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SCHWEINFURT
City-Managerin: Neue Perspektiven für die Stadt?
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:30 Uhr

„Ich bin mir der Herausforderung und der Erwartung bewusst.“ Es ist der erste offizielle Satz der neuen städtischen City-Managerin und er zeigt, dass sich Svenja Melchert der Schwere ihrer Aufgabe bewusst ist. Am 1. März fängt die 28-Jährige an mit ihrer Arbeit. Und die wird alles andere als leicht sein. Hauptziel: Leerstand reduzieren.

Sie hat schon einige Ideen, will beispielsweise Filialisten und Konzepter, die um Schweinfurt bisher einen Bogen gemacht haben, von der Stadt am Main überzeugen. Auch Existenzgründer hat die junge Frau im Auge. Melchert hat Wirtschaftgeografie und Volkswirtschaft mit Masterabschluss in Osnabrück und Leipzig studiert.

Neue City-Managerin ist beim Amt für Wirtschaftsförderung angesiedelt

Sie ist in Goslar (Niedersachsen) geboren und wechselt nun aus Dessau (Sachsen-Anhalt), wo sie noch bis Ende Februar in der Wirtschaftsförderung tätig sein wird, an den Main. Auch in Schweinfurt gehört sie dem von Hans Schnabel geleiteten Amt für Wirtschaftsförderung an.

Seine neue Mitarbeiterin präsentierte Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Rathaus, in deren Mittelpunkt der Grund für ihre Anstellung stand: der zuletzt eher noch angewachsene Leerstand. Das Rathaus sei sich der Situation „allzu gut bewusst“, sagte Remelé. Es handele sich auch um „kein temporäres Problem mehr“, wie in den Krisenjahren 2002, 2007 und 2012. Heute habe man es mit einem Strukturwandel zu tun, der andere Innenstädte ebenso erfasst habe. In Schweinfurt zeige sich das an der „Auffälligkeit vieler Leerstände, auch in 1 A-Lagen“.

Oberbürgermeister: Einkaufsverhalten hat sich verändert

An Gründen nannte Remelé die Veränderungen im Einkaufsverhalten durch Demografie und Internet. Die prozentual wachsende ältere Bevölkerung habe nicht mehr das Kaufbedürfnis der Jüngeren, der Onlinehandel habe an „neuer Qualität gewonnen“. In Schweinfurt bedeute das einen Umsatzrückgang von bis zu 20 Prozent, der bis zu 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche überflüssig mache. Es gebe Branchen wie den Bekleidungssektor oder Buchhandel mit Rückgängen von bis zu 40 beziehungsweise 70 Prozent.

Mit den bisherigen Mitteln – besserer ÖPNV, mehr Parkplätze, mehr Events – zu reagieren, reiche nicht mehr aus. Es seien neue Impulse nötig wie das stark nachgefragte Wohnen in der Kernstadt, das sich die Stadt auf Fahnen geschrieben habe und ermögliche. 100 neue Innenstadtwohnungen seien bereits geschaffen, weitere kommen hinzu, sagte der OB, und nannte die Projekte Krönlein-Areal und Fischerrain.

Das laut Remelé „Phänomen Leerstand“ anzugehen, sei nicht alleine Aufgabe der Stadt. „Alle betroffenen Kreise sind gefordert“, sagte er. Der OB wies am Beispiel Spitalstraße auch auf Leerstände in den Stockwerken über den Läden hin. Hier seien die Eigentümer gefordert. Er erwarte sich ebensolche Impulse. Gefordert sei auch der Bürger und Konsument. „Ein Laden schließt in erster Linie, weil nicht eingekauft wurde.“

Beratungsfirma Cima wird ihr Handlungskonzept im Juli vorstellen

Die City-Managerin sei Ansprechpartner, Kümmerer und Bindeglied zwischen allen Beteiligten – Einzelhandel, Eigentümern, Kunden. Er wolle sie aber vor allzu großen Erwartungen schützen. Melchert, ausgewählt aus 64 Bewerbern, sei „keine Eier legende Wollmilchsau und auch keine Wunderwaffe“, so der OB.

