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SCHWEINFURT
Compagnie Momboye beeindruckt im Theater
Grandios: Die Compagnie Georges Momboye im Theater der Stadt Schweinfurt.
Foto: Agostino Pacciani | Grandios: Die Compagnie Georges Momboye im Theater der Stadt Schweinfurt.
Von unserem Redaktionsmitglied Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.06.2013 16:18 Uhr

Sechs Jahre gibt es den modernen Tanz in geballter Form nun schon im Schweinfurter Theater. Er zieht die Massen an, Theaterchef Christian Kreppel hat das Abonnement bereits in dieser Saison auf zwei statt einer Vorstellung pro Auftritt ausgeweitet. Und wenn er noch mehr solcher Perlen europäischer Tanzkunst auftreibt wie die Compagnie Georges Momboye aus Frankreich, die Leute werden ihm weiter die Bude einrennen. Es gibt nicht genug Superlative, um den wahrlich grandiosen Auftritt der vier Tänzerinnen und fünf Tänzer mit Live-Orchester zu beschreiben. Es war der ersehnte Höhepunkt und Knalleffekt zum Ende einer durchaus durchwachsen zu nennenden Tanz-Saison, in der nicht nur bei David Hughes rätselhaftem Auftritt das Publikum manchmal fragend zurückgelassen wurde.

Doch all das war Samstag- und Sonntagabend vergessen, weggewischt. Gerade im modernen Tanz kommt es darauf an, Bilder zu erzeugen, die bleiben. Über die man nachdenkt, an die man sich erinnert, die man später noch in jeder Einzelheit vor sich hat und weitererzählt. Mit Tanz kann man alles ausdrücken, jede Gefühlsregung. Von tiefer Trauer bis zu großer Glückseligkeit. Und in großer Glückseligkeit hat Choreograph Georges Momboye sein Publikum entlassen, mit Bildern im Kopf, die sie so schnell nicht vergessen werden. „Boyakodah“ heißt in einer der Sprachen der Elfenbeinküste, woher Momboye und ein Großteil seiner Tänzer stammen, „Glückseligkeit“. Und aus diesem Grundgefühl hat Momboye eine 75-minütige Show entwickelt, die einen atemlos zurücklässt.

Das Rezept ist denkbar einfach: afrikanischer Tanz, afrikanische Lebensfreude, europäische Elemente vor allem in der Synchronität der Gruppen, eine kräftige Prise des amerikanischen Tanz-Genies Alvin Ailey – bei dem der gebürtige Ivorer Momboye, der schon mit 13 in der nationalen Ballettschule dem Chef assistierte, einige Jahre arbeitete – dazu ein genialisch zu nennendes Live-Orchester mit einem herausragenden Thomas Guei an der Djembe – fertig ist die Mischung zum perfekten Tanzglück. Vor allem, weil das Ganze keine Klischees bedient, sondern immer authentisch bleibt. Dazu kommt eine schlicht gehaltene Bühne, die farblich mit einfachen Mitteln und dem Kontrast zwischen Schwarz und Rot bzw. Weiß in Szene gesetzt wird.

Perfekt wird das Ganze dadurch, dass die Tänzerinnen und Tänzer die Glückseligkeit leben, dass sie in Höchstform mit unglaublicher Kraft, Ausdauer und Eleganz ein eineinviertelstündiges Tanz-Gewitter herabregnen lassen. Einer von vielen Höhepunkten: Der Tanz der Liebenden, den Nadege Blagone und Louis Pierre Yonsian erst als Pas de Deux, dann in der Gruppe aller Tänzer bieten. Selten gelingt es zwei Tänzern so eindrucksvoll, zu einer Einheit zu verschmelzen – ein Gänsehautmoment, nahe an der Weltklasse.

Die nächste Tanz-Saison ab November ist bereits fertig geplant, die kommende fast fertig gezurrt. Vielleicht sollte Theaterchef Kreppel umdenken, falls er nicht eh schon vorher darauf gekommen ist, Momboye wieder einzuladen. Denn stehend dargebrachte Ovationen des Publikums sind nicht nur der verdiente Lohn für die Künstler, sie gibt es immer dann, wenn man sich auf die Wurzeln des modernen Tanz besinnt. Und das ist das richtige Rezept für jedes Theater, Publikum anzuziehen.

 
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