„Das war das richtige Projekt für mich, die Arbeit mit behinderten Kindern“, stellt Chaina glücklich fest. Sie hat im Rahmen des Europäischen Freiwilligen-Dienstes in den letzten zehn Monaten am Förderzentrum Schonungen bei der Betreuung der Kinder mitgewirkt.
Junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren können über dieses Programm der Europäischen Union für drei bis zwölf Monate im europäischen Ausland an einer gemeinnützigen Einrichtung als zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt werden.
Chaina stammt aus Marseille, wo sie mit vier Geschwistern aufwuchs. Nach dem Abitur studierte sie zwei Semester Soziologie in Aix-en-Provence. Dabei merkte sie, dass ihr die Arbeit und das Zusammensein mit Menschen viel mehr liegen. So folgte die Mitarbeit bei Projektwochen mit Kindern und in Einrichtungen für behinderte Erwachsene.
„Ich wollte mal etwas anderes sehen und lernen“, nennt Chaina als Grund für ihre Bewerbung beim Europäischen Freiwilligen-Dienst. Als Wunschland gab sie Deutschland an, als Wunschbeschäftigung die Arbeit mit Kindern. Das Förderzentrum Schonungen bot ihr die Gelegenheit, sich in der Betreuung und Pflege einzubringen. „Es hat ganz viel Spaß und Freude gemacht, vor allem wenn ich die Kinder habe lachen sehen“, sagt Chaina.
Dass die junge Frau ohne jegliche Deutschkenntnisse in die Gemeinde kam, merkt man ihr nach dem zehnmonatigen Aufenthalt nicht mehr an. „Jeden Donnerstagabend waren eineinhalb, manchmal auch zwei Stunden Deutschunterricht angesagt“, berichtet Hanne Schumm. Als Präsidentin des Alban-Freundeskreises hat sie in Schonungen vor einigen Jahren gemeinnützige soziale Einrichtungen gesucht, die sich für die Akkreditierung als Einsatzort von Europäischen Freiwilligen Dienstleistenden eignen und diese auch anstreben. Unter anderem trifft dies für das Förderzentrum zu.
Unterricht war Bereicherung
Hanne Schumm ist Ansprechpartner für die jugendlichen Freiwilligen und sorgt für Unterkunft. Chaina war öfters bei Familie Schumm zu Gast und feierte auch das Weihnachtsfest mit ihnen. Da die Französin zunächst kein Wort Deutsch sprach, war der Unterricht auch für Hanne Schumm eine Bereicherung, denn so hat sich auch ihr Französisch verbessert.
Im Förderzentrum fand Chaina durch ihre Fröhlichkeit und ihr für Menschen offenes Wesen schnell Kontakt zu den Kindern und Mitarbeitern. Wenn sie in den Schulklassen am Unterricht teilnahm, konnte sie ihre deutschen Sprachkenntnisse üben und verbessern. „Ich habe ck, st, ä, ö und ü gelernt“, meint sie schmunzelnd. Auch beim Schullandheimaufenthalt auf dem Schwanberg war sie dabei und genoss es, ohne festen Tagesablauf mit den Kindern viel zu unternehmen.
Frere Jacques im Förderzentrum
Zum ersten Mal kam mit Chaina eine Europäische-Freiwilligen-Dienstleistende an das Förderzentrum. „Chaina war eine Bereicherung für uns“, resümiert Thomas Kötzel. Der Schulleiter erinnert sich an das Staunen der Kinder, als sie erstmals erlebten, dass ein Mensch eine andere Sprache spricht. Viele seiner Schüler leben in Familien, denen es aufgrund der Behinderung ihres Kindes nicht möglich ist, Reisen in andere Länder zu unternehmen. Die Kinder hätten auch interessiert Bilder aus Chainas Heimatstadt betrachtet und der jungen Frau aufmerksam zugehört, wenn sie von ihrer Reise mit dem Flugzeug berichtete.
Am 14. Juli wurde im Förderzentrum der französische Nationalfeiertag als „französischer Tag“ mit Crepes und Schokoladenkuchen begangen. Selbstverständlich erklang da mehrmals das Lied Frere Jacques, das Chaina mit den Kindern einstudiert hatte.
Ihre Freizeit nutzte die 21-Jährige während des Aufenthaltes in Schonungen für Reisen zu Kollegen aus dem Europäischen Freiwilligen-Dienst, die auch nach Deutschland gekommen waren. Berlin, Dresden, Hamburg oder Leipzig waren die Ziele. Kennengelernt hat sie auch Würzburg und die fränkische Kultur, da sich hier alle 15 Jugendlichen monatlich trafen, die in Unterfranken von der Organisation eingesetzt waren. Ihre berufliche Zukunft hat sie jetzt auch klar im Blick: Im Herbst strebt sie den Besuch einer Heilerziehungspflegeschule in Franken an.
Hanne Schumm freut sich, dass ihr Engagement für einen Austausch von jungen Leuten gut angenommen wird. Denn sie ist sich sicher: „Das Zusammenführen junger Menschen ist der Keim für ein gemeinsames soziales Europa der Zukunft.“
Im Herbst wird wieder ein junger Mann für zehn Monate im Schonunger Förderzentrum für die Kinder als zusätzlicher Betreuer eingesetzt. Die Präsidentin des Alban-Freundeskreises hat aber auch die Französischklassen an der Schonunger Realschule im Blick. Hier ist sie bemüht zunächst Brieffreundschaften zwischen den Schülern in der südfranzösischen Partnergemeinde und der Schonunger Schule zu knüpfen.