2004 hat die Innung für Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) ihr Bildungszentrum eröffnet. „Zehn Jahre – muss man das feiern?“ Die Frage hatten sich auch Obermeister Heinz Schuchbauer und Geschäftsstellenleiter Josef Bock gestellt. Und mit einem klaren Ja beantwortet. Wegen des inhaltlichen und baulichen Ausbaus, vor allem aber wegen der Ernennung zum Bundesleistungszentrum. Auf dem Gelände am Hainig wurde im Beisein von viel Prominenz am Freitagabend also nicht nur Geburtstag gefeiert.
Das Innungsgebiet umfasst die Region Main-Rhön. Schuchbauer erinnerte vor rund 200 Gästen an die 1974 eingeführte „überbetriebliche Lehrlingsunterweisung“, die noch Handwerksmeister nebenberuflich erledigten. 1992 übernahm das der als Ausbildungsmeister eingestellte, heutige Geschäftsstellenleiter Bock. Er und der einstige Obermeister Berthold Sterzinger, heute Ehrenobermeister, stellten fest, dass angesichts der rasanten technischen Entwicklung neben den Azubis auch die Meister eine stete Weiterbildung benötigten. Dazu seien aber eigene vier Wände nötig, schilderten Schuchbauer und Bock in einem Co-Festvortrag.
2003, der Bau war noch nicht fertig, ging es schon los mit der neuen Pro-Praxis–Klasse der Friedenschule Schweinfurt. Auf Anregung der Arbeitsagentur folgte auch noch 2003 eine praktische Berufsorientierung für 7. und 8. Klassen. Viele Schüler mit dem ursprünglichen Ziel Büroberuf „merkten sehr schnell, dass Handwerk nicht langweilig ist“, so Bock. Da die Politik „auch gemerkt hat, dass dies der richtige Weg ist“, habe man mehr staatliche Förderung erhalten. Die Innung baute 2006, 2008 und zuletzt 2011 weitere drei Hallen. Darin findet in Zusammenarbeit mit dem AFZ Schweinfurt die Berufsorientierung des Bundes für Mittelschüler statt. Eine praxisorientierte Berufsfindung auch für Realschüler und Gymnasiasten wird alsbald hinzukommen.
Das Hauptaugenmerk liegt freilich auf dem Ursprungsgeschäft, der Aus- und Fortbildung der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – wie der frühere Gas- und Wasserinstallateur beziehungsweise Heizungsbauer heute heißt. Darüber hinaus bietet die Innung den Mitgliedsbetrieben Schulungen und Seminare in allen Bereichen an, wie etwa Unterweisungen zum Trinkwasser oder beim Umgang mit Gasen. Angeboten werden Eignungstests für potenzielle Auszubildende.
Schweinfurt ist zertifizierte Schulungsstätte für Lehrgänge zum SHK-Kundendiensttechniker. Seit 2005 gibt es auch solche zur Elektrofachkraft im SHK-Handwerk. Sie werden rege nachgefragt – und das über die Region Main-Rhön hinaus. Sebastian Schunk von der Firma Schwender (Kulmbach) etwa wurde als 500. Teilnehmer am Lehrgang Kundendiensttechniker mit einem Präsent bedacht, ebenso André Leckelt als 675. Teilnehmer am Elektrolehrgang. Seine Firma Witter (Coburg) hat sich wegen der besseren Weiterbildungsmöglichkeiten der Schweinfurter Innung angeschlossen.
Zwei neue Highlights kamen 2011 hinzu: Die Innung wurde zum Wilo-Brain-Center ernannt. An einer im Hauptgebäude geschaffenen Wand ließen sich die technischen Zusammenhänge des laut Bock „großen Themas hydraulischer Abgleich verständlicher vermitteln“.
Seit 2011 ist man Bundesleistungszentrum für SHK-Berufe. Wieder hat hier der als „Motor“ bezeichnete Josef Bock seine Finger im Spiel. Er unterstützte 2011 Stefan Ebner bei der Vorbereitung auf die Berufsweltmeisterschaft World-Skills London. Ebner erreichte den 5. Platz und Bock wegen seines Engagements die Aufmerksamkeit des Zentralverbands. Dessen Hauptgeschäftsführer Elmar Esser ernannte Schweinfurt zum Bundesleistungszentrum.
Esser sprach vom „Aushängeschild der SHK-Ausbildung“. Unter Hinweis auf die demografische Entwicklung nannte er die Gewinnung von geeignetem Nachwuchs eine „große Herausforderung“. Grußworte sprachen Michael Falger (München) für den Fachverband, Handwerkskammerpräsident Hugo Neugebauer (Würzburg), Klaus Seebach (Arbeitsagentur), Innenstaatssekretär Gerhard Eck, OB Sebastian Remelé und stellvertretender Rhön-Grabfeld-Landrat Peter Suckfüll. Die Blechbläser Bad Kissingen sorgten für den guten Ton. Eine Fachausstellung gab es für die Mitgliedsfirmen.