Für seine "Sommertour" hat sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer die heißesten Tage des Jahres ausgesucht – zum Pressetermin in Wipfeld kratzte das Thermometer schon kurz vor neun Uhr an der 30-Grad-Marke. Gemeinsam mit Sebastian Lother vom gleichnamigen Weingut war der Politiker im Weinberg unterwegs – ein Kurzpraktikum, das weniger aus Worten, denn aus Taten bestand.
Unter dem Motto "Hümpfer packt an" arbeitete der 30-Jährige in seinen parlamentarischen Sommerferien in verschiedenen Betrieben und Institutionen in seinem Wahlkreis Schweinfurt -Kitzingen mit. Bürgernah und mit hochgekrempelten Armen wollte er Einblicke in die Abläufe im Betriebsalltag und ein Stimmungsbild über die Wünsche und Belange der Bürgerinnen und Bürger in seiner Heimat gewinnen.
Und so tourte er zwei Wochen lang durch die Region; saß in Volkach an der Supermarktkasse und war bei der Forstgemeinschaft Schweinfurt forstpflegerisch tätig. In Gerolzhofen hat Hümpfer einen Tag lang in einer Pflegeeinrichtung Menschen mit geistiger Beeinträchtigung versorgt und in der Albert-Schweitzer-Schule Schweinfurt den Idealverein bei der Mittagsbetreuung unterstützt. Eine "tolle Erfahrung" sagt Hümpfer, denn beim gemeinschaftlichen Sport wurde wieder mal klar, wie wichtig Teamgeist und Bewegung für Kinder sind.
Diebe und Raser hat er am Tag bei der Polizeidirektion in Schweinfurt zwar nicht "zur Strecke gebracht", wie er berichtet, aber doch bei morgendlicher Lagebesprechung und "Geschwindigkeits-Lasern" viele Eindrücke gesammelt. Den Abschluss der Sommertour machte dann die Notaufnahme im Leopoldina-Krankenhaus. Während es am Vormittag eher ruhig zuging, mit etwas Zeit für Gespräche mit dem Pflegepersonal zwischen den Routinehandgriffen, wurde es gegen Mittag dann doch heftig - so wie der Alltag in der Notaufnahme eben ist, der Hümpfer den "größten Respekt" abverlangte.
Sommerschnitt bei 30 Grad im Weinberg
Nach einem Praktikumstag beim Weingut Gessner in Garstadt ging es auch in Wipfeld um eine weitere Facette der fränkischen Region – den Weinanbau mit allem Drum und Dran, von der Bewässerung über die Pflege der Rebstöcke bis hin zur Abfüllung und Vermarktung. Sebastian Lother fackelt nicht lange und drückt seinem Praktikanten aus dem Bundestag gleich eine Schere in die Hand. Der Sommerschnitt steht an und so galt es, überflüssige Triebe und Laub zu entfernen und Geiztriebe abzuzwicken – wichtige Schritte für die Aromabildung.
Winzer und Politiker sind schnell beim "du", gemeinschaftlich arbeiten sie sich durch die Müller-Thurgau-Rebstöcke, schneiden zurück und dünnen dort aus, wo es zu kompakt gewachsen ist. Hümpfer ist Ingenieur und doch auf dem Weinberg kein "blutiger" Anfänger. Er hat selbst vor ein paar Jahren einen Weinberg in Schweinfurt gepachtet und bewirtschaftet. "Just for fun", wie er sagt, weil die Arbeit auf dem Weinberg so einen "meditativen Charakter" hat. Nur mit der Weinlese hat es dann leider nicht geklappt: eine Horde Wildschweine hat nämlich die Ambitionen des aufstrebenden Hobbywinzers einfach aufgefressen.
"Sehr schön" findet auch Winzer Sebastian Lother die Idee der Sommertour und lobt, dass Hümpfer nicht bei großen Unternehmen, sondern bei Mittelstandsbetrieben und gesellschaftsrelevanten Institutionen im Einsatz ist. An der Basis also, wie Lother es beschreibt, und so werden im Weinberg, Supermarkt oder Pflegeheim wichtige Themen diskutiert wie Schubladendenken, Personalmangel und der Klimawandel, der mittlerweile die Winzer auf neue Wege bringt, wie der Bundestagsabgeordnete erfuhr. Das Weingut Lother baut nämlich einen Blütenmuskateller an, der weniger Wasser braucht und resistenter ist als viele der herkömmlichen Sorten. Auch das novellierte Weingesetz kommt zur Sprache.
Trotz Sommerpause ist plötzlich Berlin am Telefon
Im Weingut wird dann noch ein Rosé abgefüllt, als das Handy klingelt. Trotz Sommerpause ist Berlin am Telefon: Ein Sondersitzung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie wurde wegen der aktuellen Gasversorgungslage kurzfristig einberufen, und so muss Hümpfer seinen nächsten Einsatz bei der Rewe in Volkach umdisponieren – aber nur marginal, denn der Ausschuss tagt online.
Nach dem Abschluss der Sommertour zieht der Praktikant aus dem Bundestag eine durchweg positive Bilanz: Er hat "unglaubliche Einblicke" und einen sehr guten Eindruck vom Arbeitsalltag in den verschiedenen Bereichen gewonnen und dabei "genau zugehört", wo der berühmte Schuh drückt. Das nehme er jetzt mit für seine Arbeit in Berlin, stellt der SPD-Politiker fest und ist sich jetzt schon sicher: Nächstes Jahr gibt es eine Neuauflage der Sommertour. Außerdem hat er alle, die ihn im Praktikum an die Hand genommen haben, nach Berlin eingeladen, damit sie auch seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter besser kennenlernen.