags nutzte sie die freie Zeit mit Engagements in Basel und Freiburg, ehe erneut eine Schwangerschaftsvertretung in Würzburg gesucht wurde - und Corinna erneut einen Zeitvertrag beim Orchester des Mainfranken-Theaters bekam.
Vom Main an die Donau
Nach dem Ende des zweiten Zeitvertrags ging es vom Main an die Donau. Corinna konnte sich beim Auswahlverfahren für die Soloflötistin am Niederbayerischen Landestheater in Passau durchsetzen. Ihre erste unbefristete Stelle der Karriere. Eineinhalb Jahre blieb sie in Passau. Dann gab es die Chance für eine Rückkehr nach Franken, als im Mainfranken-Theater eine unbefristete Flöten-Stelle frei wurde. Es klappte. Seit der Spielzeit 2018/2019 gehört Corinna Döring nun dem Orchester des Theaters an, hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit der Stadt Würzburg, wo sie jetzt auch mit ihrem Partner lebt.
Sie liebt ihre Arbeit in Würzburg. "Es ist sehr abwechslungsreich", erzählt sie. Mal Opern und Sinfoniekonzerte, dann wieder Musicals und Sonderkonzerte für Kinder und Jugendliche. Unten, im Orchestergraben des Theaters, wird ihr deshalb nie langweilig. Längst hat sie sich auch an den ungewöhnlichen Arbeitsrhythmus gewöhnt. "Wir proben entweder vormittags oder abends mehrere Stunden. Und die Aufführungen sind ja meistens auch abends", sagt sie. Nachmittags hingegen ist in der Regel immer frei. Bis zu acht "Dienste" - wie es die Musiker nennen - hat sie pro Woche am Theater zu absolvieren. Doch auch zuhause legt sie die Flöte nicht weg. "Ich mache täglich Übungen. Es ist wie beim Sport, man muss fit bleiben."
Aushilfe bei anderen Orchestern
Wenn es der enge Zeitplan in Würzburg zulässt und es terminlich möglich ist, dann hilft die Wiebelsbergerin auch noch bei anderen Orchestern aus. Sie hat sich einen Namen gemacht. "In der Musiker-Szene kennt man sich." Als Solo-Flötistin war sie bereits in Orchestern wie den Düsseldorfer Symphonikern, den Augsburger Philharmonikern und am Theater Ulm zu Gast, weitere Aushilfen führten sie regelmäßig ans Staatstheater Stuttgart und zum SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, wo sie ja schon als Praktikantin gespielt hatte. Und nicht zuletzt gastierte Corinna Döring schon mehrfach bei den festlichen Weihnachtskonzerten im Gerolzhöfer Steigerwalddom als Solisten und Mitglied des großen Orchesters - oder aber als Solistin in der Rüstkammer des Alten Rathauses.
Neben dem Dienst im Orchester pflegt die Musikerin aber noch ihre andere große Leidenschaft: die Kammermusik. In mehreren Kursen hat sie sich hier speziell fortgebildet. Ihre Leidenschaft für diese Art der Musik teilt sie mit der Pianistin Tayuko Nakao-Seibert. Die gebürtige Tokioterin und die Wiebelsbergerin lernten sich in ihrer Karlsruher Zeit kennen. Gemeinsam wohnte man in einer Musiker-WG. Nakao-Seibert arbeitet inzwischen als Korrepetitorin an den Musik-Hochschule in Stuttgart und Karlsruhe. Gemeinsam sind sie als "Duo op. 19" in den Konzertsälen der Republik unterwegs. "Es ist zwar total schwierig, dass wir gemeinsame Konzerttermine finden. Aber es bringt uns halt so viel Spaß, wenn wir zwei gemeinsam musizieren", schwärmt Corinna. "Es ist eben eine ganz andere Art von Musik."
Einen Eindruck davon, wie dies klingt, kann man gewinnen beim Konzert von Corinna Döring und Tayuko Nakao-Seibert, wenn beide - unterstützt von Moritz Benjamin Kolb, Solo-Cellist des Folkwang-Kammerorchesters - am 24. November um 17 Uhr im Alten Rathaus in Gerolzhofen gastieren. Mit den Klaviertrios von Joseph Haydn, Claude Debussy und Felix Mendelssohn-Bartholdy erklingen musikalische Meilensteine aus Klassik, Romantik und Impressionismus.