
"Bei uns sind Frauen die Verliererinnen", sagte Andrea Schranner, Leiterin des Schweinfurter Jobcenters, während sie ihren Jahresbericht 2021 im Ausschuss für Beschäftigung und Soziales der Stadt Schweinfurt vorstellte. Denn unter denen, die mehr als 21 Monate in den letzten 24 Monaten im Leistungsbezug standen, seien mehrheitlich Frauen – und ältere Menschen. Diese Langzeitleistungsbeziehenden, wie Schranner sie nennt, seien generell die Gruppe, "die dem Jobcenter die meisten Sorgen bereitet".
Im November 2021 seien 60 Prozent der 1912 Langzeitleistungsbeziehenden weiblich gewesen, berichtete Schranner. Viele von ihnen gingen zwar einer Beschäftigung nach, das Einkommen reiche jedoch nicht zur Existenzsicherung aus. Weibliche Berufsfelder seien oftmals durch ein niedriges Lohnniveau gekennzeichnet. Zudem wirkten sich auch "fehlende oder langjährig unterbrochene Erwerbsbiographien von Frauen stärker auf die Integrationschancen aus", ist dem Sozialbericht als Begründung zu entnehmen.
1076 Neuanträge bearbeitet – und 60 Prozent davon bewilligt
Insgesamt konnte das Jobcenter nur neun Prozent der Langzeitleistungsbeziehenden in den Arbeitsmarkt bringen, berichtete Schranner. "Wer während Corona in die Arbeitslosigkeit und in den SGB-II-Bezug gefallen ist, dem fällt es zunehmend schwieriger, dort wieder rauszufinden." 2021 betreute das Jobcenter in Schweinfurt durchschnittlich 3007 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 1200 Kinder in 2223 Bedarfsgemeinschaften, deren Zahl zum Dezember 2021 auf 2062 gesenkt werden konnte. Insgesamt 1076 Neuanträge hat das Jobcenter in 2021 bearbeitet, das sind 200 weniger als im Vorjahr. 60 Prozent der Anträge habe man bewilligen und damit die Ablehnungsquote gegenüber 2020 um 10 Prozent senken können, sagte Schranner.
Die Anzahl der Erwerbsfähigen, die das Jobcenter betreute, sank im November letzten Jahres auf 2791 und damit auf den niedrigsten Wert der letzten Jahre. Besonders erfreulich sei hierbei der Rückgang bei den 15- bis 25-Jährigen, was Schranner mit der großen Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt begründet. Vermittelt wurde nicht nur an Zeitarbeitsfirmen sondern auch an die Industrie und in die Pflege. Die Arbeitslosenquote startete 2021 mit einem Jahreshöchstwert von 6,8 Prozent im Januar, nahm jedoch im weiteren Verlauf des Jahres sukzessiv ab. "Wir haben trotz der Rahmenbedingungen einen Abbau geschafft", sagte Schranner. Im April 2022 habe die Quote bei 5,7 Prozent gelegen, sagte sie und zog ein Fazit: "Sie sinkt also weiterhin."
Zahl derer, die Grundsicherung erhielten, gestiegen
Leicht gestiegen sei hingegen die Zahl derer, die eine Grundsicherung erhielten: von 1077 Personen im Jahr 2020 auf 1105 in 2021. Corina Büttner, Leiterin des Amtes für soziale Leistungen in Schweinfurt, erklärte dies mit dem demografischen Wandel. Und: "Bei der Altersverteilung und der Geschlechterverteilung fällt deutlich auf: Altersarmut ist noch immer ein typisch weibliches Thema." Die Zahl der Frauen, die auf Grundsicherungsleistung angewiesen seien, sei deutlich höher als die der Männer. "Wer es im Laufe seines Erwerbslebens nicht schafft, ausreichend Rentenansprüche zu erarbeiten, wird künftig auf diese Grundsicherungsleistung angewiesen sein", sagte Büttner. Die Kosten für die Grundsicherung in Höhe von 6,7 Millionen Euro trägt komplett der Bund.
Die Stadt Schweinfurt finanziert hingegen die Hilfe zum Lebensunterhalt. 2021 waren dies 85 Fälle. Dafür entstanden Kosten von 521.822 Euro – im Vorjahr waren es noch 561.788 Euro.