Melchert wird eng mit der Beratungsfirma Cima (Forchheim) zusammenarbeiten. Dem Enkelunternehmen des Einzelhandelsverbandes hat die Stadt kürzlich den Auftrag für ein Handlungskonzept erteilt, das im Juli 2017 stehen soll. Michael Seidel, Cima-Geograf, stellte den Zeitplan am Dienstag vor.

Im Kampf gegen den Leerstand wird es ein Flächen- und Leerstandmanagement sowie Aussagen zur Aufenthaltsqualität geben. Eine wichtige Rolle spielt die Digitalisierung, wobei Hauptaufgabe sei, „Online und stationären Handel zusammenzubringen“. Schließlich sind Vorschläge zur Besucherlenkung und Erreichbarkeit der Stadt zu erwarten. In die Konzeptplanung wird auch lokales Wissen bei gemeinsamen Workshops mit dem Arbeitskreis Innenstadt einfließen.

Schweinfurter Einzelhandel sagt Unterstützung zu

Dort sitzt Jens Drescher, Ladeinhaber, Einzelhandelschef und Vorstand bei „Schweinfurt erleben“. Von der neuen City Managerin erhofft er sich eine Aufbruchstimmung. Den wichtigen Themen Digitalisierung und Fortbildung nehme sich der örtliche Handel schon konkret an. Drescher wünschte sich, dass Ärzte, weil Frequenzbringer, der City treu bleiben, mehr Kurzparkzonen und eine Diskussion zur Stellplatzablöse, die bei der Standortfrage heute mitunter ein Hindernis sei.

 
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  • E. B.
    Wie Sie selbst schreiben "Als eierlegende Wollmilchsau wird ein Wesen bezeichnet, das es so nicht gibt, ..." so bezeichnet man einfach eine neue Mitarbeiterin nicht - sie gibt es!.
    Egal, ich bleibe bei meiner Meinung. Ob der Herr Ob sich entschuldigt oder nicht, das muss er selbst wissen.
    Auf jeden Fall möchte ich nicht als "eierlegende Wollmilchsau" bezeichnet werden! Oder etwa Sie?
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  • H. G.
    Sie soll Leben in die Innenstadt bringen, soll die Leerstände beseitigen, soll die Eigentümer zur Mietminderung überzeugen, soll die Vorstellungen von Verwaltung und Geschäftswelt zur Deckung bringen, dazu noch die ganz leicht zu erfüllenden Wünsche und Vorstellungen der Bürger und Kunden umsetzen, das Ganze möglichst ohne Kosten zur Zufriedenheit aller. Wenn mir das jemand zutraut, dann würde ich mich gerne als eierlegende Wollmilchsau bezeichnen lassen. Allerdings reagiere ich nicht auch verbissen politisch korrekt.
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  • H. G.
    Warum soll sich der OB dafür entschuldigen? Als eierlegende Wollmilchsau wird ein Wesen bezeichnet, das es so nicht gibt, nicht geben kann - also schlicht wie der vielzitierte Wolperdinger ein Fabelwesen ist. Ein solches ist die neue City-Managerin ganz sicher nicht und deshalb werden auch nicht solche übermenschlichen (übertierischen?) Fähigkeiten verlangt. Bei nur etwas Kenntnis der bayerisch/fränkischen Sprachlandschaft sollte eigentlich klar sein, dass dies keine beleidigende Äußerung war.
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  • E. B.
    "... Melchert, ausgewählt aus 64 Bewerbern, sei „keine Eier legende Wollmilchsau und auch keine Wunderwaffe“, so der OB. ..."
    Wie kann denn der OB eine neue Mitarbeiterin als Eier legende Wollmilchsau bezeichnen - da wäre meines Erachtens mindestens eine Entschuldigung nötig.
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