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SCHWEINFURT
Carus-Preis für Emmanuelle Charpentier und Hans Jakob Wörner
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Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:04 Uhr

Es ist eine schöne Tradition, dass alle zwei Jahre der Carus-Preis der Stadt in der Rathausdiele verliehen wird. Forschergeist wird hoch geschätzt in der Stadt, das zeigt auch die Gründung der Akademie Leopoldina hier in Schweinfurt 1652. Der Carus-Preis geht an Forscher, die sich mit einem Gebiet beschäftigen, das in der Leopoldina vertreten ist.

Die Akademie sitzt seit 1877 in Halle – von dort kommt der Baumeister des Alten Rathauses. Und auch während Ostblock-Zeiten ist die Verbindung nie abgerissen. Auch eine schöne Tradition.

Zur Tradition gehört aber auch, dass man zwar fasziniert zuhört, wenn die Preisträger ihre Forschungen vorstellen – und sich fragt, warum man in Physik oder Chemie nicht besser aufgepasst hat. Dann würde man vielleicht ganz genau verstehen, worum es geht. Der Gedanke passt gut zu Prokofjews Teuflische Einflüsterung, Teil des musikalischen Rahmenprogramms der jungen Pianistin Alina Pfister.

Hört sich kompliziert an, hilft aber immer

Aber immer bleibt die Erkenntnis: Es ist unfassbar, in was sich Forscherteams stürzen. Und wie sich was auf den ersten Blick extrem theoretisches und kompliziertes dann irgendwann konkret auf den Alltag auswirkt. Das macht's besonders spannend.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Akademie-Präsident Prof. Dr. Jörg Hacker zeichneten Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier und Prof. Dr. Hans Jakob Wörner aus. Beide stellen ihre Forschungen vor und bedankten sich sehr herzlich bei ihren Teams, am Ende der wissenschaftlichen Präsentation tauchten die Namen und die Fotos der Mitarbeiter auf. Eine schöne Geste, die man außerhalb einer solchen Veranstaltung selten sieht.

Die Genschere ist ein mächtiges Werkzeug

Emmanuelle Charpentier präsentierte auf englisch ihre Forschung, die man simpel mit Genschere umschreiben könnte oder wissenschaftlich CRISPR/Cas9, so Laudator Hacker. Schleust man dieses System in eine Zelle ein, erkennt das System dort eine bestimmte Stelle der DNA, schneidet sie exakt auf. Hier kann man ein Stück entfernen, ein neues einfügen. Wichtig bei der Agrartechnologie, bei der Erforschung und Heilung von Krankheiten.

„Ein mächtiges Werkzeug“, so Charpentier. Damit lassen sich zum Beispiel auch Genmutationen behandeln. Oder prüfen, ob eine Krankheit tatsächlich mit einer bestimmten Stelle auf einem Gen in Verbindung steht.

Neue Horizonte hat Hans Jakob Wörner mit seiner Forschung erschlossen, so Laudator Prof. Dr. Martin Quack. Er verbinde experimentelle Arbeit mit tiefgehender Theorie: „Das gibt es ganz selten.“

Was ist noch mal eine Attosekunde?

Fast behutsam führte Wörner das Publikum zu seinem Forschungsobjekt: Der Attosekunde. Das ist ein Milliardstel einer Milliardstel Sekunde. Wörner und sein Team erforschen, wie sich Moleküle auf einer Atto-Sekunden Skala bewegen. Dazu werden Laser eingesetzt.

Und auch diese Forschung wirkt sich auf den Alltag aus. Man kann so Elektronenbewegungen bei chemischen Reaktionen messen – gut, wenn man was gegen photochemischen Smog in Städten machen will. Man kann Ladungsprozesse in Solarzellen beschleunigen und Computerprozessoren schneller machen. Spätestens da wird einem die Attosekunde sehr sympatisch.

 
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