Kommt das Gewerbegebiet am "Zeller Berg" vor den Toren Üchtelhausens – oder nicht? Bis zum 16. Juli wird darüber in einem Bürgerentscheid abgestimmt. Gut ein Drittel der Briefwahlunterlagen sollen bereits zurückgegangen sein. Klar positioniert haben sich jetzt auch der Bund Naturschutz und die Initiative Zukunft um die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider.
Der Ort für das Pressegespräch war von den Initiatoren bewusst gewählt. Am Parkplatz direkt nach der Einfahrt von der Staatsstraße runter in Richtung Üchtelhausen, bei bestem Blick auf das Ackerfeld, auf dem ein Gewerbegebiet entstehen könnte, machten Edo Günther und Richard Lindner vom Bund Naturschutz sowie die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider ihren Standpunkt zu den Bauvorhaben der Gemeinde Üchtelhausen deutlich. Es sei "unlogisch" und ein "unmögliches Verhalten". Schneider redete sich am "Zeller Berg" in Rage.
Erinnerung an Koalitionsvertrag
Sie kritisierte die Pläne (unter anderem sollen ein Nahversorger, ein Wertstoffhof und altersgerechtes Wohenen entstehen), die Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner (wie schon seine Vorgängerin Birgit Göbhardt) mit Zustimmung des Gemeinderats angetrieben hat, scharf. "Wir versiegeln unsere Zukunft", warnte Schneider. "Gewerbegebiete, Einkaufszentren oder neue Baugebiete sprießen wie die Pilze aus dem Boden – egal wo man hinschaut." Sie denkt, das geplante Gewerbegebiet wäre ein fataler Fehler. "Es steht viel auf dem Spiel", so Schneider. "Es droht sowohl die Grünflächen als auch das Landschaftsbild in der Schweinfurter Vor-Rhön zu zerstören."
Auch die beiden Vertreter des Bund Naturschutz brachten ihre Argumente ein, dass die Planungen für den "Zeller Berg" ad acta gelegt werden sollten. Günther erinnerte dabei an den Koalitionsvertrag von CSU und Freie Wähler, in dem festgelegt wurde, dass der Flächenverbrauch in Bayern deutlich und dauerhaft gesenkt werden sollte. "Die Einhaltung des in das Landesplanungsgesetz aufgenommenen Richtwerts von fünf Hektar Flächenverbrauch pro Tag ist leider in weiter Ferne", beklagte Günther. 2021 waren es stattdessen laut Günter 10,3 Hektar.
Irritation bei Gemeinderat
"Das darf so nicht weitergehen", forderte der Vorsitzende der Kreisgruppe Schweinfurt des Bund Naturschutz. Der BN unterstützt die "Bürgerinitiative für eine lebenswerte Großgemeinde Üchtelhausen", die einen Bürgerentscheid anstieß, der den geplanten Bau am "Zeller Berg" stoppen soll. "Die Bürger der Großgemeinde Üchtelhausen haben es in der Hand, mögen sie an die Zukunft denken und am 16. Juli nachhaltig wählen", sagten Schneider und Günther mit gemeinsamer Stimme in der nachfolgenden Pressemitteilung.
Durchaus irritiert reagierte der Üchtelhäuser Gemeinderat Aron Hatwieger, Mitinitiator der Initiative "Nein zum Stillstand – Gemeinsam für Fortschritt" auf Aussagen des Bund Naturschutz. "So sehr ich die Arbeit des Bund Naturschutz schätze, der Verband wurde im Bauleitverfahren zwei Mal um Stellungnahme gebeten", berichtete Hatwieger. Bei der ersten Beteiligungsrunde 2021 ging eine Stellungnahme des BN ein, die auch Berücksichtigung fand und abgewägt wurde. Bei der zweiten Runde 2022 gab es keine Stellungnahme. "
Hatwieger verteidigt Planungen
"Und jetzt kritisiert man, dass Festsetzungen im Bebauungsplan fehlen würden", wunderte sich der Gemeinderat. "Die Gelegenheit diese einzubringen wurde schlichtweg verpasst. Dass das jetzt ein Argument für die komplette Einstellung des Vorhabens sein soll, ist aus meiner Sicht eine Verhinderungstaktik."
Hatwieger verteidigte die Planungen weiter: "Wir gehen mit Flächen sehr sparsam um." Selbst mit dem "Zeller Berg" wäre man noch die Gemeinde im Landkreis mit den anteilsmäßig wenigsten Industrie- und Gewerbeflächen, betont Hatwieger.
Auch wenn ich immer höre und lese die Fläche wäre verhältnismäßig gering im Gegensatz zu anderen Gemeinden. Üchtelhausen ist doch eine Randgemeinde mit sehr großer Fläche, das kann man finde ich nicht so einfach mit anderen Gemeinden vergleichen. Wir haben doch Schweinfurt direkt vor der Nase. Außerdem erreicht man aktuell den nächsten Supermarkt mit dem Auto in 5 Minuten (ca. 4 km). Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen am Zeller Berg mit dem Fahrrad oder zu Fuß einkaufen zu gehen. Es braucht sowieso das Auto. Also wo liegt hier bitte der Mehrwert?
1) Ab August 2024 ist der „Zeller Berg“ aus jedem Gemeindeteil mit dem neuen ÖPNV-Konzept und dem On-Demand-Verkehr direkt und auf kürzestem Weg erreichbar. Für Sw ist das nicht der Fall.
2) Es gibt durchaus Üchtelhäuser Bürger, die dort mit dem Fahrrad/E-Bike/Lastenrad einkaufen würden. Und diejenigen fahren auf dem Rückweg mit Einkauf sicherlich lieber den Berg runter als umgekehrt. Eine weitere Verbesserung der anschließenden Radwege entlang der Staatsstraße ist schon in Planung.
3) Es geht auch nicht nur um den Lebensmittelmarkt. Dieser eröffnet in Kombination mit der bestmöglichen ÖPNV-Anbindung weitere Möglichkeiten wie ein Ärztehaus mit altersgerechtem Wohnraum und Pflege.
2) Genauso Verbesserung der Radwege nach SW. Dann ist es mit dem Lastenrad zum nächsten Edeka auch nicht so weit.
Fahrten nach SW zur Arbeit (mit dem Rad oder Auto) finden ja trotzdem statt, ob man dann bei der Zeller Berg Norma hält oder bei der Norma in SW bringt keinen Gewinn.
3) Ich kann mir die Realisierung eines Ärztehauses oder Pflegeheims beim aktuellen Personalmangel nicht vorstellen.