Der Verein der „Freunde von Schweinfurt ist bunt“ will mit einer Nachdenkkampagne ein Zeichen für die elementaren Werte unserer Gesellschaft – Demokratie, Toleranz und Mitmenschlichkeit – setzen.
Die am Dienstag bewusst am „Tag gegen den Rassismus“ gestartete Kampagne besteht aus zwei Teilen: Zum einen Großflächenplakaten, TV-, Radio- und Kinospots mit thematisch passenden Zitaten aus der Bibel, dem Grundgesetz und von Persönlichkeiten wie Nelson Mandela. Außerdem finden mehrere Aufklärungs- und Diskussionsveranstaltungen statt.
Im KuK erinnerte Vorsitzender Frank Firsching vor zahlreichen Medienvertretern an die spontane Entstehung des losen Bündnisses „Schweinfurt ist bunt“ im Frühjahr 2010 als Reaktion auf einen Naziaufmarsch am 1. Mai. Über 10 000 Bürger aus Stadt und Landkreis brachte das Bündnis auf die Beine, dem heute 78 Parteien, Verbände, Organisationen und Vereine angehören. Ende 2016 wurde aus Gründen der Gemeinnützigkeit der Verein gleichen Namens gegründet, der nun auch die Kampagne verantwortet.
Firsching erinnerte an über 1500 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und über 2400 Attacken gegen Flüchtlinge bundesweit. Es sei gut, dass die Gewalt in Schweinfurt noch nicht angekommen sei, hier eine relativ ruhige Stimmung vorherrsche. Wenngleich wie in der gesamten Republik Rechtspopulisten, Rassisten und Nazis auch in unserer Region versuchten, Menschenfeindlichkeit zu schüren und ein Klima der Respektlosigkeit anzuwenden.
Glücklicherweise sei in Schweinfurt und Umgebung neben einer großen Hilfsbereitschaft aus der Gesellschaft viel Verständnis für die Flüchtlinge vorhanden. Mit der Nachdenkkampagne „wollen wir offensiv für unsere Werte eintreten“, sagte Firsching und zählte auf: Würde des Menschen, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Mitmenschlichkeit und Religionsfreiheit.
Bisher habe das Bündnis auf hetzerische Angriffe durch Gegenkundgebungen stets erfolgreich reagiert. Nun agiere man selbst mit dem Ziel, dass auch weiterhin ein friedliches Zusammenleben von Zugewanderten und Einheimischen gelebter Alltag ist.
Die Details der Kampagne stellte Sven Schröter von der Agentur Gerryland vor. Die erste Idee, mit Bildern zum Nachdenken zu animieren, habe man fallenlassen, weil das mit Zitaten besser gehe. Als Beispiele nannte er das ausgewählte Bibel-Zitat „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25,35) und den Artikel 1 Grundgesetz („Die Würde des Menschen ist unantastbar“).
Die Slogans werden alsbald auf mehreren Großflächenplakate, im Kino, im Lokalfernsehen zu sehen und im Lokalradio zu hören sein.
Die Kampagne kostet laut Schatzmeister Nicolas Lommatzsch 20 000 Euro und wird zu je einem Drittel aus Mitteln der 78 Bündnismitglieder, der Stadt und Stiftungen sowie über Spenden unter anderem von Unternehmen finanziert.
Hier ist noch weitere Unterstützung nötig, appellierte Lommatzsch. „Wir freuen uns auch über fünf Euro“, ergänzte Firsching, der Schröter für die kostenlose Erstellung der Kampagne dankte.
Die öffentliche Veranstaltungsreihe mit vier Terminen präsentierte zweite Vorsitzende Marietta Eder. Schon am Donnerstag, 23. März, um 19 Uhr wird im Naturfreundehaus eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit vorgestellt. Zu Gast ist mit Werner Fröhlich einer der Autoren. Außerdem spricht der Geschäftsführer des Bayerischen Bündnisses für Toleranz, Martin Becher.
Die weiteren Termine beschäftigten sich mit der Religionsfreiheit (27. April, Rathausdiele), am 4. Mai spricht Studentenpfarrer Burkhard Hose, Friedenspreisträger wie das Schweinfurter Bündnis, im Kolpinghaus über das Thema Flüchtlinge, am 8. Mai folgt ein Diskussionsabend zum Rechtsextremismus in Bayern (Stattbahnhof).
Die Nachdenkkampagne findet man im Internet unter www.nachdenken.sw.de