Wow, was für Emotionen in der TSV-Sporthalle: „Wer in Grettstadt spielt, der hat's geschafft“, freut sich Stefan „Das Eich“ Eichner, quirliger, rotzfrecher Comedy-Kabarettist aus Kulmbach, vor etwas über hundert Zuschauern.
Am Ende, vor dem jubelnden Applaus und stehenden Ovationen, zitiert er sogar Kennedy: „Ich-bin-ein-Grettstädter!“ Ja, er kommt bei den Grettschtern bestens an, der gelernte Industriekaufmann mit ersten beruflichen Erfahrungen bei der Kulmbacher Brauerei. Eine Zeit lang war er Börsenexperte. Mittlerweile kennt man den 40-Jährigen als bodenständigen, und doch boshaft doppelbödigen Plauderbarden mit knetgummiartig beweglichem, comicähnlichem Mienenspiel, langem Haar und kurzem Sinn.
„Der Schwachsinn galoppiert“, ist das zweite Solo-Programm des Entspannten Franken (von vier). Eine „Therapiesitzung“ nennt der Künstler die Mischung aus süffigen Pointen und flotten Gitarreneinlagen, vor schwierig zu begeisterndem Publikum. Denn: „Wir Franken sind a bisserle gefühlskalt. Können es aber nicht so zeigen.
“ Bis kurz nach 23 Uhr gibt das Eich sein Bestes, um die Emotionen zum Sieden zu bringen. Sorgt mit einem Frankenreggae für gute Laune, als Baggaweiha-Dschigolloohh, dem Gigolo vom oberfränkischen Badesee.
Ein Familienvater, dem nichts Menschliches fremd ist. Etwa, wenn die Schwimmwindel vom Jüngsten im Whirlpool wieder mal nicht das einhält, was die Verpackung verspricht. Im Nackedeibad, wo, kein Witz, das Schnorcheln verboten ist (nein, nicht wegen der rotierenden „Torpedos“ vom Kleinen).
So richtig warm ums Herz wird dem Eich aber erst in der Sauna, wo es heißt „Kein Schweiß aufs Holz“ – und er trotzdem sein Badetuch vergessen hat. Dann heißt's: Bloß nichts einklemmen. Ordentlich Dampf abgelassen wird auch beim Skandalsong über ein anderes Tabuthema: „Männer können nicht schnell kacken.“ Frauen schon, und das auch noch sehr diskret.
Weitere Lieder drehen sich („Gestern hart, heute weich“) um die Generation der Helden Jahrgang 1975, die als Kinder noch Schorf an den aufgeschlagenen Knien hatten. In einer fernen Zeit, als Schürfwunden noch nicht panisch zugesprayt worden sind. Damals, als es nur drei Sender gab, plus Ösifernsehen und DDR-Propaganda. „Heute haben wir Deppen-Fernsehen auf allen Kanälen“, klagt der Comedian, das dem Zuschauer Fragen im Stil stellt von: „Finden Sie Quizsendungen im Fernsehen zu schwer? A) Ja B) Kaninchen“.
Immerhin, der Dauerverkaufssender „Neun Live“ ist schon auf der Strecke geblieben. Für so viel galoppierenden Schwachsinn verlangt die GEZ auch noch Gebühren, schimpft der Musiker – hat man die Geldeintreiber abgewimmelt, stehen bei ihm gleich danach die Zeugen Jehovas vor der Tür. Zwischendurch steuert Gunther von Hagens aus seinen Plaste-Körperwelten ein kaltes Händchen bei, mit Rest-Eigenleben.
Es geht um die kaum weniger gruslige Sportart Nordic Walking, auch bekannt als „Altes Fett am Stiel“, oder den „Sommer im Franken“, der dem Eich mal die Geburtstagsfete verhagelt hat, im Juli: „Da schürt sogar der Kachelmann im Knast den Ofen an.“
Reinhard Mey, Udo Lindenberg, der Grönemeyer und der kleine Peter Maffay dürfen, als großes Finale, der Reihe nach ihre Erfahrungen mit dem frostigen Frankensommer besingen. Das Eich bedankt sich, als echter Fachmann, für ein frisch gezapftes TSV-Bier, außerdem bei Stefan und Michael an der Technik. Zum zweiten Mal hatte der Sportverein zum Kabarettabend geladen und für reichlich Unterhaltung gesorgt.