Er hat sich gelöst von aller technischen Abhängigkeit, vom Computer, auch von der Airbrush-Methode. Jetzt dominieren Graphit, Kohle, Pastell- und Aquarellfarben. Zu sehen sein wird das in der Ausstellungstrilogie „Unterwegs in Franken“, die am 10. Mai in Ebrach beginnt und beim Herbstfest in Gerolzhofen und später auch in Volkach ihre Fortsetzungen findet.
Kaum jemand hat Gerhard Stahl in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit gesehen. Er hat sich weit zurückgezogen in die Abgeschiedenheit des Michelauer Ortsteils Sudrach. Er wollte innerlich aufräumen und sich neu strukturieren. Natürlich ist das nicht ohne Wirkung auf sein künstlerisches Schaffen geblieben.
Gerhard Stahl will die Abhängigkeit von der zeitgenössischen Technik „mit all ihren raffinierten Möglichkeiten, aber auch Ungepflogenheiten“ nicht mehr. Jetzt geht der ehemalige Kunsterzieher an der Hauptschule Gerolzhofen den Weg der bildnerischen Direktheit, wesentlich unmittelbarer, ohne Umwege, vor allem nicht mit der Absicht, fotografisch exakt abbilden zu wollen.
Die Eindrücke, die Gerhard Stahl auf seinen Fahrten durch Franken sammelte, vermittelt er jetzt wieder auf dem Wege der „Handschrift“ mit Pinsel und Stift. Was von früher geblieben ist, ist die Freiheit, im kreativen Bildnerischen ungewöhnliche Wege zu gehen. Das Experiment steht unangefochten an erster Stelle. Dass es auf dem Weg zum Werk viele Möglichkeiten gibt, auch solche, die er womöglich noch gar nicht kennt, weiß Stahl. Gerade nach ihnen will er suchen und sich ihnen öffnen. Wichtig ist dem dogmenfernen Maler nur, dass die gewählten Mittel „einfach, überschaubar und durchschaubar“ sind.
Stahl will nicht allen gefallen. „Jedem gerecht werden zu wollen untergräbt auf Dauer das Selbstbewusstsein und den freien Willen, hintergrundlos, also ohne Gefälligkeitsabsicht zu arbeiten“, sagt der knapp 60-Jährige.
Auch wenn die Motive aus Franken sind, als Heimatmaler versteht sich Gerhard Stahl nicht. „Genau so wenig ist der in Gerolzhofen geborene Ludwig Derleth ein Heimatdichter, obwohl sein Hauptwerk ,Der Fränkische Koran' heißt“, sagt er. Wie bei Derleth ist bei Stahl nur die Wahl des Sujets fränkisch dominiert, „die Gestaltung aber eher kosmopolitisch“.
Warum gerade Franken? „Weil dieser Landstrich einen unwiderstehlichen, wenngleich nicht sofort offensichtlichen Charme hat.“ In dieser Landschaft sieht sich Stahl als Chronist und Entdecker, hin und wieder auch als Sucher von Verborgenem, „das man diskreterweise eigentlich nicht beleuchten sollte.“
Die Trilogie „Unterwegs in Franken“ beginnt am 10. Mai (Vernissage am 9. Mai) im so genannten „Wohnzimmer“, einem Ausstellungsraum in Kloster Ebrach. Dort präsentiert Stahl in erster Line Skizzen und Notizen zurückliegender Reisen und Ausflüge durch Franken. Als Begleiter durch die Ausstellung mit etwa 30 Exponaten steht ein kleiner Mozart bereit, eine gewollte Verbindung zum am 10. Mai beginnenden Ebracher Musiksommer. Mozart tritt auf als Marionette, die verrät, dass Gerhard Stahl bis zum Jahr 2000 an der Schule neben Kunsterziehung auch die Fächer Werken, Technisches Werken und Technisches Zeichnen gab. Die Kleidung der etwa 80 Zentimeter großen Spielfigur ist nach dem komplizierten spanischen Spielkreuz angeordnet und von einer Modedesignerin konzipiert.
Als Veranstalter der Trilogie tritt der Rotary-Club Gerolzhofen/Volkach auf. Ein Teil des Erlöses aus dem Bilderverkauf geht an Rotary und dient damit einem wohltätigen Zweck.
Die Ausstellung in Ebrach in der ehemaligen Abtswohnung (1. Stock Museum) dauert wie der Musiksommer bis zum 13. September und ist täglich von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen jederzeit nach Anmeldung beim Verkehrsamt Ebrach unter Tel. (09553) 9 22 00.
Mit jeweils anderen Werken tritt Gerhard Stahl ab dem 5. Oktober bis in die zweite Novemberwoche im Alten Rathaus in Gerolzhofen und vom 3. April bis 30. Mai 2010 in der Barockscheune in Ebrach an die Öffentlichkeit.