Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass auf "We are the champions" der Rockgruppe Queen der Frankenlied-Marsch folgte, beides nur von Ovationen des Publikums unterbrochen: Das Bundespolizeiorchester München zeigte beim Schweinfurter Nachsommer, dass es ein ziemlich weites Spektrum an musikalischem Repertoire drauf hat.
Der Auftritt des 46-köpfigen sinfonischen Blasorchesters im nicht ausverkauften "Fresenius Medical Care Forum" stand unter dem Motto "Friedenskonzert – von Filmmusik bis Rock". Der Reinerlös des Benefizkonzerts, so Moderatorin Marlene Unterthiner, komme der Solidaritäts-Partnerschaft Schweinfurts mit der ukrainischen Stadt Luzk zugute – eine schöne Geste, über die sich die offiziellen Repräsentanten der Stadt Schweinfurt hoffentlich in Abwesenheit freuten.
Eines von drei Reiseorchestern der Bundespolizei
Gastdirigent Andreas Seger hatte seine Musiker und Musikerinnen bestens im Griff. Nach der Sommerpause habe man sich intensiv vorbereitet, um als eines von drei Reiseorchestern der Bundespolizei vor allem den süddeutschen Raum zu bespielen. Nur zwölf Mitwirkende sind tatsächlich auch Mitglieder der Bundespolizei, doch alle haben einen Studienabschluss in Musik.
Mit der rhythmisch raffinierten Ouvertüre zu Leonard Bernsteins Operette "Candide" ging’s direkt hinein ins schwungvolle Geschehen. Kastagnettenklänge dann in "El Camino Real", dem "königlichen Weg" von Alfred Reed, einer Fantasie über lateinamerikanische Melodien mit vielen Flamencoanklängen, wirbelnden Tanzelementen, aufbrausender Leidenschaft, irgendwo zwischen Torero-Olé!-Feeling und weich schmelzendem Gesamtklang.
Eine Bourrée von Johann Sebastian Bach hatte 1969 Ian Anderson von der Rockband Jethro Tull zu einer fetzigen Adaption inspiriert. Soloflötist Pierre Verrept stellte zunächst das höfisch-tänzerische Original vor, bevor es in ein rockiges Arrangement ging: Groove nicht nur für die Beine, energiegeladen, mit ein paar Gelegenheiten für den Solisten, auch moderne Spieltechniken zu demonstrieren. Mit einem Streifzug durch die Musik zum Film "Fluch der Karibik" endete der erste Teil, mit einer vom Doppelchor der Trompeten dominierten mächtigen "Glory Fanfare" begann der zweite.
Udo-Jürgens-Medley im weißen Bademantel
Auch der Gesangssolist des nachfolgenden Udo-Jürgens-Medleys, Werner Willems, kommt aus Reihen des Orchesters. Er machte seine Sache ziemlich gut: Sehr stilecht im weißen Bademantel sein Auftritt. Passend zum Durchschnittsalter des Publikums die bekannten Schlager "Mit 66 Jahren", "Aber bitte mit Sahne", auch das "Ehrenwerte Haus" und "Liebe ohne Leiden" fehlten nicht, vielleicht aber doch ein bisschen die Nonchalance von Udo.
Schließlich die 80er-Jahre: Marlene Unterthiner erinnerte an die Welt von Schimanski, Steffi Graf, Boris Becker, Helmut Kohl, den Mauerfall. Musikalisch repräsentierte ein nostalgisch anmutendes Medley die Musik der Dekade. "Keen on Queen" hieß es schließlich, Freddie Mercury war zwar nicht als Leadsänger, aber musikalisch präsent durch seine Hits. Kurze Gänsehaut-Momente, Zugaben, ein Abend auf sehr professionellem Niveau, mit viel Disziplin und gebremster Euphorie, ganz in Konzertatmosphäre mit statisch weiß beleuchteter Bühne: Ein bisschen Show hätte den Abend abgerundet.