
Die Corona-Pandemie hatte nicht nur schlechte Seiten. Zumindest für Chris Boettcher. Während sich andere zurückzogen, wagte er einen Neustart. Aus dem Comedian (2009 mit dem Kitzinger Schlappmaulorden ausgezeichnet) wurde ein veritabler Abendunterhalter im Stil eines Frank Sinatra, der 17 hochklassige Jazzmusiker auf Empfehlung der "Bananafishbones" um sich versammelt und nun mit "BBB", der Boettcher Big Band, unterwegs ist. Für perfekte Arrangements sorgt dabei Andreas Unterreiner.
Bekannt vor allem mit seinem Oktoberfesthit "10 Meter geh'" und seine Parodien auf Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus hat der inzwischen 58-Jährige eine neue, tiefsinnigere Qualität gefunden, über die sich bei seinem Auftritt im 24. Schweinfurter Nachsommer im Fresenius Medical Care Forum ("Nicht ohne meine Bigband") ein begeistertes Publikum überzeugen konnte. Die Süddeutsche Zeitung hat ihn sogar in die Klasse eines Roger Cicero geschrieben. Einen etwas größeren Zuspruch hatte jedoch Organisator Clemens Lucas beim "Highlight des diesjährigen Programms" schon erwartet.
Boettcher hat einen guten Bezug zur Region. Auch in der Schweinfurter Disharmonie war er zu Gast. Uns so begrüßt er sein Publikum augenzwinkernd mit "liebe Schnösel", weiß natürlich, dass es "Schnüdel" ("klingst ein bisschen wie Schniedel") heißen muss, und erntet dafür die erstens Lacher. Zu Schweinfurt hat übrigens auch Bassist Ivo Fischer einen Bezug, sein Vater lebt hier.

Dann geht es quer durch das Leben. "Liebe ist wie eine Kuh, sie läuft dem größten Ochsen zu. Oder: Liebe ist wie eine Lotterie mit tausend Nieten drin". Für eine Doktorarbeit reicht die Kenntnis von Biersorten, "wenngleich man sie nicht saufen kann". Boettcher besingt die Lieferhelden einer neuen Lieferwelt oder das "Hotel Mama" und richtet ein Gedicht an die Schwiegermama.
Boettcher träumt von Jugendlichen, die ganze Sätze reden, wünscht sich, dass Donald Trump die Bräunungscreme ausgeht, parodiert Showgrößen wie Udo Lindenberg ("mit dem Hüftgelenk geht's weiter"), Herbert Grönemeyer und Roland Kaiser, "die 70-Jährigen sind die heute 50-Jährigen". Für den Bäuerinnen-Kalender wünscht er sich auch Motive mit Strapsen beim Kuhmelken und die ein oder andere Altbäuerin. Natürlich fehlen Parodien auf die Politik nicht. Kohl liest Mathias Claudius, Schröder Heinrich Heine, Merkel Schiller. Boettcher ist ein guter Imitator.
So wie man ihn seit vielen Jahren vor allem aus dem Rundfunk kennt. Nachhaltiger Beifall.
