Der Haussegen hing schief bei der barrierefreien Bürgerversammlung in der Turnhalle am "Haus des Kindes". Alle 130 Stühle waren besetzt. Sämtliche Reizthemen im Ort kamen zur Sprache.
Volleyball-Abteilungsleiter Dominik Schlotter monierte die Erhöhung der Miete für die Nutzung der Niederwerrner Trimberg-Halle, die von 235 auf 350 Euro gestiegen sei. In der Ferienzeit, wo es eine größere Veranstaltung gibt, würden 700 Euro fällig, dabei seien Duschen oder die Anzeigetafel in keinem Topzustand. Gemäß Anfrage würde man die städtische Wichtermann-Halle für 180 Euro erhalten. Bürgermeisterin Bettina Bärmann widersprach: Die Trimberghalle würde von anderen Vereinen gerne genutzt. Im kreisweiten Vergleich habe der Gemeinderat die Mieten und Gebühren moderat erhöht, sagte die Rathauschefin. Gemäß überörtlicher Prüfung seien diese viel zu niedrig gewesen. Zum letzten Mal sei 2002, mit der Einführung des Euro, angepasst worden. Auch die Energiekosten seien massiv gestiegen, so Bärmann.
Teils emotionale Wortmeldungen
Es gab teils emotionale Wortmeldungen. Statt teurer Kimmelhaus-Sanierung brauche es das Geld für die Jugendarbeit in allen Vereinen, hieß es. Kämmerer Andreas Harth rechnete die Gebühren in den gemeindlichen Hallen vor: In der Trimberghalle würden für Erwachsene 9,50 Euro in der Stunde fällig, während die Gemeinde Kosten von 100 Euro pro Stunde decken müsse.
Nun wurde das politische Lokalderby erst richtig hitzig. Gerhard Engert, SVO-Vorsitzender im Bereich Finanzen, sah besonderen Förderbedarf mit Blick auf die sanierungsbedürftige eigene Halle. Die habe vor 40 Jahren vom Verein größer gebaut werden sollen als nötig, assistierte Ehrenvorsitzender Peter Wenzel, um als Schulturnhalle für die Gesamtgemeinde zu dienen. Heute wäre die SVO-Halle ein wichtiger Versammlungsort.
Bürgermeisterin verärgert
Die Betonung von Vereinsseite, dass man an die 800 Mitglieder repräsentiere, wollte Bärmann so nicht zählen lassen: "Alle Vereine müssen gleich behandelt werden." Verärgert zeigte sich die Bürgermeisterin über das Bild der Gemeinde, das nach außen gezeichnet werde. Es gebe reguläre Förderung, ebenso habe es Lösungsvorschläge gegeben, die vom Verein nicht wirklich beantwortet worden seien. Angedacht war etwa ein Hallenerwerb durch die Kommune, für symbolisch einen Euro. Der SVO könne auch gemeindliche Sportanlagen nutzen, was im Publikum als wenig realistisch angesehen wurde ob der Belegungspläne. Verwaltungsleiter Steffen Guth-Portain rechnete insgesamt 625.000 Euro vor, die laut digitalem Archiv an den SVO gezahlt worden seien. Man sollte das Thema "seriös verhandeln", nicht auf einer Bürgerversammlung, forderte Bärmann.
Ein rotes Tuch bleibt für viele auch die Sanierung des Kimmelhauses, als "Haus der Begegnung." Hier wurde erneut der Vorwurf laut, beim Workshop habe die Gemeinde ihre Version durchgedrückt, gegen die Befürworter von Abriss und großem Dorfplatz. Diese hätten vergeblich die Abfrage eines "Stimmungsbilds" gefordert. Bei einem Workshop zähle jede einzelne Stimme, meinte Bärmann, am Ende entscheide der gewählte Gemeinderat. Bei 1,4 Millionen Euro (Schätz-)Kosten bleibe der Umbau, angesichts nötiger Hangstabilisierung, die wirtschaftlichste Lösung, mit 60 Prozent Förderung.
Habitat für die Zauneidechse
Stichwort Grabeland: Die Kleingartenanlage hat sich nach einer Neuparzellierung von 80 auf 30 Parzellen verkleinert, nun mit Habitat für die Zauneidechse. Es habe keine Zwangskündigungen per Brief gegeben, sagte Bärmann, die Weiternutzung sei angeboten worden. Allerdings wären viele Parzellen ausgeufert und Vorgaben nicht eingehalten worden. Das Richtfest für alle Bürger, an der Neuen Mitte Niederwerrn, sei gemäß Vorgaben der Städtebauförderung gefeiert worden.
Kurt Bausenwein wünschte sich Freischnitt zugewachsener Dorfgräben, vor allem im verschilften Wiesengrund. Die Verwaltung verweist auf neue Sichtweisen beim Umwelt- und Klimaschutz. Je höher das Gras, desto niedriger die Bodentemperatur, so Bauhofleiter Andreas Hilmer.
Wolfgang Kraus sah eine Neugestaltung des Gewerbegebiets "Am Lagerhaus" kritisch, mit Blick auf weitere Neuversiegelung und steigende Abhängigkeit von Lebensmittelimporten. Im Rathaus verweist man auf den bestehenden Bebauungsplan von 1972.
Andreas Hümmer mahnte, lieber den Gewerbepark Conn Barracks voranzutreiben, bevor dessen Fläche noch weggeschnappt werde. Die Bürgermeisterin, die auf das Erstkaufsrecht des Zweckverbands verwies, lobte dieses Areal ebenfalls.
Brigitte Lehrl sah beim bekannten Thema "Bonlandkreuzung" amtliche Lösungen mit Verkehrszeichen kritisch, sie skizzierte eigene Vorschläge, inklusive Aufstellfläche für Radfahrer. Man habe es mit einer Kreisstraße zu tun, so die Replik, laut Polizei ohne Unfälle.
Ab 18. März ist aufgrund Sanierung der Bahnbrücke die Rhönstraße gesperrt, mit Umleitung über B 19/B 303, Fußgänger können noch passieren. Nach der Wegesanierung auf dem Friedhof wünschte sich Annemarie Ostfeld einen Kasten mit Erdaushub zum Auffüllen von Grabunebenheiten.